Automechanika 2010/Dienstleister
Auch EDV-Dienstleister, Datenanbieter oder Teilehandelsorganisationen nutzten die Automechanika für ihre Präsentation. Trotz unterschiedlicher Produkte, eins haben viele Neuheiten gemeinsam: sie dienen dem Ziel, Prozesse in Werkstätten und Autohäusern zu beschleunigen.
Zu den Prozessunterstützern und -beschleunigern gehören traditionell auch die Softwareunternehmen. Nachdem man in der Vergangenheit oft die Devise vertreten hat, alles in eine Software reinzupacken, was möglich ist, gehen Anbieter zunehmend dazu über, die Praxisanforderungen der Kunden mit einer möglichst einfachen Bedienbarkeit zu kombinieren. Beispiel Werbas AG: der schwäbische Softwarehersteller hat in Frankfurt die neueste Generation seines Dealermanagement-Systems zusammen mit einigen neuen Funktionen und Softwareergänzungen vorgestellt. Eine davon nennt sich Werbas-Letterbox. „Befragungen unserer Kunden haben ergeben, dass viele mit einem umfangreichen Customer-Management System eigentlich überfordert sind, weil es an ihren eigentlichen Bedürfnissen vorbeigeht. Vielen ist aber sehr damit geholfen, wenn sie eine einfache und schnelle Lösung zur Verfügung haben, um die Kommunikation mit Kunden regelmäßig aufnehmen zu können“, so Harald Pfau, Vorstand der Werbas AG. Die so genannte Letter-Box soll genau das ermöglichen. Kernstück der internetbasierten Software ist eine Onlineplattform, auf der nicht nur zahlreiche vorgefertigte Kundenanschreiben zu unterschiedlichen Aktionen in der Werkstatt hinterlegt sind. Zu einem günstigen Preis kann die Werkstatt über die Letterbox diese Anschreiben nach Individualisierung auch automatisch und kontrolliert an Kunden versenden lassen. Der Komplettprozess wird von der Agentur Dialogmanufaktur begleitet, die eng mit der Werbas AG zusammenarbeitet. „Wir versuchen den Kunden so weit wie möglich im Tagesgeschäft zu entlasten. Er sucht sich auf der Plattform das für ihn passende Anschreiben aus oder schickt uns auf Wunsch sein individuelles Anschreiben, lädt in seiner Werbas-Software die Kunden hoch, die er erreichen möchte und um alles andere kümmern wir uns“, so Matthias Nowotny, Inhaber der Dialogmanufaktur. Zum Service der Agentur gehört auch die telefonische Abstimmung mit dem Kunden, die Individualisierung des Anschreibens nach seinen Wünschen, eine Adresskontrolle sowie Kuvertieren und Versand der Anschreiben. „Mit der neuen Dienstleistung wollen wir vor allem kleinen und mittleren Werkstattunternehmen in ihrer Kommunikation mit Kunden unterstützen“, so Harald Pfau. Beim Preis orientiert sich die neue Dienstleistung darum eher an kleinen Marketingbudgets. Für 100 Anschreiben muss der Kunde inklusive Druck, Konfektionierung, Kuvertieren und Porto rund 190 Euro bezahlen. Je nach Aufwand werden für die Individualisierung eines Anschreibens zusätzlich zwischen 19 und 69 Euro berechnet. Werbas-Softwarekunden können sich kostenlos für die Letterbox registrieren lassen.
