Am Rande: E10-Einführung ging auch sprachlich daneben

04.04.2011 04:28 Uhr
Der Begriff E10 ist aus der Sicht des Sprachwissenschaftlers Ludwig Eichinger inhaltsleer und unbekannt.

Die Schlüsselbegriffe wurden nach Meinung des Direktors des Mannheimer Instituts für Deutsche Sprache sehr unglücklich gewählt und haben zur Verunsicherung der Verbraucher maßgeblich beigetragen.

Der Start des Kraftstoffes E10 ist auch aus sprachwissenschaftlicher Sicht gründlich missglückt. So seien die Schlüsselbegriffe bei der Einführung der Spritsorte sehr unglücklich gewählt und hätten zur Verunsicherung der Verbraucher maßgeblich beigetragen, sagte der Direktor des Mannheimer Instituts für Deutsche Sprache (IDS), Prof. Ludwig Eichinger, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Vor allem der offizielle Begriff "E10-Verträglichkeit" sei ein gutes Beispiel für den großen Einfluss der Sprache. "Verträglichkeit klingt natürlich nach großer Vorsicht und ist daher auch nicht geeignet, die Sorgen der Nutzer zu zerstreuen - wenn sie denn begründet sind", sagte Eichinger, dem neutralere Alternativen einfallen. "Da wäre so etwas wie 'E10-Eignung' oder Ähnliches zweifellos eine positivere Variante gewesen." Eichinger kritisiert auch den Produktnamen E10, der für die zehn Prozent Ethanol-Anteil steht. "Ich glaube nicht, dass vielen klar ist, wofür Buchstabe und Zahl stehen." So werde dann gerätselt. "Und das ist ein echtes Problem, weil wir das E mit Nummern dran beispielsweise als Bezeichnung für Zusatzstoffe im Essen kennen." Inhaltsleer und unbekannt Die Abkürzung sei zu inhaltsleer und knüpfe an nichts Bekanntes an. "Man hätte eine Benennung suchen sollen, die irgendwie in die üblichen Reihen passt und sich an Bekanntes anlehnt. Etwa, indem man den neuen Sprit marketingtechnisch ausschließlich Super-Ethanol nennt. Damit hätte man gewiss eine größere positive Stimmung schaffen können." Auch bei der Umschreibung als Bio-Kraftstoff oder Bio-Super sieht der Experte Probleme: "Die jetzige Diskussion, wie 'bio' das wirklich ist, hängt sicherlich auch damit zusammen." Sein Vorschlag für die Beschriftung der Zapfsäulen: "Ich hätte es Super-Ethanol genannt und druntergeschrieben, dass es zehn Prozent Ethanol-Anteil hat." (dpa)

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