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Marktüberblick Werkstatt-Konzepte: Teile-Verteilen mit System

17.12.2015 11:00 Uhr
Marktüberblick Werkstatt-Konzepte: Teile-Verteilen mit System

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Zugang zu technischen Daten, schnelle Teilelieferung, regelmäßige Schulungen und kostengünstige Unterstützung beim Marketing für den eigenen Betrieb. Das sind die Gründe, warum sich freie Werkstätten und zunehmend auch Werkstätten mit einem Herstellervertrag einem Werkstatt-Konzept anschließen. Über 40 gibt es davon in Deutschland. Fast 380 sind es europaweit laut einer aktuellen Erhebung des Beratungsunternehmens Wolk After Sales Experts. Dahinter stehen fast immer Kfz-Teilegroßhändler, Einkaufskooperationen oder wie bei den Bosch-Systemen Auto-Crew und Bosch Car Service ein Teilehersteller, der die angeschlossenen Werkstätten über den Großhandel beliefern lässt. Hinter dem Werkstatt-System Premio, das aus dem Reifenservice kommt, steht der Reifenhersteller Goodyear.

Freie Werkstätten, die sich einem System neu anschließen wollen, vor einem Systemwechsel stehen oder markengebundene Werkstätten, die sich ein zweites Standbein aufbauen wollen, stehen vor einer bunten Vielfalt. Zuwachs verbuchen manche Konzepte derzeit vor allem durch Markenbetriebe oder ehemalige Markenbetriebe, denen der Servicevertrag gekündigt wurde.

Konzept als zweites Standbein

Das bestätigt Dirk Appelt, Leiter Bosch Werkstattsysteme: "Der Markt wird nicht größer, aber der Anteil der freien Werkstätten nimmt relativ gesehen eher zu, da viele Vertragswerkstätten ihre Markenbindung aufgeben." Davon profitiert laut Appelt auch Bosch Car Service. Viele Neuzugänge seien ehemalige Markenhändler oder solche Betriebe, die sich ein zweites Standbein schaffen möchten. "Auch Karosserie- und Lack-Betriebe sowie Betriebe, die ursprünglich auf den Reifenwechsel fokussiert waren und sich nun breiter aufstellen wollen, öffnen sich für Werkstattsysteme", beobachtet Appelt.

"Mit dem Konzept Premio sind wir gut aufgestellt", erklärt Anne Reck, Pressesprecherin der Goodyear Dunlop Handelssysteme. "Das System wächst noch, allerdings handelt es sich um Betriebe, die aus anderen Systemen wechseln." Neue Partner müssen die Vertriebsleute für das Konzept aus anderen Systemen herausbrechen.

Offenbar ist der Anschluss an ein Werkstatt-Konzept per Partnervertrag auch für Markenbetriebe durchaus attraktiv. Bei den Systemen liegt der Anteil der Betriebe mit Servicevertrag eines Automobilherstellers zwischen fünf und 50 Prozent. Vor drei Jahren wurde prognostiziert, dass die neue Gruppenfreistellungsverordnung für den Kfz-Markt freien Werkstattkonzepten regen Zulauf bescheren würde. Insbesondere das Auslaufen der alten HandelsGVO zum Juni 2013 sollte eine verstärkte Nachfrage an den Systemleistungen durch Fabrikatsbetriebe zur Folge haben. Aber hat sich diese Prognose erfüllt? In der aktuellen Umfrage haben wir die wichtigsten Anbieter von Werkstatt-Konzepten befragt.

Das Ergebnis: Von sieben Systemgebern, die sich zu dieser Frage geäußert haben, sehen vier in der Tat eine verstärkte Nachfrage nach ihren Systemen. Drei Anbieter konnten kein stärkeres Interesse seitens der Markenbetriebe feststellen.

Unruhe im Markt

Derzeit sind besonders viele Vertriebsleute mit Werbeflyern für ihr Konzept unterwegs. Denn infolge der Übernahme des Großhändlers Trost durch Wessels & Müller (WM) dürften einige Hundert Werkstätten potenziell für einen Wechsel in Frage kommen. Der Hintergrund: Das Bundeskartellamt hat dem Deal nur unter der Auflage zugestimmt, dass WM aus der Einkaufsgemeinschaft ATR austritt. ATR ist selbst Systemgeber für die Werkstatt-Systeme Meisterhaft, AC Auto Check und AutoPartner. Was passiert nun mit jenen Werkstätten, die einem ATR-System angehörten und bislang von WM beliefert wurden?

