-- Anzeige --

Preisnachlässe: Rabatte um den Diesel

09.08.2017 09:24 Uhr
Preisnachlässe: Rabatte um den Diesel
Die Autobauer bieten unterschiedlich hohe Rabatte für Neufahrzeuge an.
© Foto: picture alliance / Marijan Murat/dpa

Deutschlands Autohersteller haben sich mit Dieselaffäre und Kartellverfahren in die schwierigste Situation seit Jahrzehnten manövriert. Fahrverbote drohen, neue Dieselautos verkaufen sich nicht mehr gut.

-- Anzeige --

Die deutsche Autoindustrie liefert sich angesichts drohender Fahrverbote und sinkender Zulassungszahlen neuer Dieselautos eine Rabattschlacht. Der VW-Konzern übertraf seine Konkurrenten am Dienstag mit der Ankündigung, Besitzern alter Dieselautos Preisnachlässe von bis zu 10.000 Euro gewähren. Das Angebot richtet sich an alle Fahrer eines beliebigen Diesel-Fahrzeugs der Abgasnormen Euro 1 bis Euro 4, die einen Euro 6-Neuwagen von VW oder der Ingolstädter Tochter Audi kaufen. Das teilten VW und Audi am Dienstag mit. Ähnliche, aber niedrigere Rabatte und Zuschüsse hatten zuvor bereits Ford, BMW und Toyota angekündigt. Daimler präzisierte derweil die Umtauschprämie, die nach Angaben von Dienstag 2.000 Euro betragen soll.

Hinter den Preisnachlässen verbirgt sich eine Abwrackprämie auf Konzernkosten. Damit will Volkswagen nicht nur die Luft säubern - sondern auch verhindern, dass der Verkaufswert gebrauchter Diesel in den Keller rauscht. "Damit entlasten wir den Markt", sagte Deutschland-Vertriebs- und Marketingchef Thomas Zahn in einer Telefonkonferenz am Dienstag. Mit der Prämie nehme man Fahrzeuge aus dem Gebrauchtwagenmarkt, das hebe tendenziell die Preise. Das ist nach den Worten des VW-Managers ein Ziel der Aktion.

Daimler bietet den Besitzern alter Dieselfahrzeuge eine Umtauschprämie von 2.000 Euro, wenn sie ein neues Mercedes-Benz-Fahrzeug kaufen. Für einen Smart Electric Drive gibt es 1.000 Euro, wie ein Sprecher am Dienstag mitteilte. Die Prämie bekommen Besitzer von Diesel-Autos aller Marken mit den Abgasnormen Euro-1 bis Euro-4, wenn sie bis Ende des Jahres einen neuen Mercedes-Diesel mit Euro-6, Plug-in-Hybride oder einen elektrischen Smart kaufen. Die alten Autos müssen mindestens sechs Monate auf die aktuellen Besitzer zugelassen sein.

Wichtig für die Bilanz

Nicht nur für Dieselfahrer, auch für die Bilanzen der Autobauer ist die Entwicklung der Restwerte wichtig. Denn wegen vieler Leasingverträge entsteht den Unternehmen ein Risiko, wenn der Verkaufswert von Gebrauchtwagen sinkt - sie sind de facto Eigentümer der geleasten Autos. Für den Erwerb von Autos mit alternativen Antriebsarten wie Erdgas- oder Elektromotor stellt VW zudem je bis zu 2.380 Euro in Aussicht. Die beiden Rabatte gelten bis Ende 2017.

Der Wolfsburger Konzern hatte vergangene Woche nach dem Berliner Dieselgipfel Umstiegsprämien für sämtliche VW-Marken angekündigt. Die Anzahl der für die "Umstiegsprämie" in Frage kommenden Fahrzeuge beläuft sich nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts auf 6,4 Millionen Autos in Deutschland mit den Abgasnormen Euro-1 bis Euro-4, wie Zahn sagte. Mit welchen Gesamtkosten VW für die Aktion rechnet, wollte Marken-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann nicht genau sagen. Es handele sich aber um einen "bedeutenden" Millionen-Euro-Betrag.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt appellierte an ausländische Autohersteller, es im Interesse sauberer Luft den deutschen Unternehmen nachzutun: "Die internationalen Hersteller sind dringend aufgefordert, mit vergleichbaren Maßnahmen ihren Beitrag zur Reduzierung von NOx zu leisten", sagte der CSU-Politiker dem Radiosender "Antenne Bayern".

Diesel-Zulassungen rückläufig

Fachleute gehen davon aus, dass die Rabattaktionen neben der Säuberung der Luft auch einem anderen Hauptzweck dienen: In den vergangenen Monaten sind die Zulassungszahlen neuer Diesel zurückgegangen, während Benziner, Hybride und Elektroautos zugelegt haben. So ging allein in Bayern die Zahl neu angemeldeter Diesel im ersten Halbjahr um über sechs Prozent zurück, obwohl die Autoverkäufe insgesamt zulegten.

Beim Dieselgipfel in Berlin hatten Volkswagen, Daimler, BMW und Opel außerdem "umfassende und zügige" Updates an der Steuersoftware von etwa 5,3 Millionen Pkw der Schadstoffnormen Euro 5 und 6 zugesagt. Dabei sind rund 2,5 Millionen Autos eingerechnet, die VW ohnehin zurückrufen muss.

Grünen-Umweltexperte Oliver Krischer kritisierte den Kurs: "Die Abwrackprämie von VW dient wohl eher der Dieselabsatzförderung als dem Umweltschutz", sagte der Bundestagsabgeordnete. "Wenn VW wirklich etwas für saubere Luft in Städten tun will, sollte der Autobauer eine kostenlose Hardware-Nachrüstung für Euro 5 und 6 anbieten." (dpa)

 

-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


asp AUTO SERVICE PRAXIS Online ist der Internetdienst für den Werkstattprofi. Neben tagesaktuellen Nachrichten mit besonderem Fokus auf die Bereiche Werkstatttechnik und Aftersales enthält die Seite eine Datenbank zum Thema RÜCKRUFE. Im neuen Bereich AUTOMOBILE bekommt der Werkstatt-Profi einen Überblick über die wichtigsten Automarken und Automodelle mit allen Nachrichten, Bildergalerien, Videos sowie Rückruf- und Serviceaktionen. Unter #HASHTAG sind alle wichtigen Artikel, Bilder und Videos zu einem Themenspecial zusammengefasst. Außerdem gibt es im asp-Onlineportal alle Heftartikel gratis abrufbar inklusive E-PAPER. Ergänzt wird das Online-Angebot um Techniktipps, Rechtsthemen und Betriebspraxis für die Werkstattentscheider. Ein kostenloser NEWSLETTER fasst werktäglich die aktuellen Branchen-Geschehnisse zusammen. Das richtige Fachpersonal finden Entscheider auf autojob.de, dem Jobportal von AUTOHAUS, asp AUTO SERVICE PRAXIS und Autoflotte.