Trends bei der Berufsbekleidung
Kleider machen Leute! Wie wichtig das äußere Erscheinungsbild für Menschen ist, macht nicht nur die 1874 erschienene Novelle Gottfried Kellers deutlich. Die Kleidung ist Ausdruck der Lebensform. Die Anforderungen an Berufskleidung sind natürlich ungleich höher. Modisch sind sie trotzdem, wie unsere Recherchen ergaben.
Latzhose und Meisterkittel so gut wie out“, weiß Oliver Gerrits, Leiter Marketing MEWA Textil-Service AG & Co. Auch Dirk Hischemöller, Geschäftsführer der DBL, Bereich Marketing und Vertrieb, stellt einen Rückgang des Anteils von Kittel und Latzhosen – einst der Renner im Bereich des Kfz-Gewerbes – fest.
Bei engelbert strauss spürt man ebenso den Wunsch vieler Kunden nach dezenterer, weniger „Worker-Optik“. Den eigenen Stil durchzusetzen und auf aktuelle Modetrends einzugehen spiele demnach vor allem bei jungen Beschäftigten eine immer größere Rolle. Es sei für viele Handwerker, nicht nur aus der Kfz-Branche, wichtig, trotz einheitlichem Firmenauftritt dem eigenen Look eine individuelle Note zu verleihen. Bei Münz spüre man den Wunsch nach Mode, Individualität und Funktionalität bei den Kunden. Modische Trends in der Werkstatt? Ja, sagt Dirk Hischemöller, denn auch Berufskleidung ist Kleidung – und damit modischen Strömungen unterworfen. Gefragt sind moderne Farben und Schnitte. Unverkennbar ist der zunehmende Einfluss von Freizeit- und Outdoor-Mode auf die Arbeitskleidung. So ist statt Kittel gerade bei jüngeren Werkstattmitarbeitern eher die Bundhose, kombiniert mit T-Shirt oder Polohemd und Weste sowie Bundjacken zu finden. Bei den Farben hat sich einiges getan. Wobei die Renner in der Werkstatt noch immer dunkle Farben wie blau und grau sind, was wohl daran liegt, dass dort die Verschmutzung weniger auffällt. Doch hat sich auch hier die Mehrfarbigkeit durchgesetzt, beispielsweise durch abgesetzte Taschen etc. Wichtig bei der Farbwahl wird ohnehin zunehmend das werkstatteigene CI. Welchen Stellenwert die Nachfrage nach einem einheitlichen Erscheinungsbild für Unternehmen insgesamt hat, wird daran deutlich, dass auf der vom 13. bis 15. Februar 2014 in Stuttgart stattfindenden Textilveredelungsmesse TV TecStyle Visions im Rahmen des Themenparks „Style at Work“ erstmals das Thema „Corporate Fashion“ aufgenommen wird.
Kein Wunder, denn die Arbeitskleidung spricht quasi als textiler Werbeträger für das Unternehmen. Durch einheitliche Kleidung wird Kompetenz und Professionalität signalisiert und Kunden finden schnell den richtigen Ansprechpartner – vor allem bei zusätzlicher Namenskennzeichnung auf der Kleidung. Die persönliche Ansprache fällt dann häufig leichter. Doch nicht nur in der Außendarstellung, auch intern kann Arbeitskleidung im einheitlichen CI positiv wirken. Denn hierdurch hebt man sich deutlich von der Konkurrenz ab, und es wird das Wir-Gefühl, die Identifikation mit dem eigenen Unternehmen gestärkt. Tendenzen, die sich positiv auf die Arbeitsmotivation auswirken können. „Ansprechende einheitliche und personalisierte Dienstkleidung ist unabdingbar für ein professionelles Auftreten von Autohäusern und Werkstätten“, bekräftigt Bernhard Münz, Inhaber der Münz GmbH. Bei aller Optik geht es bei der Suche nach der richtigen Arbeitskleidung aber vor allem um die Praxistauglichkeit und den Schutz des Trägers. Spezielle Funktionsgewebe, arbeitsplatzgerechte Schnitte und Ausstattungen – wie Taschen, Dehnfalten, flexible Bünde, Polstereinschübe und eine optimale Verarbeitung, die dem strapaziösen Alltag in der Werkstatt gewachsen ist, sind gefragt.
