Sein gesamtes privates Kapital investierte Herbert Brinse, Geschäftsführender Gesellschafter des Karosserie Fachbetriebs Emil + Herbert Brinse, in den Werkstattneubau im Gewerbegebiet der oberbayerischen Gemeinde Brunnthal. Im April 2015 zog die Werkstatt um. Doch nicht nur das Gebäude, auch die Werkstatteinrichtung ist neu - von der Hebebühne bis zur Lackieranlage. Die beachtliche Investitionssumme stemmte Brinse mit einer Mischung aus Eigenkapital, KfW-Darlehen und einem Bankkredit.
"Falls es finanziell knapp geworden wäre, hätten wir die Werkstattausstattung geleast", sagt Brinse. "Darüber haben wir mit unserem Ansprechpartner bei Stahlgruber ganz offen gesprochen und uns diese Möglichkeit bis zum Schluss offen gehalten." Schließlich habe er mit Leasing bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht, im Gegenteil: "Die Leihfahrzeuge, die wir unseren Kunden zur Verfügung stellen, konnten wir über Eurogarant zu äußerst günstigen Konditionen leasen", so Brinse. "Zuvor hatten wir auch schon mal ein Schweißgerät geleast. Das hat alles wunderbar geklappt."
Eine Frage der Liquidität
Dass er das Leasingangebot für die Werkstattausstattung nicht annehmen musste, gibt ihm ein gutes Bauchgefühl. "Und dank der drei Prozent Skonto, die wir dadurch abziehen konnten, war es auch die günstigere Variante", sagt Herbert Brinse. "Aber letztlich ist die Entscheidung für oder gegen Leasing auch immer eine Frage der Liquidität."
Dies kann Martin Litwinschuh, Leiter der Abteilung Kfz-Werkstattausrüstung bei der Stahlgruber GmbH, nur bestätigen: "In der Branche gibt es viele Betriebe, die Werkstattausstattung leasen, weil sie bei ihrer Bank keine weiteren Kredite mehr aufnehmen wollen und gerade für größere Investitionen auch nicht über die entsprechenden Geldreserven verfügen." Doch auch Komfort und Sicherheitsaspekte spielen eine Rolle: Die festen monatlichen Kosten unabhängig von der Zinsentwicklung sowie die Möglichkeit, auch die Finanzierung unkompliziert über Stahlgruber abzuwickeln, wissen Werkstattinhaber immer mehr zu schätzen, wie Litwinschuh berichtet.
Rund dreißig Prozent der gesamten Aufträge im Bereich Kfz-Ausrüstung werden bei Stahlgruber mittlerweile als Leasingverträge abgeschlossen, Tendenz weiterhin steigend. "Testgeräte in Verbindung mit Software werden heute sogar fast ausschließlich geleast", sagt Litwinschuh.
Die Werkstattbetriebe wissen vor allem zu schätzen, dass sie bei Leasing ihr Kapital nicht binden müssen, so der Stahlgruber-Experte. Für Unternehmen in schwacher finanzieller Verfassung sei das allerdings keine Lösung: "Wer bei der Bank nichts bekommt, wird auch keinen Leasingvertrag abschließen können. Denn die Leasinggesellschaften, mit denen wir zusammenarbeiten, überprüfen die Bonität eines Kunden vor Vertragsabschluss." Schwierig sei Leasing zudem bei Existenzgründungen und Betriebsübernahmen. Hier fordern die Leasinggesellschaften in der Regel zusätzliche Sicherheiten.
"Wir legen Wert darauf, unsere Außendienstmitarbeiter auch zum Thema Finanzierung zu schulen, so dass sie jeden Kunden individuell beraten können", sagt Litwinschuh. Dennoch sei es sinnvoll, sich vor dem Vertragsabschluss Rat vom Steuerberater zu holen. "Denn es gibt kein Finanzierungsmodell, das für jeden Betrieb optimal ist." Mitunter sei selbst für Unternehmer, die es sich leisten könnten, bar zu bezahlen, Leasing die günstigere Variante. Schließlich, so der Stahlgruber-Experte, werden auch bei Leasingverträgen die aktuell niedrigen Zinsen angesetzt. Dass bei Barzahlung größere Verhandlungsspielräume bestehen, ist laut Litwinschuh übrigens nicht der Fall: "Bei uns wird zuerst der Preis verhandelt, danach sprechen wir über die Finanzierung."
Angebote vergleichen
Auch Unternehmensberater Michael Zülch empfiehlt allen Werkstattunternehmern, zumindest vor größeren Investitionen über Alternativen nachzudenken. Neben Barzahlung oder Bankkredit können auch Angebote anderer Leasinggesellschaften eingeholt werden. Für Werkstätten, die als GmbH geführt werden, kann auch ein Gesellschafterdarlehen interessant sein. Und natürlich sollte mit Großhändlern darüber gesprochen werden, wie zumindest ein Teil der Investitionssumme über Teilerückvergütungen gestemmt werden kann. "Die Finanzierung von Werkstattausrüstung hat Auswirkungen auf die Steuerlast, die Liquidität, das Unternehmensrating bei den Banken sowie auf die unternehmerische Flexibilität", sagt Zülch ( siehe Kasten "Tipps zur Finanzierung".) "Da lohnt es sich, etwas Zeit zu investieren, um die beste Lösung für das eigene Unternehmen zu finden."
