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Sportwagenhersteller: Porsche trennt sich vom Diesel

24.09.2018 09:09 Uhr
Sportwagenhersteller: Porsche trennt sich vom Diesel
Porsche steigt aus dem Diesel aus.
© Foto: picture alliance / Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB

Bevor die Kanzlerin mit den Chefs der Autokonzerne über Maßnahmen gegen Diesel-Fahrverbote berät, meldet sich die VW-Tochter Porsche zu Wort. Der Sportwagenbauer zieht Konsequenzen. Für Besitzer älterer Diesel bleibt unklar, ob es doch noch Abgas-Nachrüstungen gibt.

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Nach Fahrverboten und sinkenden Diesel-Absatzzahlen zieht der Sportwagenbauer Porsche Konsequenzen. Als erster deutscher Autokonzern steigt die VW-Tochter aus dem Diesel aus. "Von Porsche wird es künftig keinen Diesel mehr geben", sagte Vorstandschef Oliver Blume. Er kündigte den Ausstieg vor einem Treffen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Chefs deutscher Auto-Konzerne an.

Bei der für den frühen Sonntagabend angesetzten Spitzenrunde sollte über Maßnahmen gegen Diesel-Fahrverbote beraten werden. Dabei könnte nach langem Koalitionsstreit auch eine Entscheidung über mögliche Hardware-Nachrüstungen älterer Diesel-Fahrzeuge fallen. Ob es konkrete finanzielle Zusagen der börsennotierten Autobauer zu möglichen Nachrüstungen gibt, war allerdings offen. Bisher lehnen die Hersteller Nachrüstungen direkt am Motor ab. Diskutiert werden zudem Umtauschprämien. An dem Treffen sollten auch Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sowie Finanzminister Olaf Scholz (SPD) teilnehmen.

Porsche will nach eigenen Angaben den Markenkern stärken und sich intensiver im Bereich Hybridtechnologie und Elektromobilität engagieren. Porsche wolle sich künftig auf das konzentrieren, was das Unternehmen gut könne, sagte Vorstandschef Blume der "Bild am Sonntag": "Das sind emotionale, leistungsstarke Benziner, Hybride und ab 2019 werden es auch reine Elektrofahrzeuge sein."

Image von Porsche hat gelitten

Porsche habe nie selbst Dieselmotoren entwickelt und produziert, sagte Blume weiter. "Dennoch hat das Image von Porsche gelitten. Die Dieselkrise hat uns viel Ärger bereitet." Gemeint ist die Diesel-Affäre um manipulierte Abgaswerte. Wegen der hohen Belastung der Luft mit gesundheitsschädlichen Stickoxiden wurden in mehreren deutschen Städten Fahrverbote verhängt, das Thema beschäftigt die Gerichte. Schon seit einiger Zeit bietet der Sportwagenbauer aus Zuffenhausen keine Diesel-Motorisierungen für seine Baureihen mehr an. Doch war offen geblieben, ob dies auf Dauer so bleibt.

Nach Angaben eines Porsche-Sprechers ist die Nachfrage nach Diesel-Modellen rückläufig. Im vergangenen Jahr 2017 habe der weltweite Diesel-Anteil von Porsche bei zwölf Prozent gelegen. Seit Februar 2018 habe Porsche keinen Diesel mehr im Portfolio: "Aufgrund dieser veränderten Rahmenbedingungen haben wir uns entschieden, künftig keinen Diesel-Antrieb mehr anzubieten."

Union und SPD streiten seit Wochen über Maßnahmen gegen schmutzige Luft durch zu hohe Stickoxid-Belastungen in zahlreichen Kommunen sowie den Umgang mit älteren Dieselfahrzeugen. Nach einem unbestätigten Pressebericht hat sich Merkel festgelegt, ältere Fahrzeuge mit Stickoxid-Katalysatoren nachrüsten zu lassen. Sie habe Scheuer zur Vorlage einer gesetzlichen Lösung aufgefordert, damit umgerüstete Wagen der Euro-5-Klasse in Verbotszonen fahren dürfen.

Attraktivere Kaufanzeize erwünscht

Scheuer hat rechtliche, technische und finanzielle Bedenken gegen Hardware-Nachrüstungen, will aber "in alle Richtungen nachdenken". Sein Haus sieht wenig Möglichkeiten, älteren Diesel-Autos mit einem nachträglich eingebauten Abgasfilter Fahrten durch Städte mit hohen Stickoxid­Werten zu ermöglichen. Der CSU-Politiker drängt die Hersteller zu attraktiveren Anreizen, damit mehr Besitzer ihre älteren Diesel gegen ein saubereres Auto umtauschen.

Eine Umtauschprämie hätte nach Ansicht von Experten kaum positive Auswirkungen auf die Schadstoffbelastung in Großstädten. Eine Umtauschprämie würde im optimistischen Fall lediglich eine Minderung der Stickoxid-Belastung um weniger als ein Mikrogramm pro Kubikmeter Luft bringen, wie aus einem internen Papier des Umweltbundesamts hervorgeht. Das sei verschwindend gering im Vergleich zur Gesamtbelastung, die etwa in München 2017 im Jahresmittel bei 78 Mikrogramm lag. Falls ein neues Prämiensystem eingeführt werde, sollte es nicht aus Steuergeldern bezuschusst werden und zudem nur für Neufahrzeuge der strengen Euro-6d-Norm gelten.

Nach Darstellung von Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer wiederum sind Euro-6-Diesel fast das größere Problem. Gut 80 Prozent davon gäben im normalen Fahrbetrieb deutlich mehr Stickoxide ab als erlaubt. "Euro-5-Hardware-Nachrüstung ist notwendig und wichtig, löst aber nur einen Teil des Problems." Zwar seien einzelne Euro-6-Diesel-Modelle verbessert worden. Aber erst seit etwa einem Jahr seien neuere Autos zum Teil mit besseren Werten im normalen Fahrbetrieb unterwegs. (dpa)

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