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Bauen: Das untypische Autohaus

14.04.2016 11:00 Uhr
Bauen: Das untypische Autohaus

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Die Einwohner von Wachtendonk, nahe der holländischen Grenze zu Venlo, waren verwirrt. Da entstand im neuen Gewerbegebiet ein Komplex aus Werkstattbau und Verkaufshaus, der Hof voll mit Neuwagen, doch es wurden weder Autos verkauft noch repariert, obwohl das Firmenlogo mit der Aufschrift "Car Service" an den Wänden prangt. Und dann ist da noch dieser ominöse Anbau in leuchtendem Blau, der zwar schon von Weitem ins Auge fällt, dessen Funktion aber von außen weder ersichtlich noch erklärbar ist. Doch seit dem 19. März, als die Brüder Jörg und Joachim Erkens die Hallentore zum Tag der offenen Tür öffneten, ist das Rätsel gelüftet und die Neugier der Bevölkerung befriedigt: Es ist doch ein Autohaus, wenn auch kein typisches, mit einer ebenso untypischen Entstehungsgeschichte.

1993 legte Jörg Erkens mit seiner Schwägerin Heike Erkens in Neuss den Grundstein für das heutige Unternehmen. Man kümmerte sich zunächst um die Vorbereitung von Pressefahrzeugen verschiedener Hersteller und deren Auslieferung. 2001 stießen Bruder Joachim Erkens mit Schwägerin Sabine Erkens mit der Car Service Erkens GmbH dazu, 2007 verschmolzen beide Firmen zur gleichnamigen GmbH. Mit wachsender Nachfrage nach den Dienstleistungen wuchs auch der Mitarbeiterkreis, der Standort Neuss geriet an seine Grenzen, sodass 2001 der Umzug nach Krefeld erfolgte. Die Brüder erweiterten in der Folge ihr Dienstleistungsangebot um die Durchführung von Homologationen, führen Fahrzeugtypprüfungen durch und erstellen die Zulassungspapiere (Teil II) für diverse Fahrzeughersteller. Es folgte die administrative Durchführung von Rückrufaktionen, die bis heute in elf europäischen Ländern mehrsprachig abgewickelt werden. Seit 2010 zählen telefonische Kundenzufriedenheitsbefragungen nach einem Werkstattaufenthalt sowie die deutschlandweite Kundenbetreuung für Kia Motors Deutschland zum Dienstleistungsangebot, außerdem die Homologation von Lkw für Hyundai Motors Deutschland und die Erstellung der europäischen Gesamtbetriebserlaubnis für Krankenwagen.

Wachsender Platzbedarf

Mit der Erweiterung der ursprünglichen Leistungen in den Bereichen Technik und Homologation um die Kundenzufriedenheitsbefragungen und die Kundenbetreuung wuchs der Bedarf an Personal und Platz für das Call-Center. Der Firmensitz in Krefeld wurde bald zu klein, und da auch die Anforderungen der Kunden stiegen, entschloss man sich zum Neubau. Der sollte nicht nur mehr Platz bieten, sondern auch eine Neupositionierung des Unternehmens unterstützen und vor allem repräsentativ sein. Die Standortwahl fiel auf das Gewerbegebiet "Im Müldersfeld" in Wachtendonk, ca. 25 Kilometer vor der holländischen Grenze: "Für das neue Gewerbegebiet haben wir uns aufgrund der guten Infrastrukur, der Nähe zu den Niederlanden, dem attraktiven Umfeld und nicht zuletzt der noch erschwinglichen Grundstückspreise entschieden. Außerdem gibt es eine sehr gute Verkehrsanbindung in Autobahnnähe", erklärt Joachim Erkens. Mit dem Projektentwickler Dirk Graefe vom Generalbauunternehmer Borgers GmbH besprach man sprichwörtlich die Inhalte des Neubaus: "Zum einen wollten wir viel Licht in den Gebäuden. Außerdem hatten wir detaillierte Vorstellungen, wie die Werkstatt aufgebaut werden sollte, insbesondere der Bereich der Direktannahme, in dem auch die Homologationen durchgeführt werden", so Joachim Erkens zu den Vorgaben. Beim Außendesign vertraute man ganz dem Gespür von Borgers-Mitarbeiter Dirk Graefe, der das Unternehmen seit vielen Jahr kennt. "Bereits der erste Entwurf wurde von uns abgesegnet, der hat uns ohne Diskussion gleich angesprochen", erinnert sich Joachim Erkens.