Dabei empfiehlt Jürgen Hofmann von Hella Gutmann Solutions jedoch dringend, darauf zu achten, nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen: "Wichtig ist es, die Gesamtkosten einer Finanzierung zu berücksichtigen und zum Beispiel nicht allein die monatlichen Leasingraten, sondern auch die Laufzeiten in Betracht zu ziehen", betont der Verkaufsleiter für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Bei den Leasingverträgen von Hella Gutmann Solutions, die über eine Tochter des Unternehmens abgewickelt werden, schnüre man attraktive Pakete inklusive Update-Service, so Hofmann. Darüber hinaus legt das Unternehmen Wert auf absolute Transparenz. Dazu tragen auch die Konditionen bei: Der Leasingzeitraum umfasst grundsätzlich 60 Monate, Verträge werden ab einem Anschaffungswert von 1.200 Euro angeboten. "Die Akzeptanz von Leasing nimmt laufend zu", sagt Jürgen Hofmann. "Derzeit werden 75 Prozent unserer Geschäfte via Leasing abgewickelt."
Feste Kalkulationsgrundlage
Die eigene Leasinggesellschaft erweist sich dabei als äußerst vorteilhaft - für beide Seiten: "Bei den Produktkombinationen und auch bei auslaufenden Verträgen sind wir äußerst flexibel. Zudem haben wir es in der Hand, die Konditionen möglichst attraktiv zu gestalten", so Hofmann. "Unsere Kunden brauchen innerhalb dieses Zeitraums keine steigenden Kosten zu befürchten und haben eine feste Kalkulationsgrundlage."
Tipps zur Finanzierung
"Kfz-Werkstätten müssen in immer kürzeren Zeitintervallen neue Werkstattausrüstung anschaffen, um ihren Betrieb auf dem aktuellen technischen Stand zu halten", sagt Michael Zülch, Geschäftsführer der Zülchconsulting GmbH, die hauptsächlich für die Kfz-Branche tätig ist. Das alte Sprichwort "Wer nicht investiert, verliert" sei aktueller denn je. "Bei der Finanzierung der Investitionen gibt es allerdings keine Lösung, die für alle Betriebe zu jedem Zeitpunkt optimal ist", warnt Zülch. Vor der Unterzeichnung des Kaufvertrags sollten Werkstattinhaber daher mit ihrem Steuerberater über die Finanzierungsalternativen sprechen - auch wenn nicht allein steuerliche Aspekte eine Rolle spielen. Sechs Tipps des Beraters, was dabei zu bedenken ist:- Die Finanzierung von Werkstattausrüstung über den Kontokorrentkredit ist selbst bei kleineren Summen ganz und gar nicht zu empfehlen. Dafür sind erstens die Zinsen dafür zu hoch und zweitens sollte der Dispo zur Überbrückung kurzfristiger (!) finanzieller Engpässe verfügbar sein.- Wenn die Liquidität angespannt ist und der Kontokorrentkredit bereits in erheblichem Umfang in Anspruch genommen wurde, ist es nicht sinnvoll, die Verschuldung durch ein weiteres Darlehen auszuweiten. In diesem Fall kann Leasing die bessere Alternative zu einem Bankkredit sein. Denn ein Bankkredit würde die Eigenkapitalquote, die Liquidität zweiten Grades und den Deckungsgrad negativ beeinflussen - diese drei Bilanzkennzahlen werden für das Rating, also die Bonitätsbeurteilung eines Unternehmens durch die Banken, herangezogen.- Angesichts der aktuell niedrigen Zinsen kann für eine GmbH ein Gesellschafterdarlehen interessant sein: Dabei leiht der Werkstattunternehmer seinem Unternehmen Geld und kassiert dafür marktübliche Zinsen. Die Zinszahlungen fließen einerseits ins Privatvermögen und können andererseits vom Unternehmen als Geschäftsausgaben abgesetzt werden.- Bei Barzahlung von Werkstattausrüstung kann Ihr Verhandlungsspielraum im Hinblick auf Skonto und Rabatte größer sein. Das kann sich selbst dann lohnen, wenn Sie zur Begleichung der Rechnung einen Bankkredit aufnehmen.- Überprüfen Sie auch die Möglichkeit, ob Sie für Ihre Investition öffentliche Fördermittel in Anspruch nehmen können. Es gibt interessante EU-Programme sowie nationale, länderspezifische und regionale Fördergelder. Deren Beantragung läuft grundsätzlich über die Hausbank. Sich vor dem Bankgespräch von einem Experten beraten zu lassen, der sich im Förderdschungel auskennt, ist empfehlenswert. Dann können Sie bei der Bank ganz konkret nachfragen. Für geleaste Werkstattausrüstung können Sie allerdings grundsätzlich keine Fördermittel in Anspruch nehmen.
- Ausgabe 07/08/2016 Seite 52 (151.1 KB, PDF)