Über eine Frontkamera, die in der Windschutzscheibe verbaut ist, werden Fahrerassistenzsysteme wie der Spurhalte- oder Notbremsassistent mit notwendigen Bildinformationen versorgt. Nach einem Frontscheibenaustausch müssen diese Systeme jedoch wieder ordnungsgemäß kalibriert werden, damit sie einwandfrei funktionieren. "Nicht nur heute, auch in Zukunft werden perfekt kalibrierte Kameras die Grundlage für eine optimale Fahrsicherheit sein", betont Bernd Zimmermann, Director Service Delivery Carglass, bei der Eröffnung des neuen Kompetenz-Center Kalibrierung in München. Mit der Forschungs- und Entwicklungs-Einrichtung will das Unternehmen seine Kompetenz in Sachen Kalibrierung stärken. Denn schon heute sind rund 39 Prozent aller Neufahrzeuge mit einer Frontkamera ausgestattet, die in 98 Prozent der Fälle nach einem Austausch der Windschutzscheibe neu kalibriert werden muss, so Zimmermann weiter. Allein in den letzten zwei Jahren habe sich daher die Anzahl der Kalibrierungen bei Carglass verdoppelt. Diese werden in den 345 Service-Centern nach Herstellervorgaben durchgeführt, der Kunde erhält abschließend zur Dokumentation ein Protokoll. Das soll im Falle eines Unfalls ein Indiz darstellen, um falsch eingestellte Fahrerassistenzsysteme als Unfallursachen ausschließen zu können.
In dem Kompetenz-Center Kalibrierung sollen in Zukunft vor allem neue Werkzeuge und Prozesse getestet sowie die Fehlerdiagnostik optimiert werden. Der Labor-Arbeitsplatz ( siehe Foto oben) verfügt dafür über eine ebene Aufstellfläche und über eine spezielle Lichtdecke.
Expertenteam Kalibrierung
Zudem soll das Kompetenz-Center als Schulungsort für die Mitarbeiter der regionalen Service-Center sowie die Technik-Coaches dienen. Das Vor-Ort-Expertenteam steht auch bei spezifischen Fragen etwa zu einzelnen Fahrzeugmodellen zur Verfügung. "Durch unsere Erfahrung können wir Probleme aus den Servicecentern schnell lösen", so Technical R&D-Manager Roland Wilkes, der für das Kompetenz-Center zuständig ist. Die Anfragen und Lösungen sollen gebündelt werden und in ein Kalibrierungs-Wiki einfließen.
Mit dem Kompetenz-Center will Carglass so den Service für Flotten- und Versicherungs- sowie für Privatkunden verbessern. Aber auch freie Werkstätten könnten die Einrichtung und die regionalen Service-Center nutzen. "Denn nicht für jede Werkstatt lohnt es sich, alle 20 Kalibriertafeln vorzuhalten. Hier können wir als Partner fungieren", erklärt Roland Wilkes.
Im Moment testen die Carglass-Spezialisten auch erstmals ein digitales Kalibriersystem, das die 20 Tafeln zukünftig überflüssig machen könnte. Mit dem Prototypen wird das Bild per Beamer auf eine Leinwand projiziert. Das System befindet sich noch in der Testphase und wird laut Hersteller Hella Gutmann Solutions nur für Spezialkompetenz-Center wie Carglass entwickelt. Doch Hella Gutmann Solutions ist nicht der einzige Hersteller, der an einem solchen System arbeitet. Mahle Aftermarket hat bereits eine verkaufsfertige digitale Kalibrierlösung für Werkstätten im Portfolio (siehe Seite 36).
Kurzfassung
Carglass hat in München ein neues Kompetenz-Center Kalibrierung eröffnet. Das kommt nicht nur den Flotten-, Versicherungs- und Privatkunden zugute, sondern könnte in Zukunft auch von Werkstätten genutzt werden.
- Ausgabe 05/2019 Seite 34 (338.8 KB, PDF)