Vize-Chef: Sedran soll Opel aus der Krise führen

17.07.2012 23:04 Uhr
Thomas Sedran
Strategievorstand Thomas Sedran führt ab sofort die Geschäfte des kriselnden Autobauers Opel.
© Foto: Opel

Der erfahrene Unternehmensberater Sedran soll den kriselnden Hersteller Opel fit für den Wettbewerb machen. Der 47-Jährige war erst im Frühling zum Autobauer gekommen. Als neuer Vize muss er nun Ergebnisse liefern - aber nicht per Kahlschlag.

Strategievorstand Thomas Sedran soll den Autobauer Opel aus der Krise führen. Der Aufsichtsrat der Adam Opel AG ernannte den 47-Jährigen am Dienstag zusätzlich zu seinen derzeitigen Aufgaben zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden. Sedran solle die Geschäfte führen, bis ein neuer Opel-Chef gefunden sei, teilte Opel in Rüsselsheim nach einer außerordentlichen Sitzung des Kontrollgremiums mit.

Der bisherige Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke musste in der vergangenen Woche überraschend abtreten (wir berichteten). Opel-Aufsichtsratschef Steve Girsky bleibt einstweilen Präsident von General Motors Europa.

Viel Zeit gibt die US-Mutter General Motors (GM) Sedran nicht, um die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen. Die Suche nach einem neuen Opel-Chef hat begonnen. Beobachter rechnen zum Jahresende mit einer Kandidatenkür. "Wir wollen keine Kompromisslösung mehr. Wir wollen jemanden, der das Business nachhaltig führt", sagte der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Wolfgang Schäfer-Klug der dpa. Der künftige Chef müsse Autoverstand haben. Er müsse die Marke nach außen repräsentieren können, und nach innen durchsetzungs- und entscheidungsfähig sein.

Letztere Fähigkeiten dürften Stracke gefehlt haben. Er hatte es in 15 Monaten nicht geschafft, den Absatzeinbruch von Opel zu stoppen und den Hersteller aus den roten Zahlen zu führen. GM-Boss Dan Akerson zog die Reißleine. Beobachter erwarten nun, dass Sedran hart durchgreifen muss. Auch über Werksschließungen wird wieder spekuliert.

Betriebsrat: "Keine Harakiri-Maßnahmen"

Betriebsratschef Schäfer-Klug wies die Gerüchte scharf zurück: "Es wird keine Harakiri-Maßnahmen wie Werksschließungen geben. Das ist Blödsinn." Angesichts der schwierigen Marktlage in Europa horte im Moment jeder Autobauer Cash. Geld werde nur da ausgegeben, wo es unmittelbar helfe. Es sei derzeit schlicht zu teuer, Standorte dicht zu machen.

Der promovierte Ökonom Sedran ist erst seit April bei Opel. Er kennt den Autobauer aber aus seiner Zeit bei AlixPartners sehr gut: Für die Unternehmensberatung begleitete er die jüngste Opel-Sanierung, bei der ein Werk geschlossen und 8.000 Mitarbeiter entlassen wurden.

Opel leidet wie andere Hersteller auch unter der Absatzflaute in Europa. Das führt zu teuren Überkapazitäten. Strackes Antwort darauf war ein Wachstumsplan, der unter anderem auf Export, Investitionen und die Allianz mit dem französischen Partnerkonzern PSA Peugeot-Citroën setzte. Bis 2016 wollte er auf Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen verzichten. Allerdings klafft in seinem Sanierungsplan nach Medienberichten ein Loch in dreistelliger Millionenhöhe. Experten erwarten deshalb, dass Sedran härter durchgreifen und einen radikaleren Sparkurs einleiten wird. Schäfer-Klug betonte hingegen, die Pläne hätten weiter Bestand. Vielmehr müssten Häuptlinge gehen: "Wir brauchen weniger, aber bessere Manager."

Setzt GM stärker auf Chevrolet?

Der Chef des Instituts für Automobilwirtschaft (Ifa), Willi Diez, sagte der Zeitschrift "SuperIllu": "Es könnte sein, dass GM in Zukunft stärker auf seine Marke Chevrolet in Europa setzt und die rückläufigen Absatzzahlen bei Opel damit ausgleichen will." Er sieht vor allem das Werk Bochum gefährdet, andere Beobachter glauben, mittelfristig könne auch Eisenach schließen.

Der Abwärtstrend des Herstellers setzte sich im Juni jedenfalls fort. Das dürfte Sedrans Arbeit nicht gerade erleichtern. Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall leiden angesichts der Staatsschuldenkrise seit Monaten unter stark rückläufigen Verkäufen. (dpa)

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