Flexibel sein - das wird für die Autozulieferer mehr denn je zur Zauberformel. Ob Produktionsabläufe, Kundenstruktur, Beschäftigungsmodelle oder die weltweite Aufstellung: Die Unternehmen müssen schnell auf Unvorhergesehenes reagieren können und dabei trotzdem noch rentabel bleiben. Zwar steuert so mancher Zulieferer wie der Branchenprimus Bosch nach dem dramatische Krisenjahr 2009 schon wieder auf Rekordumsätze zu. Doch der Kostendruck in der Branche ist noch immer enorm und die künftige Entwicklung auch in der Boom-Region Asien lässt sich nur schwer vorhersehen. Dass die Branche nach den dramatischen Einbrüchen 2009 im vergangenen Jahr fast wie Phoenix aus der Asche auferstanden ist, liegt vor allem an China und anderen asiatischen Länder wie Indien. Autobauer wie Daimler wollen künftig auch verstärkt dort produzieren, wo das Wachstum ist. Für die Zulieferer heißt das, dass sie fast keine andere Wahl haben, als mitzuziehen. Ohne Risiko ist das aber nicht. Vor allem für viele kleine Unternehmen ist das ein schwieriger Schritt, der mit enormer Kraftanstrengung verbunden ist. Außerdem könnte es im Land des Lächelns langsam eng werden, weil jeder ein Stück vom Kuchen abhaben möchte. "Das Risiko, dass Überkapazitäten entstehen, ist groß", warnt der Autoexperte Stefan Bratzel. Zudem werde das Wachstum in China nicht ewig so rasant weitergehen und abflachen. Für die Zulieferer sei es deshalb wichtig, in verschiedenen Märkten aktiv zu sein, um mögliche Einbrüche besser verkraften zu können. Breiter aufstellen Mehrere Standbeine haben - dieses Motto gilt auch für die Kundenstruktur. Zu sehr von einer Branche oder gar einem großen Autobauer abhängig zu sein, macht leicht verwundbar. Der weltgrößte Autozulieferer Bosch hatte sich schon lange vor der Krise zum Ziel gesetzt, das zu ändern. Unternehmenschef Franz Fehrenbach ist fleißig dabei, die Zukunftssparten auszubauen und setzt dabei unter anderem auf die Solarbranche. Zwar wirft die Solarzellenherstellung noch nicht die ganz großen Gewinne ab; die Richtung geht aber klar nach oben. Auch der Filterspezialist Mann+Hummel will unanhängiger werden. Firmenchef Alfred Weber hat die Losung ausgegeben, in einigen Jahren nicht mehr 90 Prozent des Umsatzes im Geschäft mit der Autoindustrie zu machen, sondern nur noch rund zwei Drittel. Ihr Know-how bei der Filtertechnik wollen die Ludwigsburger verstärkt auch in der Industrie und zur Reinigung von Trinkwasser zu nutzen. Flexibilität sei auch bei der Produktion gefragt, sagt Branchenexperte Bratzel. "Zum Beispiel sollten Produktionslinien so ausgelegt sein, dass man nicht nur ein Produkt für einen Kunden dort fertigen kann."
Autozulieferer feilen am Profil
Die Autobranche hat 2010 eine Renaissance erlebt. Die von den Autoherstellern abhängigen Zulieferer trauen dem Braten aber noch nicht so ganz. Sich breiter aufstellen und möglichst flexibel sein, lauten die Strategien für die Zukunft.