Auch wenn die beteiligten Unternehmen das so nicht sagen: Im Grunde bleiben den Betrieben zwei Optionen - entweder sie verbleiben in ihrem Konzept, müssten dann aber künftig die Teile von einem anderen ATR-Gesellschafter beziehen, oder sie bleiben WM treu, was auf einen Konzeptwechsel hinausliefe. WM hat im August, zu dem Zeitpunkt also, als das Bundeskartellamt seine Auflagen publik gemacht hat, das Werkstattsystem AutoPro gegründet. In diesem System, neben Autoteam und Autoteam Plus, das dritte WM-Full-Service-System, sollen die wechselwilligen Werkstätten offenbar künftig eine Heimat finden. Offiziell bestätigen will das WM freilich nicht. Es ist aber sicher kein Zufall, dass die Farbgebung mit blau und gelb den ATR-Systemen gleicht. Derzeit verfügt die neue Marke immerhin schon über 300 Partnerbetriebe ( Mehr zur Übernahme von Trost durch WM und Auswirkungen auf Werkstatt-Systeme ab Seite 14).

Die Unterschiede sind groß

Nicht jedes System passt zu jeder Werkstatt. Der Ein-Mann-Betrieb hat andere Ansprüche an ein Werkstatt-System als die Meisterwerkstatt mit mehreren Mitarbeitern oder der ehemalige Markenbetrieb. Er hat auch andere Vorstellungen davon, was ein System kosten darf. Umgekehrt haben die hochklassigen Konzepte mittlerweile hohe Ansprüche an die Qualität der Werkstattpartner und geben vor, dass mindestens ein Kfz-Meister im Betrieb sein muss, eine Mindestanzahl von Hebebühnen oder bestimmte Diagnosesysteme. Zudem sind die Vorgaben für verpflichtende Schulungen höher als bei Einstiegssystemen.

Systeme geben Mindeststandards vor

"Wir sichern mit unseren Full-Service Werkstattsystemen die aktuell verschiedenen Bedürfnisse der Werkstattbetriebe ab. Autoteam bietet sich als Einsteigermarke für Betriebe an, die unabhängig und flexibel für sich entscheiden, wie ein Werkstattkonzept die Betriebsabläufe unterstützen kann", erklärt Axel Birngruber, Leiter Werkstattsysteme und Schulungen bei WM. "Autoteam plus und AutoPro verstehen wir als professionelle Marken mit umfangreicher Unterstützung beim regionalen Marketing und immer mit dem guten Namen des Inhabers im Vordergrund. Mit einem Online-Betriebscheck definieren wir Mindestanforderungen für diese Betriebe."

Auch Systemgeber Select hat unterschiedliche Konzepte im Angebot, wie Andreas Kilian, Systemmanager Werkstattsysteme, erklärt: "Motocrew ist unser preiswertes Werkstattkonzept mit vergleichsweise geringen Vorgaben an die Signalisation. Alle relevanten Dienstleistungen, um einen rundum reibungslosen Werkstattablauf zu gewährleisten, können natürlich auch hier bezogen werden. Es ist das einzige unserer Konzepte, für das nicht zwingend ein Meistertitel notwendig ist, jedoch haben ca. 70 Prozent der betreffenden Werkstätten einen Kfz-Meister." Das System Auto Service Partner gilt mit über 500 Betrieben deutschlandweit als Flaggschiff bei Select.

Stichpunkt Qualitätsmanagement

Beim Konzept Bosch Car Service soll der bekannte Name Bosch ziehen. "Mit dem Werkstattsystem Bosch Car Service sehen wir uns bei der Servicequalität auf Augenhöhe mit Vertragswerkstätten der Hersteller", sagt Appelt. Das Werkstattsystem AutoCrew, das Bosch 2009 von der Dienstleistungssparte ZF Services übernommen hat, soll in der Außenwirkung vor allem als junges, dynamisches Konzept ankommen.

Spätestens seit dem letzten ADAC-Werkstatttest 2013, bei dem die Werkstätten einiger Konzepte schlecht abgeschnitten haben, wird das Thema Qualität bei den Systemgebern wieder ganz großgeschrieben. Man achtet eher auf Qualität der Partner und will nicht um jeden Preis Mitglieder schinden. "Bei beiden Systemen von Bosch legen wir größten Wert auf ein intensives Qualitätsmanagement, das in der Branche sicher Benchmark-Charakter hat. Beispielsweise führen wir regelmäßig unangekündigte Werkstatttests durch", erklärt Appelt. Im Nachgang werden bei Bedarf unterstützende Maßnahmen mit dem Außendienst abgestimmt. Zusätzlich gibt es regelmäßige Qualitäts-Assessments in den Betrieben.

WM-Manager Birngruber: "Das Thema Schulung ist für uns und unsere Kunden sehr wichtig, insbesondere die technische Schulungskompetenz. Wir schulen bundesweit WM-Kunden in über 1.000 Trainings in unseren Schulungszentren und Verkaufshäusern. Eine Voraussetzung für Autoteam plus ist z.B. die Teilnahme an zwei kostenpflichtigen WM-Schulungen im Jahr."

Kurzfassung

Vom Einsteigersystem mit geringer Bindung an den Systemgeber bis zum Profikonzept mit striken Vorgaben an Qualität und Außenwirkung hat der Markt der Werkstatt-Systeme alles zu bieten. Was man bekommt, ist auch eine Frage des Preises.

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