Statt Dienstwagen: Fahrräder als Faktor im Firmenkundengeschäft?

11.12.2012 05:57 Uhr
Pedelec, E-Bike, Elektrofahrrad
Nach einer Änderung im Steuerrecht könnten Fahrräder auch den Dienstwagen Konkurrenz machen.
© Foto: TÜV Süd

Schicke Drahtesel sind in Städten ein Statussymbol. Nach einer Änderung im Steuerrecht könnten die leichten Renner nun auch den hergebrachten Dienstwagen Konkurrenz machen.

Fahrräder werden künftig steuerlich genauso behandelt wie die Mercedes S-Klasse für den Vorstandschef. Was sich im ersten Moment mindestens ungewohnt anhört, könnte nach Ansicht einiger Verbände und Anbieter zu einer kleinen Verkehrsrevolution in deutschen Betrieben führen. Ohne zusätzliche eigene Kosten können Firmen ihren fahrradbegeisterten Mitarbeitern auf die Sättel helfen, lautet die Vision, die ausgerechnet vom deutschen Steuerrecht ausgelöst worden ist.

Rückwirkend für das Jahr 2012 sind die Finanzämter nämlich angewiesen, Dienstfahrräder steuerlich genauso zu behandeln wie Dienstautos. Bislang war es vor allem Managern vergönnt, gewissermaßen als Gehaltsbestandteil regelmäßig ein neues Auto vor die Tür gestellt zu bekommen, frei auch zur privaten Nutzung. Das ist nunmehr auch mit Fahrrädern möglich, zu ähnlichen steuerlichen Konditionen: Ein Prozent des Listenpreises muss der Nutzer als geldwerten Vorteil versteuern, für die zurückgelegten Strecken fällt anders als beim Auto aber keine weitere Zahlung an.

"Wir rechnen zwar nicht mit einem Riesen-Boom", sagt der Sprecher des Zweirad-Industrieverbandes (ZIV), Stefan Schreyer, in Bad Soden bei Frankfurt. "Aber jedes Unternehmen, das statt einer Limousine ein Dutzend Bikes anschafft, wäre ein toller Gewinn auch für die Umwelt." Neben der Branchen-Lobby haben sich u.a. der ADFC und der ökologisch orientierte Verkehrsclub VCD für die Änderung des Steuerrechts engagiert.

Wie bereits bei den Autos dürften vor allem Leasing-Unternehmen zum Zuge kommen, die den Firmen das umständliche Handling der Mitarbeiterfahrzeuge abnehmen. Notwendig ist einzig ein Rahmenvertrag mit einer Leasingfirma, die ihrerseits regionale Fahrradläden als Vertriebspartner benennt und die Abwicklung übernimmt. Das Fahrrad-Modell kann sich der Beschäftigte dann jeweils selbst in den Partnerläden aussuchen.

Lufthansa und Deutsche Bank prüfen

Dabei können durchaus hochwertige und teure Räder herauskommen, sagt Ulrich Prediger, Geschäftsführer des Fahrrad-Leasing-Pioniers "LeaseRad" aus Freiburg. "Wir rechnen mit einem E-Bike-Anteil von mindestens 80 Prozent." Auf ihnen kommt man auch im Anzug nicht so leicht ins Schwitzen, lautet das gängige Argument. 1.500 bis 2.000 Euro sind übliche Listenpreise für die schnellen Elektro-Räder, für Spitzenmodelle kann man aber auch 6.000 Euro anlegen. Als Leasingnehmer tritt der Arbeitgeber auf. Im Vergleich zur Eigenanschaffung kämen die Leasingräder immer billiger, verspricht Prediger. Erste Firmenkunden wie Eos in Krailling bei München gebe es bereits, auch die Lufthansa oder die Deutsche Bank prüfen.

Nach drei Jahren Laufzeit zeigt sich ein wesentlicher Unterschied zum Dienstauto: Das weit billigere Bike ist nahezu abgezahlt und geht für eine geringe Restzahlung an den Nutzer, der es wiederum privat verkaufen kann. Eine Rücknahme durch das Leasing-Unternehmen ist aber nicht vorgesehen. (Christian Ebner, dpa)

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