Fachkräftemonitor
Mit einer Langzeiterhebung möchte asp gemeinsam mit der Universität Bremen herausfinden, wie es in Zukunft um den Fachkräftebedarf im Kfz-Gewerbe bestellt ist. Betriebsinhaber, Werkstattleiter und Ausbilder sind aufgerufen, sich an der Online-Befragung zu beteiligen.
Ginge es nach dem ehemaligen Arbeitgeberpräsidenten Dieter Hundt, hätte die Bundesregierung längst einen Fachkräftegipfel starten müssen. Denn laut Hundt gehen der deutschen Wirtschaft qualifizierte und gut ausgebildete Arbeitskräfte aus. Das zeigt sich besonders im Aufschwung der letzten Monate. Während sich manche über die schnelle Erholung der Wirtschaft nach der Bankenkrise und die geringsten Arbeitslosenquoten seit der Wiedervereinigung freuen, warnen Arbeitsmarktexperten bereits vor dem Fachkräftemangel in allen Wirtschaftszweigen. Das Kfz-Gewerbe gehört zu den Branchen, die mehr denn je auf gut qualifizierte Arbeitskräfte angewiesen sind. Der Wettbewerb der Unternehmen um die besten Mechatroniker hat längst begonnen. Mit der zunehmenden technischen Komplexität der Fahrzeuge, neuen Serviceangeboten und der wachsenden Akzeptanz alternativer Antriebstechnologien werden die Anforderungen an Fachkräfte im Kfz-Gewerbe weiter steigen. Die Zukunftsfähigkeit des Gewerbes wird also entscheidend davon abhängen, ob es gelingt, Jahr für Jahr genügend Nachwuchskräfte für einen Beruf im Kfz-Gewerbe zu begeistern. Glaubt man Unternehmern, ist das schon heute nicht mehr der Fall. „Auf eine Verkäuferstelle bekomme ich zig Bewerbungen, gute Mechatroniker, Spengler oder Lackierer suche ich über Monate“, beschreibt ein Autohaus- und Werkstattunternehmer aus München seine Erfahrungen. Doch ist das repräsentativ? Wie ist es um den tatsächlichen Bedarf der Unternehmen im Kfz-Gewerbe an ausgebildeten Fachkräften und an Auszubildenden bestellt? Auf diese und weitere Fragen möchten wir künftig mit dem ITB-Fachkräftemonitor belastbare Antworten finden und bitten Sie um Ihre Unterstützung. In Kooperation mit dem Institut für Technik und Bildung (ITB) der Universität Bremen führt asp künftig jährlich eine Befragung durch. Mit der Befragung richten wir uns an Betriebsinhaber, Werkstattleiter und Ausbilder in Pkw- und Lkw-Servicebetrieben. Den Zugang zum Fragebogen finden Sie unter www.autoservicepraxis.de oder direkt über kfz.itb-fachkraeftemonitor.de (siehe Kasten „Zur Befragung“). fs
Fragebogen Online
Zur Befragung
Alle Betriebsinhaber, Werkstattleiter und Ausbilder sind eingeladen, sich an der Befragung für den Fachkräftemonitor zu beteiligen. Zum Fragebogen gelangen Sie über den Link www.autoservicepraxis.de/fachkraeftemonitor.
Die Beantwortung der Fragen nimmt zwischen fünf und fünfzehn Minuten Zeit in Anspruch – je nach Größe und Struktur Ihres Unternehmens. Ihre Anonymität ist selbstverständlich gewährleistet.Die Ergebnisse der Umfrage und deren Bewertung durch das ITB werden voraussichtlich noch im ersten Halbjahr 2011 in Auto Service Praxis veröffentlicht. Wir bedanken uns schon heute herzlich für Ihre Teilnahme!
Weitere Informationen zur Befragung erteilt Dr. Frank Musekamp, musekamp@uni-bremen.de, Tel. 04 21/2 18-96 12.
Unsere Kooperationspartner vom ITB, Prof. Dr. Georg Spöttl und Dr. Frank Musekamp, untersuchen seit Jahren mit wissenschaftlichen Methoden die Entwicklung von Arbeitsprozessen und Berufsbildern speziell im Kfz-Gewerbe. Eine der zahlreichen Studien von Prof. Spöttl war Grundlage für die Schaffung des Berufsbildes Kfz-Mechatroniker. Im neben stehenden Interview erläutern die beiden Experten die Hintergründe des Fachkräftemonitors und warum es sich für Betriebsinhaber, Werkstattleiter und Ausbilder lohnt, an der Befragung teilzunehmen.
Herr Prof. Spöttl, Herr Dr. Musekamp, warum bedarf es für die Themen Ausbildung und Fachkräfte einer Erhebung speziell für das Kfz-Gewerbe?
Spöttl: Sowohl die amtliche Arbeitsmarktstatistik der Bundesanstalt für Arbeit (BA) als auch die Ausbildungsstatistik des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) haben sich in den vergangenen Jahren ständig weiter entwickelt. Zur Bewertung der Situation auf sektorspezifischen Arbeitsmärkten besteht jedoch oft eine Informationslücke.
