Von Peter Maahn/SP-X
Auf dem dicht besetzten "Golf"-Platz schwingt der Kia Ceed nicht den größten Schläger, fährt den Verkaufszahlen von VW Golf, Opel Astra oder Ford Focus weit hinterher. Die rund 10.000 Zulassungen im letzten Jahr brachten ihn aber immerhin auf Platz Zwei in der Kia-internen Hitliste. Dennoch müssen beim Klassenprimus Golf nicht die Alarmglocken schrillen. Vom ewigen Bestseller werden pro Monat doppelt so viel verkauft wie vom Ceed im ganzen Jahr.
Heck LED-Lampen im Dauereinsatz
Insofern ist der neue Ceed einer unter vielen, die in der Kompaktklasse antreten. Dennoch lohnt sich der Blick auf den Neuling, der schließlich vom deutschen Kia-Designchef Peter Schreyer entscheidend mitgestaltet wurde. Die Frontpartie mit der inzwischen zum Erkennungszeichen herangewachsenen, nunmehr aber breiteren "Tiger"-Nase ist inspiriert vom hochgelobten Kia-Überflieger Stinger, einer sportlichen Mittelklasse-Limousine.
Ein elegantes LED-Tagfahrlicht ist serienmäßig. Die Seitenpartie wirkt mit ihren zwei dezenten Falzen wie aus einem Guss. Das Heck kommt recht unauffällig daher, die weit in die Tür gezogenen Rückleuchten lassen den Ceed aber breiter erscheinen als es der numerische Zuwachs um zwei Zentimeter auf 1,80 Meter vermuten lässt. Ungewöhnlich: Analog zum Tagfahrlicht vorne leuchten jetzt auch stets die hinteren LED-Lampen.
Unterm Strich ist auch der Kompakt-Kia ein weiterer Beleg dafür, wie schwer es den Designer in dieser Klasse fällt, ein unverwechselbares Auto auf die Räder zu stellen. Langer Radstand (beim Ceed 2,65 Meter), kurzer Karosserieüberhänge, ein steiles Heck lautet stets die Vorgabe. Insofern wird niemand den neuen Ceed künftig im Straßenbild auf den ersten Blick identifizieren und ihm lange nachschauen. Aufs Auffallen kommt es auch gar nicht an. Gefragt sind Modernität, Platzangebot und gediegenes Innenleben. Hier kann der Kia mit den Rivalen von überall her locker mithalten.
Das Interieur mit den chromumrandeten Luftauslässen und Instrumenten vermittelt Wohnlichkeit. Der mittig im oberen Bereich der Zentralkonsole freistehende Touchscreen-Monitor mit bis zu acht Zoll ist für das Digitale zuständig, während die darunter angeordneten klassischen Bedienknöpfe die Traditionalisten entzücken werden.
Die tiefe Sitzposition auf den gut konturierten Vordersitzen mit gleichzeitig mehr Kopffreiheit weckt den Sportsgeist. Auch die Hinterbänkler können sich freuen: Im Vergleich zum derzeitigen Ceed gibt es im Fond mehr Schulterfreiheit. In den Gepäckraum passen mit jetzt 15 Liter mehr, insgesamt 380 Liter).
Assistenten für Stau, Abstand & Co
Nachgelegt haben die Koreaner bei den Assistenzsystemen: Für den neuen Ceed gibt es erstmals von Kia in Europa einen Stauassistenten, der das Auto in der Spur hält, der bremst, lenkt und beschleunigt und dabei dem Vordermann folgt. Auf Wunsch ebenfalls an Bord: Abstandsradar, Querverkehrswarner, Toter-Winkel-Assistent oder haltautomatisches Einparken. Sogar serienmäßig bietet der Ceed elektronische Helfer fürs Abblenden des Fernlichts, das Notbremsen bei Kollisionsgefahr oder auch das Halten der eigenen Fahrspur.
Renoviert wurde das Angebot unter der Motorhaube: Das Spektrum der Benziner reicht von 73 kW / 100 PS (1,4-Liter-Saugmotor), über den 88kW / 120 PS starken Einliter-Turbo bis hin zum neuen 1,4-Liter-Turbo mit 103 kW / 140 PS. Wer sich vom Diesel-Wirrwarr nicht Kirre machen lässt, findet beim Ceed einen neuen 1,6 Liter-Diesel mit 84 kW / 115 PS oder 100 kW / 136 PS.
Geschaltet wird stets mit einem Sechsgang-Getriebe, für die jeweils stärksten Versionen ist ein Doppelkupplungsgetriebe bestellbar. Sparmeister unter den neuen Ceed-Modellen ist der 136-PS-Diesel der nach noch geltender Norm mit 3,8 Litern/100 Kilometer bei 99 Gramm CO2 pro Kilometer auskommt. Kia will es schaffen, dass dieser Ceed auch nach der verschärften praxisnäheren Norm WLTP, die ab September für alle Neuwagen gilt, unter 110 Gramm CO2 liegen wird.
Preise noch unklar
Da es bis zum Verkaufsstart noch einige Monate hin sind, liegen genaue Leistungsdaten und Preise noch nicht vor. Das jetzige Modell, das noch den Schriftzug "cee´d" trägt, beginnt bei knapp unter 15.000 Euro. Wegen der verbesserten Ausstattung dürfte der Ceed (jetzt ohne Apostroph) leicht über diesem Kurs liegen. Gestartet wird mit der fünftürigen Limousine, ein Kombi soll bald folgen.
Im Gespräch ist auch eine sogenannten Shooting-Break-Variante, also ein sportlich flacher Kombi mit schrägem Heck. Spekuliert wird zudem über ein SUV auf Ceed-Basis. Deutschland-Chef Steffen Cost mag sich dazu nicht äußern, rät zum Abwarten und beschränkt sich auf eine Prognose. "Ich gehe aber davon aus, dass der neue Ceed sich wieder auf den Thron unseres bestverkauften Modells schwingen wird".