Weitere Infos: www.werbas-ag.de
Prozessbegleitung ganz anderer Art hat sich die Audacon AG, Datendienstleister aus Weikersheim, auf die Fahnen geschrieben. Neben den bekannten Produkten wie dem elektronischen Reparaturdatenkatalog AIS stellte das Unternehmen in Frankfurt das neue Tool Audacon Control in den Mittelpunkt seiner Präsentation. Dabei handelt es sich um eine Internetplattform, über die Werkstätten die Betreuung von Flottenfahrzeugen weitgehend automatisieren können und beispielsweise die Kommunikation mit dem Flottenbetreiber fast vollständig elektronisch abwickeln können. „Audacon Control soll die Prozesse, die bei der Bearbeitung von Werkstattaufträgen an Flottenfahrzeugen entstehen, deutlich straffen und zudem eine größtmögliche Transparenz in den Prozessen schaffen“, erklärt Rolf Wührl, Vorstandsvorsitzender der AG. Weil die Arbeitsumfänge über Audacon Control weitgehend standardisiert von der Werkstatt ausgeführt werden und das System von sich aus nur die Arbeitsumfänge vorschlägt, die laut Herstellervorgabe nach Alter und Laufleistung des Fahrzeugs bei der Wartung konkret erforderlich sind, ist die Auftragsfreigabe durch den Flottenbetreiber quasi eine Formsache, was die Auftragsbearbeitung deutlich beschleunigt und damit auch den Durchsatz in der Werkstatt erhöht. Um den Prozess komplett zu automatisieren, kann auf der Online-Plattform vom Auftraggeber ein Regelwerk hinterlegt werden, nach dem Aufträge nur im Falle einer Abweichung individuell zu prüfen und freizugeben sind. „Das System bietet volle Kostenkontrolle und Transparenz bei Service-, Verschleiß- und Reparaturkosten und liefert jederzeit verlässliche und nachvollziehbare Daten, die auf den Herstellervorgaben basieren“, erklärt Produktmanager Frank Johne. Vorteil für Leasingfirmen und Flottenbetreiber: Über die elektronische Fahrzeugakte bei Audacon Control, bleiben Verschleiß- und Reparaturkosten pro Fahrzeug transparent und jederzeit einsehbar, Doppelarbeiten werden vermieden, Reparaturfreigaben deutlich beschleunigt, und zudem dringend vorgeschriebene Arbeiten nicht mehr vergessen und die technische Pflege jedes Fahrzeugs lückenlos dokumentiert. Vorteil für Werkstätten laut Audacon: Über Audacon Control können Werkstätten Reparaturaufträge an Flottenfahrzeugen einfach und schnell anlegen und kalkulieren. Aufgrund des bei Flottenkunden anerkannten Systems erfolgt umgehend meist elektronisch eine Reparaturfreigabe und auch die Zahlungsabwicklung kann mit Rechnungsprüfung mittels eines Zusatztools über die Plattform deutlich schneller abgewickelt werden. Voraussetzung für die Nutzung von Audacon Control, das mittlerweile bei den rund 900 Partnern des Global Automotive Services (G.A.S.) Netzwerkes im Einsatz ist, ist die Datenbank Audacon AIS.
Weitere Informationen: www.audacon.de
Weiterbildungsinitiative
Um Lern-Prozesse kümmert sich die Initiative Exponentia, ein Zusammenschluss von Unternehmen der Teileindustrie, die sich der systematischen Weiterbildung von Werkstätten widmet. Exponentia ist eine europäische Initiative und wird von den Unternehmen Gates, MS Motor ServiceInternational, SKF, Tenneco, TRW und Valeo getragen. Trotz guter Schulungsangebote gelang der in England und Frankreich sehr erfolgreichen Initiative in Deutschland bislang nicht der entscheidende Durchbruch. Ein neues modular aufgebautes Schulungskonzept und eine organisatorische wie personelle Stärkung des Exponentia-Teams sollen das ändern. Das neue Programm ist in vier Level, von Basistrainings bis zu Expertenschulungen untergliedert. Theoretischer und praktischer Teil halten sich in den Schulungen in der Regel die Waage. Zudem sollen kleine Kursgruppen mit maximal 12 bis 15 Teilnehmern für optimalen Wissenstransfer sorgen. Um die Wertigkeit des Trainingsprogramms weiter zu erhöhen, strebt man bei Exponentia außerdem einen qualifizierten Abschluss für Kursteilnehmer an. „In England, Frankreich und Dänemark haben wir mit großem Erfolg die Qualifizierung „master of garage“ eingeführt. Etwas Ähnliches möchten wir auch in Deutschland umsetzen“, erklärte Peter J. F. Schalburg, der für die Weiterentwicklung der Plattform verantwortlich ist. Der Bekanntheitsgrad der Exponentia-Plattform, die durch eine Technikhotline ergänzt wird, soll auch durch eine Roadshow quer durch Deutschland erhöht werden. Hierbei werden alle Interessierten gezielt über Technikneuheiten in künftigen Fahrzeuggenerationen informiert. Die Veranstaltung findet am 27.10. in Aachen, am 4.11. in Neuwied, am 9.11. in Schweinfurt und am 25.11. in Dormagen statt.