Musekamp: Ursache ist, dass die Statistik der BA allein den Erwerbsarbeitsmarkt und die des BIBB ausschließlich den Ausbildungsstellenmarkt betrachtet. Damit wird die entscheidende Verbindung zwischen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt systematisch ausgeblendet. Hinzu kommt, dass die Berufsbezeichnungen beider Statistiken nicht eindeutig zueinander in Beziehung zu setzen sind.
Was kann der ITB-Fachkräftemonitor Kfz hier verbessern?
Spöttl: Der Fachkräftemonitor, für den wir die Datenerhebung mit Unterstützung der asp als anerkannte und bundesweit vertriebene Branchenfachzeitschrift im Kfz-Gewerbe durchführen, wird diese Informationslücke schließen, denn es wird bei den Betrieben beides erfragt: wie viel sie ausbilden und wie viele Fachkräfte sie benötigen. Aber es geht nicht nur um eine zahlenmäßige Abfrage sondern besonders auch darum, heraus zu bekommen, welches Profil und welche Qualität bei Fachkräften von den Betrieben heute erwartet und gefordert wird. Daraus sollen dann Vorschläge zur Qualifizierung von Fachpersonal entwickelt werden.
Können Sie kurz schildern, wie diese Untersuchung durchgeführt wird?
Musekamp: Für die Erhebung im Kfz-Servicesektor wird einmal jährlich eine Online-Erhebung freigeschaltet und durch asp bekannt gemacht. Die Befragung findet jeweils im Januar statt und richtet sich an Betriebsinhaber, Werkstattleiter und Ausbilder in Kfz-Servicebetrieben aus dem Pkw- und Lkw-Bereich. Schwerpunkt der Untersuchung ist die Versorgung des Kfz-Servicesektors mit Personal in den gewerblich technischen Berufen.
Wie lange dauert die Beantwortung der Fragen und wonach wird gefragt?
Musekamp: Die Befragungsdauer variiert je nach Größe und Struktur des Betriebs. Länger als zehn Minuten sollte es aber nur in den seltensten Fällen dauern. Die Befragung erfasst bewährte Indikatoren zum Fachkräftebedarf, z. B. offene Stellen, Besetzungsschwierigkeiten, Profil usw.. Die gängigen Indikatoren werden um solche zu Ausbildung und Arbeitsorganisation im Kfz-Sektor ergänzt (Auftragsspektrum, Geschäftsaussichten usw.), um zu genaueren Einsichten über den künftigen Bedarf zu gelangen. Auf diese Weise lassen sich die Daten aus dem Ausbildungs- und Erwerbsarbeitsmarkt für den Kfz-Sektor miteinander in Beziehung setzen.
Welche Ergebnisse wird die Erhebung auf Dauer hervorbringen?
Musekamp: Kernergebnis der jährlichen Erhebung sind zwei Indikatoren, die die Personalversorgung des Kfz-Servicesektors im Zeitverlauf beschreiben. Der erste Indikator beschreibt die Verfügbarkeit von geeigneten Bewerbern für Ausbildungsplätze („Azubi-Versorgung“), der zweite Indikator beschreibt die Verfügbarkeit geeigneter, bereits qualifizierter Fachkräfte („Fachkräfte-Versorgung“). Von Jahr zu Jahr können damit die Veränderungen auf dem kfz-spezifischen Arbeitsmarkt auf Basis der Ausbildungsberufe und Fachkräfte nachvollzogen werden.
Spöttl: Auf der Grundlage jährlich wechselnder Auswertungsschwerpunkte werden zusätzlich Trends zu bestimmten Themen über längere Zeiträume beschrieben. Im ersten Erhebungsjahr wird der Schwerpunkt auf einem Vergleich freier und markengebundener Betriebe liegen. Zudem erfährt jeder Betreib, welche Fachkräfteprofile auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sind.
Wie profitieren Kfz-Unternehmern von den Ergebnissen des Fachkräftemonitors?
Musekamp: Die Ergebnisse werden jährlich in der Zeitschrift asp und deren Onlinedienst veröffentlicht und kommen so direkt den Betrieben im Sektor zugute.
Spöttl: Die Unternehmen gewinnen eine höhere Transparenz, was die Verfügbarkeit von Auszubildenden und Fachkräften im Kfz-Gewerbe anbelangt, können über den Zeitablauf rechtzeitig Trends und Entwicklungen ablesen und damit auch für ihr eigenes Unternehmen schneller auf Veränderungen reagieren. Mit den Ergebnissen soll der Kfz-Branche auch die Möglichkeit eröffnet werden, gezielter als bisher die notwendigen Fachkräfte zu qualifizieren und zu rekrutieren.
Herr Prof Spöttl, Herr Dr. Musekamp, vielen Dank für Ihre Erläuterungen.