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H-Kennzeichen-Klassiker 2018: Luxus, Lifestyle und Leistung

28.12.2017 11:40 Uhr
H-Kennzeichen-Klassiker 2018: Luxus, Lifestyle und Leistung
Der Porsche 911 Carrera Speedster wird 30.
© Foto: Porsche

Vor 30 Jahren fuhren so viele Supersportler wie nie zuvor an den Start. Hubraumstarke V12- und V8-Maschinen und kräftige Coupés feierten ein Comeback, Allradantrieb durchdrang alle Klassen und Cabrios kamen in Mode. Jetzt sind die Neuen von damals Oldtimer und H-Kennzeichen-Kandidaten.

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Von Wolfram Nickel/SP-X

Die schönste Art in einen Stau zu fahren findet sich für die meisten Autofahrer abseits von Autobahnen und werktäglicher Rush-hour. Es sind die oft endlosen Schlangen vor den Parkplätzen für Oldtimer-Festivals oder die Kolonnen klassischer Fahrzeuge, die auf ihre Bewertung bei Rallyes oder Concours d'Elegance warten. Alte Autos faszinieren offenbar alle, Familien mit bescheidenem Budget ebenso wie wohlhabende Sammler. Entsprechend rasant vermehren sich Fahrzeuge mit H-Kennzeichen, jenem Signet, das rollendes historisches Kulturgut auszeichnet. Erteilt wird das Oldtimerkennzeichen seit nunmehr genau zwei Jahrzehnten für Fahrzeuge, die mindestens 30 Jahre alt sind, sich aber auch im technisch einwandfreien, originalen Zustand befinden. Neben möglichen finanziellen Vergünstigungen und freier Fahrt in Umweltzonen auch ohne Katalysator symbolisiert das H-Kennzeichen für viele Fans schlicht die Freude am Oldtimer, weswegen es bereits gut 400.000 Klassiker ziert. 2018 feiern über 100 neue Modelle ihren 30. Geburtstag, allesamt Kandidaten für das Veteranen-Kennzeichen. Von Alfa bis Volvo, vom Zweizylinder bis zum V12, vom 8.500 Mark billigen Fiat 126 bis zum 444.000 Mark teuren Ferrari F 40, vom vergessenen Gemini bis zum Wartburg mit VW-Motor ist alles dabei. Vor allem aber Vmax für die Überholspur.

"Von 0 bis zu Tante Elli in 15 Minuten: Selbst mit einem Rennwagen schafft das meine Mammi nicht schneller", grinste der Grundschüler im gerade einmal 43 kW / 58 PS abgebenden Skoda 135 G Coupé. "Wovon Männer träumen", textete die Nissan-Werbung 1988 zum schnellen 300 ZX Turbo Racer, an dessen Fenster sich zwei Schuljungen die Nase platt drückten während die Freundin frustriert auf den Boden blickte. Vielleicht hätte die junge Dame einfach auf die Suzuki-Werbung schauen sollen. Dort versprach das fröhliche SJ 413 Cabrio Ferienspaß für vier Jahreszeiten mit aufblasbarer Badeinsel, pinker Reisetasche und Wintersportausrüstung. Drei Marketingmotive, die alles kommunizierten, was das Autojahr ausmachte, in dem Steffi Grafi den Grand Slam und Olympisches Gold holte und Boris Becker mit Carl-Uwe Steeb Deutschland den Davis-Cup sicherte: Maximale Sportlichkeit, Allrad in allen Klassen, mehr Cabriolets für Sonne im Leben und vor allem Freizeit-Fun. Das alles mit dem bis dahin größten und am besten gegen Korrosion geschützten Modellangebot auf dem deutschen Markt. Entsprechend bunt und spannend sind 30 Jahre später die H-Kennzeichen-Anwärter.

Selbst die Sammler rarer superschneller Renner wie Aston Martin Virage, Ferrari F40, Lamborghini Countach 25th Anniversary, Maserati Karif, oder Porsche 959 könnten für ihr Garagengold Wert auf ein "H" legen, ist es doch derzeit das beste Mittel gegen den europaweit wachsenden Flickenteppich aus Fahrverboten für Altautos. Gleiches gilt für die Besitzer aller Boliden, die 1988 freie Bahnen für deren überschießendes Temperament forderten, darunter BMW M3 Cabrio (E30) und M5 (E34), Audi Coupe Quattro, Jaguar XJS-Cabriolet, Mercedes-Benz 190 E 2.5-16, Porsche 911 Carrera Speedster und Toyota Supra Turbo. Bemerkenswert war die Selbstverpflichtung vieler Autobauer, die Beschleunigung bei 250 km/h per Abregelung zu beenden. Schließlich waren die Diskussionen um das Waldsterben und ein allgemeines Tempolimit noch nicht verklungen. Auch deshalb gab es nun immer mehr Modelle serienmäßig mit Abgaskatalysator.

