Tief im Westen Deutschlands ist man vielleicht schon in Belgien oder in Holland, ohne es zu merken. Der Stadtrand von Aachen geht nahtlos ins niederländische Vaals über. Es fällt manchem nur an den gelben Nummernschildern der geparkten Autos auf. Oder an den Parkverbotsschildern mit der Aufschrift "Niet Parkeren". Nun gibt es aber die deutschen Mautpläne und plötzlich zerbrechen sich die Menschen im Dreiländereck wieder den Kopf über Grenzen.
"Das ist nicht europäisch", kommentiert Adriaan Bos die deutschen Pläne. Der Niederländer führt ein großes Ausflugslokal am Dreiländerpunkt. Hier stoßen Deutschland, Belgien und die Niederlande aufeinander. "Die Maut ist nicht gut für den Tourismus", sagt Bos. Deutschland hat Tausende Kilometer Grenze, aber im Leben der Menschen spielen sie oft keine große Rolle mehr. Wie selbstverständlich gehen Belgier, Tschechen, Dänen und andere in der Bundesrepublik einkaufen oder auch nur Kaffee trinken - und reisen mit dem Auto.
Geht es nach Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sollen sie künftig selbst für einen kurzen Sprung über die Grenze eine Maut zahlen. Das sehen nicht nur Geschäftsleute skeptisch. In Vaals lässt sich Nico Schrijnemakers beim Friseur die Haare schneiden. "Das passt doch nicht zum vereinten Europa", sagt er zur Maut. Er kennt noch die Zeiten, als die Zöllner das Auto "von vorne bis hinten durchsucht" haben. Heute fährt er regelmäßig zum Tanken über die Grenze, auch mal nach Aachen in die Stadt.
"Bisher fahren die Leute über die Grenze, ohne groß nachzudenken", sagt Manfred Piana, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Aachen. Wer keine Jahresvignette kaufe, werde mit der Maut jede Fahrt auf die Waagschale werfen. Es gibt Tage in Aachen, da wird in der Stadt auffallend viel Niederländisch gesprochen. "Jetzt sollen sie auch noch Eintritt bezahlen, wenn sie nach Deutschland kommen", sagt Piana. Für ihn wäre das ein Rückfall ins Mittelalter.
Klaus