Die Spaltung der Autoindustrie beim Thema Klimaanlagen-Kältemittel nimmt immer konkretere Formen an. Am Dienstag teilte die Vereinigung der Automobilingenieure (SAE) in den USA mit, dass eine erweiterte und umfassende Überprüfung des umstrittenen Kältemittels R-1234yf die bisherige Einschätzung bestätigt habe, wonach die Chemikalie sicher in Pkw eingesetzt werden könne. Der Abschlussbericht der Untersuchung wurde für den Juni angekündigt.
An der Untersuchung beteiligt waren demnach Fiat-Chrysler, Ford, General Motors, Honda, Hyundai, Jaguar/Land Rover, Mazda, PSA Peugeot Citroën, Renault und Toyota, die Vertreter in ein Cooperative Research Project (CRP) genanntes Team entsandten. Dort sei die Fehlerbaumanalyse mit Blick auf "tatsächliche Kollisionszenarien" überarbeitet worden. Ergebnis laut SAE-Mitteilung: "Das Risiko eines Fahrzeuginsassen, einem durch das Kältemittel ausgelösten Feuer ausgesetzt zu sein, ist außerordentlich gering."
Deutliche Kritik übten die SAE-Mitglieder an dem Daimler-Test vom vergangenen September. Dieser sei nicht geeignet, den sicheren Einsatz des Kältemittels in Automobilen zu überprüfen. Die von Daimler konstruierte Freisetzungsapparatur, also das Ablassen des Kältemittels über ein Ventil in den Motorraum, bilde nicht die Verformung von Kühlmittelleitungen in realen Crash-Szenarios ab. Auch brandhemmende Faktoren eines Crashs wie z.B. der Austritt von Dampf am Kühler oder der Kältemittel-Austritt aus dem Kondensator außerhalb des Motorraums seien nicht ausreichend berücksichtigt worden.
Die deutschen Hersteller, die im Februar gemeinsam aus der Expertengruppe ausgestiegen waren (wir berichteten), halten wiederum die SAE-Tests für nicht aussagekräftig, weil sie ausschließlich auf theoretischen Fehlerbaumanalysen beruhen. Die SAE betonte in ihrer Mitteilung allerdings, dass diese Form der Risikoevaluierung "der am besten geeignete Ansatz" sei. Er werde u.a. auch von der US-amerikanische Umweltschutzbehörde (EPA), der Internationalen Elektrotechnische Kommission (IEC) und der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Union verwendet.
Daimler reagiert gelassen
Das Ergebnis der SAE-Untersuchung sei absehbar gewesen, erklärte Daimler-Sprecher Matthias Brock gegenüber asp-Online. "Mit dem Weg dorthin waren wir deshalb ja auch nicht einig und hatten – wie andere deutsche Hersteller auch – die Arbeitsgruppe entsprechend verlassen." Die Kritikpunkte an den Tests seines Hauses seien inzwischen nach und nach durch weitere Tests widerlegt worden, erklärte er weiter. "Im Übrigen gibt es sehr wohl zahlreiche Experten, die unsere Tests durchaus als professionell und realitätsnah betrachten." (ng)
N. Breunig
R. Wendt