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Italo-Western

18.07.2014 12:02 Uhr
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Jeep Cherokee KL

Der neue Jeep Cherokee hat mit seinem Vorgänger kaum mehr als den Namen gemeinsam. Seine Technik ist zu 30 Prozent amerikanisch, zu 30 Prozent italienisch und zu 40 Prozent für beide Seiten des FCA-Konzerns neu. asp war nicht nur bei der Pressevorstellung, sondern auch beim Produkteinführungstraining dabei.

Es ist die wichtigste technische Änderung des neuen Jeep Cherokee KL gegenüber dem Vorgänger mit dem Bodycode KK, doch sie steht so in keiner Präsentation oder Verkaufsunterlage: Die Einbaulage des Antriebsstrangs wechselte von längs zu quer, was nicht alle Kunden begeistern wird. Denn wer sich für mehr als Äußerlichkeiten interessiert, was bei dieser Marke durchaus vorkommen kann, denkt beim Cherokee an den bewährten, geländetauglichen Längsantriebsstrang. Erfolg ist dem Neuling somit nur dann beschert, wenn die Händler mehr neue Käufer gewinnen als alte verlieren.

Hintergrund: Plattformstrategie

Dieser Wechsel liegt in der Plattformstrategie des seit Januar 2014 als Fiat Chrysler Automobiles (FCA) firmierenden Autokonzerns begründet. Der Jeep Cherokee steht auf der gleichen Plattform wie der Alfa Romeo Giulietta, genannt C-Evo. Um dennoch Ausflüge ins Gelände unternehmen zu können, spendierte man dem Cherokee einen aufwändigen Antrieb mit Wahlmöglichkeiten bis zum Spitzenmodell Trailhawk mit Untersetzungsgetriebe und Differenzialsperre.

Das diesbezügliche Einstiegsmodell besitzt Frontantrieb. Bei den Versionen mit Allradantrieb werden die Systeme Active Drive 1 und Active Drive Look un-terschieden. Ersteres bedeutet bedarfs-gerechte, stufenlose Drehmomentverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse; wird kein Allradantrieb benötigt, treibt nur die Vorderachse an und die Kardanwelle steht still. Das Zuschalten der Hinterachse übernimmt eine Schaltmuffe im vorderen, so genannten Transfergetriebe, während eine elektrohydraulische Kupplung im Hinterachsantrieb für die Drehmomentverteilung zuständig ist.

Getriebeuntersetzung: 2,92

Beim Active Drive Look genannten System der Version Trailhawk kommen ein Untersetzungsgetriebe (2.92) und eine Hinterachsdifferenzialsperre hinzu.

Beide Systeme besitzen Selec-Train, eine Traktionskontrolle mit den vier bzw. fünf Modi Auto, Snow, Sport, Sand/Muc und – nur für den Trailhawk – Rock. Für weniger Geübte gibt es außerdem Hilfen für Anfahren am Berg und Bergabfahrt, bezeichnet als Selec-Speed-Control.

Motorisch besteht die Wahl zwischen einem italienischen Vierzylinder-Diesel mit 2,0 Liter Hubraum und 103 oder 125 kW Höchstleistung sowie einem amerikanischen, „Pentastar“ genannten V6-Benziner mit 3,2 Liter Hubraum und 200 kW Höchstleistung. Der stärkere Diesel und der V6 sind mit dem ZF-Neungang-Automatikgetriebe gekoppelt, das FCA in den USA in Lizenz produziert. Ein Öl-wechselintervall ist hier nicht vorgesehen, beim Sechsgang-Schaltgetriebe des schwächeren Diesels hingegen schon.

Ist bei einem neuen Cherokee ein kurzes Schleppen per Hubbrille nötig (in einer Feuerwehrzufahrt geparkt etc.), kann das nach dem Drücken der Taste N (vgl. Bild unten rechts) erfolgen. Mit dieser Tastenbetätigung werden Antrieb und Abtrieb des Fahrzeugs voneinander getrennt.

