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Adaptive Fahrwerke: Per Knopfdruck zum Sportwagen

23.03.2017 11:00 Uhr
Adaptive Fahrwerke: Per Knopfdruck zum Sportwagen

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Das Fahrwerk eines Autos hat einen schweren Job: Einerseits muss es alle Unebenheiten wegstecken können, andererseits soll es aber auch einen direkten Kontakt zur Straße herstellen. Darüber hinaus gibt es verschiedene Geschmäcker: Der eine möchte lieber agiler und sportlicher fahren und präferiert ein härter abgestimmtes Fahrwerk, andere möchten mit ihrem Auto wie in einer Sänfte dahingleiten und sind mit einem weicher abgestimmten Fahrwerk glücklicher. Ein Standard-Fahrwerk stellt deswegen immer einen Kompromiss dar. Es soll möglichst viele Bedürfnisse befriedigen und die Sicherheitsanforderungen erfüllen.

Fahrwerk nach Geschmack

In immer mehr Autos der Mittel- und Oberklasse sind "adaptive Fahrwerke" verbaut, die sich auf Knopfdruck an die Vorlieben des Fahrers anpassen lassen. Dabei ändert sich vor allem die Dämpfungscharakteristik des Fahrzeugs, das sich nun eher sportlich oder komfortabel fahren lässt. Meistens werden dabei auch die Gasannahme, das Ansprechverhalten der Lenkung und die Schaltcharakteristik angepasst. So lässt sich auf Knopfdruck ein Familienkombi zum Sportwagen oder auch zur komfortablen Reisekutsche umfunktionieren.

Um das zu erreichen, sind in Autos mit adaptiven Fahrwerken Stoßdämpfer verbaut, die elektronisch geregelt sind und sich in ihrer Kennlinie verändern lassen. Im sportlichen Modus ist dann die Federung deutlich härter und direkter, im Komfortmodus dagegen weicher. Die regelbaren Stoßdämpfer verfügen dabei neben einem Steuergerät über so genannte Proportional-Ventile, die den Ölfluss im Dämpferkolben verengen und damit eine weichere oder härtere Abstimmung ermöglichen. Audis "Magnetic-Ride"-Technologie funktioniert ähnlich, ist aber eine Besonderheit: Das Öl im Stoßdämpfer ist dabei mit mikroskopisch kleinen Magnetpartikeln versetzt. Sobald dort Spannung angelegt wird, wird der Durchfluss des Öls gehemmt und somit die Dämpferhärte des Stoßdämpfers angepasst.

Je nach Komplexität reicht das Spektrum der regelbaren Dämpfer von einer simplen Verstellung von weichem zu hartem Dämpfungsniveau (beispielsweise im Ford Focus RS) bis hin zu intelligenten Systemen, die den Zustand der Fahrbahn erkennen und darauf aktiv reagieren können. Mit diesen teilaktiven Systemen lässt sich auch unerwünschten Wankbewegungen der Karosserie entgegenwirken, beispielsweise bei engen Kurvenfahrten, wenn sich das Chassis des Fahrzeugs zur Seite neigt. Auch beim Bremsen ist das System hilfreich, wenn beispielsweise das Nicken durch eine Gegenbewegung abgemildert wird. Die Sicherheit wird zusätzlich erhöht, da der Kontakt zur Fahrbahn verbessert wird, was sich gerade bei kritischen Fahrmanövern als hilfreich erweist. Auch der Bremsweg kann sich dank verbesserter Bodenhaftung verkürzen.

Kostenpflichtiges Extra

Wo so viel Licht ist, muss zwangsläufig auch Schatten sein: Durch die Komplexität der adaptiven Fahrwerke sind sie teuer und nehmen auch zusätzlichen Bauraum im Fahrzeug in Anspruch. Es ist daher verständlich, dass solche Systeme eher in Fahrzeugen der Mittel- und Oberklasse als kostenpflichtiges Extra angeboten werden, das je nach Hersteller einen hohen dreistelligen Betrag bis mehrere Tausend Euro kostet. Volkswagen bietet beispielsweise die Adaptive Fahrzeugregelung (DCC) für zahlreiche Fahrzeugmodelle als optionales Feature. Auch BMW, Mercedes-Benz, Porsche und Opel haben entsprechende Systeme parat ( siehe Kasten rechts).

Wohin die Reise geht, zeigt Mercedes-Benz eindrucksvoll in der aktuellen S-Klasse. Das Oberklasse-Fahrzeug ist mit der Funktion "Magic Body Control" ausgerüstet. In den Spiegeln integrierte Kameras scannen dabei den Untergrund auf Unebenheiten ab und leiten daraus Aktionen ab, die von dem Fahrwerk umgesetzt werden. Sobald eine Bodenwelle erkannt wird, können aktiv Gegenkräfte am Stoßdämpfer erzeugt werden. Somit lassen sich Unebenheiten fast komplett ausgleichen, das Fahrzeug schwebt nahezu über die Straße.

Wachstumspotenzial

Im Aftermarket scheinen die adaptiven Fahrwerke momentan noch keine große Rolle zu spielen. So hat TRW Aftermarket in einem Interview mit der asp AUTO SERVICE PRAXIS im letzten Jahr erklärt, dass das Unternehmen elektronisch geregelte Stoßdämpfer für den Aftermarket momentan nicht entwickelt. Ganz anders sieht das Tenneco, die im belgischen Sint-Trudien die laut eigenen Angaben größte Stoßdämpfer-Produktion Europas haben. Der Hersteller prognostiziert in den kommenden Jahren einen riesigen Markt für aktive Dämpfungssysteme: Von derzeit rund zwei Prozent Marktanteil soll der Anteil bis 2025 auf mehr als 15 Prozent wachsen. Tenneco hat mehrere Varianten adaptiver Dämpfungssysteme im Angebot, darunter das semiaktive CVSA/2-Dämpfungssystem, das Querstabilisatoren im Auto überflüssig macht. Das neueste Produkt in der Entwicklung ist das vollaktive Dämpfersystem "Acocar", das in Premiumfahrzeugen zum Einsatz kommen soll. Auch ZF Sachs hat mit der Continous-Damping-Control-Technologie einen adaptiven Dämpfer im Programm.

Kurzfassung

Adaptive Fahrwerke versprechen eine sportliche oder komfortable Fahrwerksabstimmung auf Knopfdruck. Die Technik ist in vielen Modellen der Mittel- und Oberklasse erhältlich und lässt sich auch in älteren Fahrzeugen nachrüsten.

Systemübersicht

Für adaptive Fahrwerke haben die Autohersteller unterschiedliche Bezeichnungen:- Audi: Magnetic Ride- BMW: Electronic Damping Control (EDC)- Mercedes-Benz: Active Body Control (ABM)- Opel: FlexRide- Porsche: Porsche Active Suspension Management (PASM)- VW: Adaptive Fahrzeugregelung (DCC)

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