Praxistauglichkeit und Schutz
Polster in den Knietaschen sind besonders dann von Interesse, wenn oft an den unteren Partien von Fahrzeugen gearbeitet wird. Darüber hinaus verhindern verdeckte Knöpfe ein Verkratzen des Autolackes, geschlossene und verstellbare Ärmelbündchen unterbinden ein Einziehen der Kleidung bei laufendem Motor in den Antrieb. Wer im Karosseriebereich mit Schweißertätigkeiten betraut ist, benötigt eine entsprechende Kleidung zum Schutz vor Funkenflug. Alle Unternehmen, die sich an unserer Umfrage beteiligt haben, verweisen deshalb auf die umfangreichen Praxistests und die daraufhin stattfindende Optimierung ihrer Kleidung. Qualitativ hochwertige Stoffe sind in der Werkstatt gefragt, denn sie müssen schützen und zudem noch nach vielen Waschgängen Form und Farbe behalten. Ein Trend geht zu leichterer Kleidung, wo früher Baumwolle mit hoher Grammatur, sprich viel Gewebe pro Quadratmeter, zur Stabilität verwendet wurde. Im Trend liegen heute Softshell-Gewebe – ein Überbegriff für Funktionstextilien, die aus zwei oder drei laminierten Membranschichten bestehen und wind- und feuchtigkeitsabweisend sind.
Nachhaltigkeit der Mode
Bei der Alltagsmode ist es schon längere Zeit ein Thema: Faire Produktionsbedingungen. Wie sieht es diesbezüglich im Bereich der Berufsbekleidung aus? Auch bei Arbeitskleidung ist dies laut Dirk Hischemöller (DBL) ein sehr aktuelles Thema. Deshalb begrüße DBL die Initiativen seiner Lieferanten Bierbaum Proenen und Kansas, die sich der Fair Wear Foundation angeschlossen haben, einer Organisation, die sich für weltweit faire Produktion von Kleidung einsetzt und streng kontrolliert. Oliver Gerrits (MEWA) verweist darauf, dass Vertragsbestandteil für die Lieferanten der Code of Conduct ist, damit nicht nur die eigenen Mitarbeiter unter angemessenen Bedingungen arbeiten, sondern auch die Mitarbeiter in den Fabriken der Zulieferer. Das Unternehmen arbeitet mit Lieferanten innerhalb und außerhalb Europas zusammen. Ebenso unterstützt engelbert strauss ihre Produktionspartner bei der Umsetzung dieses Codes. Das Unternehmen lässt größtenteils im Ausland produzieren – vor allem in Asien, aber ebenfalls in Europa, beispielsweise in Italien –, dort, wo die Textilindustrie zu einer der größten Einnahmequellen zählt und die Nähe zu Rohstoffquellen vorhanden ist. Man versuche, so das Unternehmen, bessere Lebensbedingungen für die Menschen vor Ort zu schaffen. So unterstützt das Unternehmen die Stiftung eines Schulprojektes in der Nähe der Produktionsstätte in Laos. Alle Lieferanten seien persönlich bekannt und werden von den Mitgliedern der Familie Strauß regelmäßig besucht und von unabhängigen Beratern geprüft. So sollen sichere und gesundheitlich verträgliche Arbeitsplätze und faire Arbeitszeiten geschaffen werden.
Bernhard Münz (Münz) betont, dass die Stoffe der für Autohäuser konzipierten Serie trend ausschließlich in Deutschland produziert werden. Bei Initial Textil Service arbeitet man laut Unternehmen ausschließlich mit deutschen und europäischen Konfektionären zusammen, die großen Wert auf faire Produktionsbedingungen legen. Welche Kleidung ist nun für welchen Arbeitsbereich die richtige? Wer sich einen schnellen Überblick über das breit gefächerte Angebot der unterschiedlichen Modelle und Farben verschaffen möchte, der wird in den online gestellten Produktkatalogen bzw. Shops der Anbieter auf deren Homepage fündig. Wenn es um die Anschaffung eines T-Shirts geht, reicht ein Klick in den Online-Shop. Bei einer kompletten Unternehmensausstattung ist jedoch eine persönliche Beratung sinnvoll.
Die richtige Entscheidung
Denn unterschiedliche Einsatzbereiche erfordern individuelle Kleidung – in Farbe, Ausstattung, Material und funktionellen Details. „Deshalb ist es wichtig mit dem Kunden die individuelle Lösung für den jeweiligen Einsatzbereich zu entwickeln“, weiß Bernhard Münz. Während beispielsweise für das Verkaufspersonal im Autohaus einheitliche Anzüge und Kostüme mit Krawatten oder Tüchern das Maß der Dinge sind, gelten etwa im Bereich der Werkstätten andere Anforderung, wie robuste Oberstoffe, Funktionalität und schnelle Erkennbarkeit durch personalisierte Aufschriften. Vor allem sollte nachgefragt werden, wie lange einzelne Kleidungsstücke dieser Kollektion verfügbar sind, damit spätere Mitarbeiter im Unternehmen ebenfalls mit der gleichen Kleidung ausgestattet werden können. Hier gilt es, direkten Kontakt mit dem Anbieter aufzunehmen. Denn nicht nur das Produkt, auch die Frage der Nutzungsmodelle sollte im Gespräch geklärt werden: Kaufen oder Mieten – mit oder ohne Pflege- bzw. Reinigungsservice. Das ist nicht nur eine Frage des persönlichen Geschmacks, sondern vor allem des Geldbeutels. Claudia Kreller