Bei der Parkbremse handelt es sich um ein elektromechanisches System mit separaten Sätteln und integrierten Aktuatoren (E-Motor und Getriebe). Details im Kasten auf Seite 24 (Punkt 2), Prüfstandsverhalten in der Tabelle auf Seite 25.

Weil ab dem 1. November 2014 ohnehin alle neuen Pkw und Wohnmobile mit Reifendruckkontrollsystem (RDKS) ausgestattet sein müssen, hat die Baureihe KL bereits ab Marktstart ein direkt erfassendes RDKS der Bauart Highline mit Snap-in-Ventilen an Bord. Werden neue Sensoren angelernt, zum Beispiel im Rahmen der Umrüstung auf Winterräder, empfiehlt der Importeur eine 20-minütige Probefahrt schneller als 25 km/h.

98 Prozent bei Lend-Tool-System

Die Klimaautomatik des Jeep Cherokee ist mit dem Kältemittel R-1234yf befüllt. Im Fall eines Unfalls etc. können über das so genannte Lend-Tool-(Leihwerkzeug-) System Klimaanlagenservicegeräte ausgeliehen werden. Dem Importeur zufolge beteiligen sich markenübergreifend 98 Prozent aller Partner an dem System.

Für das Rangieren des Neulings in der Ausstellung oder Werkstatt ist es wichtig zu wissen, dass die Einparkhilfe hinten nicht nur warnt, sondern – Achtung, ungewohnt – auch handelt, indem sie den Cherokee vor Hindernissen selbsttätig abbremst. Trotz der Behauptung, eine Unterscheidung zwischen „harten“ und „weichen“ Hindernissen sei möglich, ist zu befürchten, dass auch ein vorbeiei-lender Kollege als Hindernis erkannt und der Jeep plötzlich abgebremst wird.

Kunden, die ein Mobiltelefon mit der Möglichkeit induktiver Ladung des Akkus besitzen (integriert oder als Zubehörlösung), können diese im Jeep Cherokee nutzen. Ebenfalls interessant: Das Kombiinstrument, konkret der zentrale TFT-Farbbildschirm direkt vor dem Fahrer, lässt sich individuell konfigurieren.

Beim Euro-NCAP-Crashtest erhielt der neue Cherokee fünf Sterne. Zur serienmäßigen Sicherheitsausstattung gehören sieben Airbags und ESP mit Überschlagsvermeidung. Optional kommen der Kollisionswarner Forward Collision Warning-Plus, der Einparkassistent Park-Sense Park Assist (paralleles und rechtwinkliges Einparken), die Abstandsregelung Adaptive Cruise Control-Plus, der Spurhalteassistent, der Totwinkelwarner und die hintere Bewegungserkennung Rear Cross Path Detection hinzu.

Bruttopreise ab 34.800 Euro

Die neue Cherokee-Baureihe KL steht seit Anfang April bei den Jeep-Händlern in Deutschland. Die Preise beginnen bei 34.800 Euro für den mit dem schwächeren Diesel bestückten, handgeschalteten und frontgetriebenen Cherokee in der Basisausstattung Longitude. Für Allradantrieb beträgt der Aufpreis 2.100 Euro, für die mittlere Ausstattungsstufe Limited 5.000 Euro. Beides gemeinsam ist folglich für 7.100 Euro zu haben. Wer die Neungang-Automatik von ZF bevorzugt, muss mindestens 40.500 Euro auf den Tisch des Jeep-Händlers legen, bekommt dafür aber zudem den stärkeren Dieselmotor und Allradantrieb. Auch hier beträgt der Aufpreis für die Limited-Ausstattung 5.000 Euro. Der V6-Benziner kostet in den beiden Ausstattungsstufen Limited und Trailhawk identische 48.000 Euro. Wer seinen Cherokee bis Ende April bestellt hatte, bekam sogar einen „Frühbucher“-Bonus in Form des aufpreisfreien Navigationssystems und des ebensolchen Alpine-Soundsystems.

