-- Anzeige --

Hitler-Mercedes 770k: Kein Bieterwettstreit um Paradewagen

18.01.2018 10:10 Uhr
Mercedes 770k
Der Paradewagen Mercedes 770k von 1939 wurde nicht versteigert - das Höchstgebot von sieben Millionen Euro war dem Verkäufer nicht hoch genug.
© Foto: Classic-Analytics

Ein seltenes Mercedes-Topmodell aus den 1930er Jahren zum marktgerechten Preis nicht verkauft? Abgeschreckt hat meistbietende Interessenten womöglich der Vorbesitzer.

-- Anzeige --

Von Hanne Schweitzer/SP-X

Sechs Meter lang, rund dreieinhalb Tonnen schwer, technisch das Optimum seiner Zeit und optisch höchst präsentabel: Der offene Tourenwagen Mercedes 770k von 1939, seinerzeit das Topmodell und "Großer Mercedes" genannt, könnte eine Pretiose in einer Oldtimer-Sammlung sein. Doch seine Verbindung zum dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte wirkt auch rund 80 Jahre später noch nach und verhinderte jüngst einen Verkauf des Fahrzeugs.

Denn der Repräsentationswagen, der jetzt auf einer Oldtimer-Auktion in den USA angeboten worden ist, wurde für Adolf Hitler gebaut. Laut Kommissionsbuch wurde er an den "Führer und Reichskanzler" ausgeliefert. In ihm ließ sich der Diktator chauffieren, Ausschnitte aus der "Wochenschau" zeigen ihn winkend in dem offenen Paradewagen.

Sieben Millionen Euro hatte ein Käufer für den Klassiker von 1939 geboten – eine beachtliche Summe, wenn auch am unteren Ende der Preiseinschätzungen, die Experten zu dieser Auktion abgegeben hatten. Auch der Verkäufer hatte sich offenbar deutlich mehr erhofft, er wollte den Mercedes zu diesem Preis nicht veräußern.

Herkunft schreckt potenzielle Käufer ab

Dass sich in Zeiten, in denen sich Sammler auf anderen Auktionen regelmäßig überbieten, um ein seltenes automobiles Schmuckstück erwerben zu dürfen, nicht mehr höchstbietende Interessenten für den Klassiker fanden, dürfte hauptsächlich an seiner Vorgeschichte liegen. "Die Nazi-Herkunft ist für einen Großteil der potenziellen Käufer abschreckend", sagt Oldtimer-Experte Frank Wilke, Geschäftsführer des Marktbeobachters Classic-Analytics.

Er sieht nur zwei potenzielle Käufergruppen für den Mercedes: Reiche Mercedes-Sammler, die mit dem besonderen Fahrzeug ihre Sammlung vervollständigen wollen. Sie schätzen – unabhängig von der Person Hitlers – die historische Bedeutung des Wagens. Doch die ist gleichzeitig auch das Manko: Aufgrund seiner Historie kann man den Mercedes kaum auf einer Oldtimer-Veranstaltung einsetzen, beispielsweise keine Oldtimer-Rallye fahren. "Zudem ist der Wagen auch aufgrund seiner Fahreigenschaften kaum einzusetzen", so Wilke. Als andere potenzielle Käufergruppe sieht er NS-Devotionaliensammler. "Doch sie werden weniger und kaufen nicht auf öffentlichen Auktionen", erklärt der Experte. Hitlers Mercedes wird nun also vorerst weiter bei seinem amerikanischen Besitzer bleiben.

Der bei seinem Erscheinen größte Repräsentationswagen Typ 770 ist äußerst selten. 88 Wagen wurden laut Mercedes ausgeliefert. Mit Kriegsbeginn gingen nur noch wenige an zivile Besteller, da Behördenaufträge bevorzugt behandelt wurden. Nach dem Krieg diente der "Große Mercedes" als Staatskarosse unter anderem in den königlichen Fuhrparks von Schweden und Norwegen. 

-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


asp AUTO SERVICE PRAXIS Online ist der Internetdienst für den Werkstattprofi. Neben tagesaktuellen Nachrichten mit besonderem Fokus auf die Bereiche Werkstatttechnik und Aftersales enthält die Seite eine Datenbank zum Thema RÜCKRUFE. Im neuen Bereich AUTOMOBILE bekommt der Werkstatt-Profi einen Überblick über die wichtigsten Automarken und Automodelle mit allen Nachrichten, Bildergalerien, Videos sowie Rückruf- und Serviceaktionen. Unter #HASHTAG sind alle wichtigen Artikel, Bilder und Videos zu einem Themenspecial zusammengefasst. Außerdem gibt es im asp-Onlineportal alle Heftartikel gratis abrufbar inklusive E-PAPER. Ergänzt wird das Online-Angebot um Techniktipps, Rechtsthemen und Betriebspraxis für die Werkstattentscheider. Ein kostenloser NEWSLETTER fasst werktäglich die aktuellen Branchen-Geschehnisse zusammen. Das richtige Fachpersonal finden Entscheider auf autojob.de, dem Jobportal von AUTOHAUS, asp AUTO SERVICE PRAXIS und Autoflotte.