Kältemittel-Debatte: Fronten weiter verhärtet

16.04.2013 10:40 Uhr
Antonio-Tajani
Noch genauer hinschauen will EU-Industriekommissar Antonio Tajani beim Thema Klimaanlagen-Kältemittel.
© Foto: Europäische Union

EU-Industriekommissar Tajani wiederholt seine Drohung, Vertragsverletzungsverfahren einzuleiten. Offiziell seien ihm aber bislang keine Verstöße gemeldet worden.

Im Streit um ein möglicherweise lebensgefährliches Kältemittel lässt die EU-Kommission den Autobauer Daimler weiter zappeln. "Das Gesetz ist für alle gleich", sagte der zuständige EU-Industriekommissar Antonio Tajani der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag). Die Stuttgarter weigern sich, ein neues Kühlmittel für Klimaanlagen einzusetzen, das bei eigenen Crashtests in Flammen aufging. Damit verstoßen sie aber gegen EU-Recht. Eine Ausnahmeregelung für den Konzern hat Brüssel bereits abgelehnt (wir berichteten).

Auch einen nationalen Alleingang Deutschlands schließt Tajani aus: "Sobald ich Informationen darüber erhalte, dass Fahrzeuge mit dem alten Mittel in einem EU-Staat zugelassen werden, sehe ich mich gezwungen, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen diesen Staat anzustrengen", sagte der Italiener der Zeitung. Bisher seien ihm aber offiziell keine Verstöße gemeldet worden. Dabei füllt Daimler weiterhin die alte Chemikalie R134a in seine Autoklimaanlagen. Laut der EU-Regel dürfte Daimler dieses besonders klimaschädliche Kältemittel in seinen neuen Modellen aber nicht mehr verwenden.

Deswegen müssten unter anderem die neue A-Klasse und auch die neue S-Klasse, die im Mai Premiere feiert, mit der neuen Substanz ausgestattet werden. Diese lehnt Daimler aber wegen Brandgefahr vehement ab. Im Extremfall könnte der Konzern mit seinem Boykott allerdings die Zulassung für diese Modelle verlieren.

Die Stuttgarter setzen auf eine Einigung mit Brüssel und warten u.a. auf eine Risikobewertung des zuständigen Kraftfahrt-Bundesamts. Das soll die mögliche Gefährdung durch das neue Kältemittel einschätzen. Auch Brüssel hatte eine solche Analyse von offizieller Stelle gefordert. (dpa)

Eine Chronologie des Kältemittel-Streits finden Sie auf unserer Spezialseite zum Thema.

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