Unter der FCA-Kundendienstmarke Mopar gibt es bereits rund 100 Zubehörartikel für den neuen Cherokee. Besonders intensiv wird auf eine Zubehörlinie verwiesen: Das so genannte Cargo Management System sorgt für einen aufgeräumten Gepäckraum. Wohl auch dann, wenn es wirklich mal ins Gelände geht.

Peter Diehl

Produkteinführungstraining

Die Bezeichnung der Weiterbildung klingt wie gähnende Langeweile: Produkteinführungstraining. Doch die Praxis sieht bei Unetversity, der Trainingsabteilung der Fiat Group Automobiles Germany AG, ganz anders aus. Im Februar konnte die asp-Redaktion bereits an einem solchen Training für den Alfa Romeo 4C teilnehmen (vgl. Heft 3/2014, Artikel „Erst liften, dann heben“ ab Seite 12). Kürzlich stand das Einführungstraining für den Jeep Cherokee an. Der Trainer: Kfz-Meister und Markenspezialist Simon Jesse. Er hat einen Beamer aufgebaut, braucht ihn aber nicht, denn er selbst ist der bessere Beamer. Statt Technik verbal zu erklären, zeichnet Simon Jesse sie mit den Händen in den Raum, und zwar so, dass alle Teilnehmer leicht folgen können. Die Vermittlung des neuen, quer eingebauten Allradantriebsstrangs wird so zum Kinderspiel. Analoge Virtualität sozusagen. „Ich mache kein Training, ich mache eine Show“, sagt Simon Jesse verschmitzt, und die Teilnehmer sind keine Zuschauer, sondern Mitwirkende.

Parkbremse: Löseautomatik nur bei angelegtem Gurt

Positiver Effekt: In den Köpfen der Teilnehmer bleibt wesentlich mehr „hängen“ als bei einem konventionellen Training. Fünf Beispiele für die Wissensvermittlung dieses Produkteinführungstrainings:

Anheben auf Hebebühnen mit Tragarmen: um die Schwellerabdeckungen nicht zu beschädigen, wird die Verwendung von höheren Steckpilzen oder Gummiauflagen empfohlen

elektromechanische Parkbremse (EPB): System mit separaten Sätteln und integrierten Aktuatoren; Löseautomatik funktioniert nur bei angelegtem Fahrersitzgurt; Servicestellung der Bremssättel (Zurückfahren der Kolben und Freigabe der Beläge) über das Display in der Mittelkonsole, also ohne Diagnosegerät, ansteuerbar; Notlösung (im spannungslosen Zustand) nicht vorgesehen (zunächst neue Starterbatterie einbauen oder Pins direkt mit 12 Volt bestromen); Verhalten, u. a. auf Prüfständen: vgl. Tabelle auf Seite 25 oben

wichtig bei Fragen von Kunden I: das Tagfahrlicht ist nicht bereits bei Fahrzeugstillstand aktiv, sondern erst ab dem Anfahren (mit Drehzahlsignal; gilt für Fahrzeuge mit Schaltgetriebe) oder bei Wählhebel in Fahrstufe D (gilt für Fahrzeuge mit Automatikgetriebe)

wichtig bei Fragen von Kunden II: die vermeintliche manuelle Gangwahl beim 9-Gang-Automatikgetriebe ist keine Gangwahl, sondern eine Schaltbegrenzung (Beispiel: bei Stufe 4 agiert die Automatik nur in den Gängen 1 bis 4)

wichtig bei Fragen von Kunden III: das Start-Stopp-System ist inaktiv bei offener Tür oder Motorhaube, weitgehend entladener Starterbatterie, Kraftstoffpegel im Reservebereich, Klimaanlagen- oder Scheibenwischerbetrieb mit maximaler Leistung oder Außentemperaturen unter 0 Grad Celsius

Zwischen Ende März und Mitte Juli durchliefen jeweils ca. 250 Techniker (2 Tage) und Serviceberater (1 Tag) das Einführungstraining des Jeep Cherokee. Voraussetzung war das Absolvieren eines 45-minütigen Vortrainings im Internet, neudeutsch e-Training genannt. pd

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