Weitere Infos: www.exponentia.de
Prozesse in Werkstätten und Autohäusern zu unterstützen, zu verbessern und zu beschleunigen war auch das Thema der TÜV Nord Mobilität GmbH, die sich auf der diesjährigen Automechanika am Stand des Werkstattausrüsters ATT in Halle 8 präsentierte (vgl. auch Interview S. 61). Von ATT stammen die Systeme zur berührungslosen Achsvermessung, mit denen vor allem in größeren Werkstatt- und Autohausbetrieben sehr erfolgreiche präventive Achsvermessungen durchgeführt werden. Das Besondere an dem Konzept: Der Kfz-Unternehmer zahlt nur für die Nutzung des Achsvermessungssystems, je nach Menge zwischen 25 und acht Euro pro Vermessung. Wird bei der nur rund fünf Minuten dauernden Vermessung, zum Beispiel im Rahmen der Direktannahme, festgestellt, dass das Fahrwerk vermessen werden muss und entscheidet sich der Kunde für die Vermessung, fließen die Erlöse in vollem Umfang dem Autohaus zu. TÜV Nord, aber auch TÜV Süd beraten Betriebe sehr erfolgreich dabei, wie sie das Konzept in ihren Betrieben umsetzen und in bestehende Arbeitsabläufe integrieren. In einer der nächsten Ausgaben werden wir im Detail über das Konzept und die Dienstleistung der TÜV berichten.
Prozessbremser
Neben Prozessbeschleunigung war allerdings auch Prozesse verzögern oder aufzuhalten ein Thema auf der Automechanika 2010. ASA-Präsident Klaus Burger hatte in seiner Rede beim traditionellen ASA-Abend kaum verdeckte Kritik an den Automobilherstellern geäußert. Mit denen sitzt er in zahlreichen Ausschüssen, in denen es eigentlich um die Weiterentwicklung und Anpassung von Prüfvorschriften an moderne Fahrzeugtechnik gehen soll. Doch statt einem auf Fakten beruhenden, konstruktiven Miteinander gehe es, so der Eindruck des ASA-Präsidenten, in erster Linie um die Verteidigung politischer Standpunkte und eine grundsätzliche Verweigerungshaltung. Das heißt im Klartext: Die Automobilhersteller sträuben sich gegen eine Prüfung elektronischer Komponenten im Rahmen der HU, verweigern seit Jahren die Einführung einer Stoßdämpferwirkungsprüfung und wollen künftig auch ohne Endrohrmessung bei der Diesel-AU auskommen. Stattdessen soll allein das elektronische Auslesen des OBD-Systems als Expertise über das tatsächliche Emissionsverhalten eines Fahrzeugs genügen. Auf Unterstützung des deutschen Gesetzgebers kann der ASA-Präsident offensichtlich nicht hoffen. Im Gegenteil: Das von der Firma MAHA, deren Geschäftsführer Klaus Burger ist, angestrebte Verfahren zur Homologation eines neu entwickelten Abgastesters zur optischen Messung der Rauchgastrübung von Dieselmotoren mittels Lasertechnologie verzögert sich deutlich. Grund: die Physikalisch Technische Bundesanstalt in Braunschweig (PTB), eine Anstalt des öffentlichen Rechts im Geschäftsbereich des Bundeswirtschaftsministeriums, hat das für solche Zulassungsverfahren nötige Labor bis auf Weiteres wegen Umbau geschlossen.
Wenigstens bleibt Maha und anderen Werkstattausrüstern für die Homologation ihrer Systeme hier der Weg ins europäische Ausland. Denn was in Spanien, Italien oder Portugal homologiert wurde, ist europaweit und damit auch in Deutschland zugelassen. Frank Schlieben
In eigener Sache
asp auf Sendung
Man lernt nie aus, sagt ein Sprichwort. Das asp-Redaktionsteam konnte das in diesem Jahr am eigenen Leib erfahren, denn wir haben auf der Automechanika erstmals in unserem Leben Erfahrungen vor der Kamera gesammelt. Als Mitproduzenten und Mitwirkende von automechanika tv haben wir Interviews geführt, Neuheiten recherchiert und Messerundgänge absolviert. An dieser Stelle herzlichen Dank an all unsere geduldigen Gesprächs- und Interviewpartner. Und besonderen Dank an die professionelle Fernsehcrew vom Team „Schnittstelle“ aus Berlin, die uns tatkräftig bei Automechanika TV 2010 unterstützt hat.
Sie haben unsere Fernseheinsätze verpasst? Unter www.autoservicepraxis.de/tv können sie sich alle von uns produzierten Automechanika-Beiträge noch einmal anschauen.