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Motorradtrends 2016: Viele kleine Helferlein

23.12.2015 08:03 Uhr
Motorradtrends 2016: Viele kleine Helferlein
Motorräder haben längst auch ABS
© Foto: ADAC

Die Miniaturisierung elektronischer Bauteile macht immer mehr Assistenzsysteme auch im Motorrad möglich. Das steigert vor allem die aktive Sicherheit deutlich.

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Erst das Auto, dann das Motorrad – betrachtet man die wachsende Zahl an Assistenzsystemen in den Zweirädern, ist an der Gültigkeit dieser knappen Feststellung kein vernünftiger Zweifel möglich. Vor allem die Miniaturisierung elektronischer Bauteile erleichtert es den Fahrzeug-Entwicklern enorm, einstmals viele Kilogramm schwere und viel Raum beanspruchende Technik wie beispielsweise das ABS auch im Zweirad unterzubringen. Inzwischen sind Traktionskontrolle, Schaltassistent, Wheelie-Kontrolle oder Tempomat in immer mehr Motorrädern zu finden. Neuestes Zweirad-Assistenzsystem ist der Totwinkel-Warner, Ende 2015 im BMW-Roller C 650 GT als Weltneuheit vorgestellt.

Paradebeispiel für die technische Entwicklung ist das ABS, in der EU bei neu in den Verkehr gebrachten Motorrädern über 125 Kubikzentimetern Hubraum ab dem 1. Januar 2017 Pflicht. Bei seiner Markteinführung im Jahr 1988 durch BMW Motorrad wog das System noch mehr als elf Kilogramm und hatte einen beträchtlichen Raumbedarf; inzwischen bringt ein aktuelles, weitaus leistungsfähigeres Motorrad-ABS kaum mehr als ein halbes Kilogramm auf die Waage und entspricht ungefähr dem Raumvolumen von zwei Zigarettenschachteln. Damit ist es auch im platz- und gewichtslimitierten Motorrad leicht unterzubringen. Je nach Auslegung kann ein aktuelles ABS auch dafür sorgen, dass beim extremen Bremsen das Hinterrad nicht abhebt oder beim starken Beschleunigen das Vorderrad am Boden bleibt ("Wheelie-Kontrolle"); hierbei sind teilweise sogar verschiedene Regelungs-Niveaus möglich.

Voraussetzung für die Entwicklung der meisten elektronischen Assistenzsysteme war die Ride-by-wire-Technologie für die Motorsteuerung; beim sogenannten E-Gas werden die Befehle zum Öffnen oder Schließen der Drosselklappen nicht mehr mechanisch, sondern elektronisch erteilt. Eine Geschwindigkeits-Regelanlage beispielsweise benötigt bei vorhandenem E-Gas außer diversen Sensoren nur noch eine passende Software; zusätzliches Gewicht oder Bauvolumen ist mit der Installation eines Tempomaten nicht mehr verbunden.

Die Ride-by-wire-Technologie ist aber auch für die Definition verschiedener Motor-Mappings Voraussetzung; damit ist es möglich, die Befehle des Gasdrehgriffs direkter oder indirekter, also mit minimaler Verzögerung in Leistung umzusetzen – das Fahrverhalten des Motorrads wird demzufolge aggressiver oder geschmeidiger.

Traktionskontrolle weit verbreitet

Relativ weit verbreitet ist mittlerweile die Traktionskontrolle. Dabei ermitteln Sensoren, ob beim Beschleunigen das Hinterrad Gefahr läuft, die Haftung zu verlieren – sei es wegen zu starken Gasgebens in Schräglage oder beispielsweise auch auf verschmutzter Fahrbahn. Erkennt das System einen solchen Fall, wird die Leistungsabgabe soweit zurückgefahren, dass das Rad noch genügend Haftung behält. Bei regelbaren Traktionskontrollen – je nach Aufwand gibt es zwischen zwei und zehn Stufen – kann der Fahrer das Eingriffsniveau bestimmen. Oftmals ist eine Traktionskontrolle auch vollkommen deaktivierbar. Entsprechende Systeme finden sich inzwischen nicht mehr nur noch bei extrem leistungsstarken Motorrädern, sondern sogar schon in der 48 PS-Klasse; selbst bei 350er Rollern gibt es bereits Antriebsschlupfregelungen.

Ein bisher nur von wenigen Motorradherstellern angebotenes Assistenzsystem ist der Schaltassistent; er erlaubt das Hoch- und teils auch bereits der Herunterschalten ohne zu kuppeln, wobei beim Hochschalten die Zugkraftunterbrechung minimiert wird. Über einen mit dem Schalthebel verbundenen Sensor wird die Motorsteuerung angewiesen, für weniger als eine Zehntelsenkunde die Zündung zu unterbrechen. Dadurch kann der Gang leicht ohne Kupplungsbetätigung gewechselt werden. BMW hat den Schaltassistenten 2010 in den Serienmotorradbau eingeführt.

Kooperation mit Motorradherstellern

Nicht zuletzt Automotive-Konzerne wie Bosch und Continental engagieren sich stark bei der Entwicklung von Assistenzsystemen; oft erfolgt dies in Kooperation mit Motorradherstellern. Ein besonders aufwendiges Projekt ist die „Motorrad Stabilitätskontrolle“ von Bosch, abgekürzt MSC. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, das ABS in Verbindung mit einem Steuergerät dafür zu nutzen, um auch in Schräglage ohne Angst vor einer Radblockade stark bremsen zu können. Dabei wird das aus physikalischen Gründen unvermeidliche Aufstellmoment des Motorrads reduziert, so dass die gewollte Linie besser beibehalten werden kann. Gut ein Jahr, nachdem Bosch 2014 zusammen mit KTM diese Technologie serienreif hatte, konnte auch Continental mit einem solchen System aufwarten. Verwendet werden diese hochkomplexen Assistenzsysteme aktuell von BMW, Ducati und KTM.

Jüngstes Assistenzsystem auf dem Markt ist der „Side View Assist“ (SVW), den BMW im Herbst 2015 für den Roller C 650 GT präsentiert hat. Es handelt sich um einen Totwinkel-Warner, der auf Ultraschallbasis arbeitet und mit Hilfe von Bosch von der Anwendung im Pkw-Sektor auf den Einsatz im Zweirad weiterentwickelt worden ist.

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