Der Eye-Catcher

Dirk Graefe setzte sich im Anschluss mit der Borgers-Planungsabteilung zusammen: "Meine Vorgaben lauteten: kein typisches Autohaus, sondern etwas Besonderes. So entstand der technische Bereich des Gebäudes mit Werkstatt, Ausstellungs- und Verkaufsbereich zwar im Stil eines klassischen Autohauses, der Dienstleistungsbereich mit dem Call-Center aber klar abgehoben und atypisch. Zusammen mit der farblichen Gestaltung entstand so ein Eye-Catcher. Das Blau der Fassade ist nicht nur im Firmenlogo enthalten, sondern fällt auch von Weitem ins Auge", so der Projektleiter. Damit das auch in Zukunft so bleibt, hat man sich bereits das Vorkaufsrecht auf das angrenzende Grundstück gesichert. Ein weiteres Grundstück an der Zufahrt zum Firmengelände wird für mögliche Kapazitätserweiterungen vorgehalten, denn weitere Expansionsbestrebungen sind vorhanden.

So fiel mit dem Tag der offenen Tür der Startschuss für das Werkstattgeschäft und den Verkauf von jungen Gebrauchtwagen für die Öffentlichkeit. Die machte regen Gebrauch von der Möglichkeit, sich über das etwas andere Autohaus zu informieren. Mit Erfolg, konnten doch gleich drei Autoverkäufe und mehrere Werkstattaufträge notiert werden.

In die Planungen des Neubaus waren sowohl die Werkstatt- als auch die IT-Mitarbeiter eingebunden. Beide Bereiche wurden komplett neu aufgebaut. "Wir konnten im Call-Center im alten Betrieb bis Freitagabend arbeiten und Montagfrüh im Neubau weitermachen. Unsere Kunden haben vom Umzug nichts gemerkt, auch wenn es ein Kraftakt war. In der Werkstatt ist bis hinunter zum Schraubenschlüssel ebenfalls alles neu", so Joachim Erkens. So finden sich in der Direktannahme eine bodengleiche Messbühne zur Achsvermessung, ein neuer Lichteinstellplatz und Bremsenprüfstand entsprechend neuen gesetzlichen Regelungen sowie ein Leistungsprüf- bzw. Messstand. Die Haustechnik entspricht dem aktuellen Stand, mit LED-Technik, Gas-Brennwertheizung, Regenwasserversickerung und wasserfreier Werkstatt. Gebäudestatik und Installationen sind außerdem für eine Photovoltaikanlage vorbereitet.

Expansionsbasis

Mit dem Neubau sieht Joachim Erkens viele Möglichkeiten zur weiteren Expansion. Das Werkstatt- und Gebrauchtwagengeschäft ist angelaufen, eine angemietete Halle in der Nähe soll als Reifenhotel fungieren. Die neuen Schulungsräume will man zukünftig für Garantie- und Technikschulungen oder Kundenveranstaltungen anbieten. Auch das Dienstleistungsangebot des Call-Centers wollen die Gebrüder Erkens ausbauen. "Blaumachen" hat in Wachtendonk eine neue Bedeutung.

Kurzfassung

Mit einem außergewöhnlichen Neubau der Borgers GmbH zieht die Car Service Erkens GmbH nicht nur alle Blicke auf sich, sondern nutzt die neuen Kapazitäten auch zur Unternehmensexpansion.

Die Fakten
Car Service Erkens GmbH
47669 Wachtendonk Im Müldersfeld

Maßnahme: Neubau
Bauzeit: 3/2015 - 12/2015
Planung: Borgers GmbH
Bauausführung: Borgers GmbH
Grundstück: 11.800 qm
Überbaute Fläche: 1813 qm
Gesamtkosten inkl. Grund: 3,6 Millionen Euro

Funktionsflächen

Verkaufsfläche GW (indoor): 324 qm
Fläche mechanische Werkstatt: 180 qm (4 Plätze)
Grundfläche Teilelager (x 2 Etagen): 38,5 qm
Direktannahme: 160 qm (2 Plätze)
Fahrzeug-Stellplätze (outdoor): 140
Schulungsraum: 47 qm
Pflegehalle: 80 qm
Sozialräume: 52 qm Grundfläche
Call-Center (x 2 Etagen): 270 qm

Kennzahlen

- Mitarbeiter Werkstatt: 6
- Mitarbeiter Verwaltung: 5
- Mitarbeiter Call-Center: 31
- Azubi: geplant, 1 Werkstatt, 1 Verwaltung
- Werkstattdurchgänge: in Planung

Besonderheiten

- Call-Center für Kundenbetreuung/ Kundenzufriedenheitsabfrage
- Vorbereitung von Pressefahrzeugen
- Homologation
- Webasto-Standort
- 2 Ladestationen für E-Fahrzeuge

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