Luxuslimousinen fuhren vorweg

Ein Trend, bei dem die neue Liga der Luxuslimousinen vorweg fuhr. War die Mercedes-Benz S-Klasse bislang ultimatives deutsches Monument automobiler Macht, geschaffen für Konzernvorstände, Kanzler und Könige, musste sie sich diese Rolle nun teilen mit dem neuen Audi V8, dem noch frischen Zwölfzylinder-BMW 750i, den zur Jahreswende 1988/89 vorgestellten japanischen Herausforderern Lexus LS 400 und Infiniti Q45 und dem erneuerten Cadillac De Ville. Anlass für die Marke mit Stern, mit dem 560 SEL einen 5,6-Liter-V8 vorzustellen, der kräftiger war als der Rolls-Royce Silver Spirit.

Am anderen Ende des Marktes findet sich ein Meer mit Klassikern für Knauserer, die Sparen mit Spaß und Stil verbinden. Denn in einem Jahr, als Glitzerstoffe und Lycra in knalligen Farben Mode machten und Karl Lagerfeld über das Label KL bezahlbare Designermode in die Schaufenster brachte, wurden auch Knausertypen cool. Etwa der billige Skoda Favorit im begehrenswerten Bertone-Dress, der klassische Wartburg mit neuem VW-Motor für frische West-Exporterfolge, der originelle Fiat Tipo (Slogan "Mehr Ideen pro PS"), der 3,30 Meter kurze Suzuki Alto als kürzester Fünftürer, der Renault 19 mit einem vollkommen neuen französischen Qualitätsanspruch, der Mazda 121 mit riesigem Faltdach als Herald des kommenden Kia Pride und der billige Isuzu Gemini als ebenso frecher wie kurzlebiger Golf-II-Diesel-Herausforderer.

"Lieben Sie Überraschungen? Ja? Dann freuen Sie sich auf den neuen Volvo 440!" Tatsächlich überraschte der kompakte Volvo mit fortschrittlichem Frontantrieb und Turbo-Temperament – und alle Schwedenfans mit Renault-Motoren und einem niederländischen Fertigungsstandort. Eine Erfolgskombination, wie die Volvo-Zulassungszahlen zeigten. Noch erfolgreicher waren die Niederländer 1988 nur im Fußball. Bei der Fußball-EM im eigenen Land verlor die Beckenbauer-Elf damals im Halbfinale gegen Holland, das auch den Titel holte. Auch im Motorsport gab es Überraschungen: In der Formel 1 holte Ayrton Senna seinen ersten Titel mit McLaren-Honda und in der Rallye-WM fuhr Lancia mit einem Delta HF 4WD den Ford Sierra RS Cosworth, Audi quattro, Opel Kadett GSI und VW Golf GTI 16V davon. Tatsächlich gab es alle Rallyekämpen auch als zivile Straßenversionen und die wenigen bis heute Überlebenden werden künftig das H-Kennzeichen als neue Trophäe tragen.

Allrad war angesagt

Nicht nur der WRC-Champion setzte 1988 auf Vierradantrieb, Allrad war allgemein angesagt wie noch nie. Ob neues Audi Coupé, Citroen BX, Ford Scorpio, Opel Vectra, Porsche 911, Renault Espace, Subaru Justy oder VW Passat (B3), 4x4-Technik lag im Trend. Das galt auch für Geländegänger, wie die Neuzugänge Jeep Cherokee, Nissan Patrol GR, Range Rover 3.9, Suzuki Vitara oder Toyota 4-Runner zeigten. Stehen heute Sports Utilty Vehicles (SUV) dem Namen nach für Sportlichkeit im Alltag, waren es damals schnelle Coupélinien. Allen voran die neuen deutschen Nachwuchssportler Ford Probe und VW Corrado.

Let the Sunshine in: Im Sommer 1988 ging die freudlose Dekade geschlossener Blechbüchsen allmählich zu Ende. Oldtimer-Enthusiasten wird es freuen, können sie doch ab 2018 erstmals viele frühe Frischluftmodelle mit Katalysator durch ein "H" adeln lassen. Dabei Alfa Spider, BMW Z1, Chrysler´s TC by Maserati, Jaguar XJ-S, Mazda RX-7, Porsche 944 S, TVR S und natürlich die vielen etablierten offenen Viersitzer wie VW Golf, Opel Kadett, Ford Escort, BMW 325i oder Saab 900. Sonnige Aussichten für die Klassikerszene!

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