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Autoglas-Hersteller: EU bestraft Preisabsprachen

12.11.2008 05:42 Uhr
Autoglas-Hersteller: EU bestraft Preisabsprachen
Saint-Gobain möchte rechtlich gegen die Bußgeldforderung vorgehen. Im Bild die Generaldirektion Deutschland in Aachen.
© Foto: Saint-Gobain

Die Kommission fordert von vier internationalen Autoglas-Herstellern eine Bußzahlung von insgesamt 1,38 Milliarden Euro. Die EU wirft den Unternehmen vor, zwischen 1998 und 2003 Preise abgesprochen und die Märkte untereinander aufgeteilt zu haben.

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Europäische Autobauer haben jahrelang zuviel für Windschutzscheiben und andere Teile aus Glas gezahlt. Die EU- Kommission bestrafte am Mittwoch in Brüssel vier internationale Autoglas-Hersteller wegen illegaler Preisabsprachen mit einem Rekord- Bußgeld von insgesamt 1,38 Milliarden Euro. Auf den französischen Saint-Gobain-Konzern entfällt der Löwenanteil von 896 Millionen Euro. Das Unternehmen kündigte in Paris an, gegen das in der EU-Geschichte beispiellose Strafgeld zu klagen. Auch die Gesamtstrafe gegen die Konzerne ist die höchste, die jemals von den EU-Wettbewerbshütern wegen eines Kartellverstoßes verhängt wurde. Deutsche Unternehmen waren nicht beteiligt. Die Autoglas-Hersteller verhandelten zwischen 1998 und 2003 heimlich über Preise sowie die Aufteilung von Märkten und Abnehmern, berichtete die Kommission. Pilkington aus Großbritannien bekam ein Strafgeld von 370 Mio. Euro aufgebrummt, die japanische Asahi- Gruppe von 113,5 Mio. Euro. Die belgische Soliver-Gruppe, die nur gelegentlich an den Zusammenkünften teilnahm, kommt auf nur 4,5 Mio. Euro. Die Konzerne kontrollierten damals de facto den europäischen Autoglasmarkt, der 2002 einen Umfang von zwei Milliarden Euro hatte. EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes sagte: "Diese Unternehmen haben die Automobilindustrie und die Fahrzeugkäufer fünf Jahre lang hintergangen (...)." Saint-Gobain akzeptiert die Strafe nicht Saint-Gobain bezeichnete die Strafe als als überzogen und unverhältnismäßig. Das Unternehmen bereitet nach eigenen Angaben eine Klage vor dem Luxemburger EU-Gericht vor. Es sei für den Konzern völlig unklar, warum die Kommission die Strafe auf 896 Millionen Euro festgesetzt habe. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr 560 Mio. Euro zurückgestellt. Die nun verhängte Summe entspreche 95 Prozent des Jahresumsatzes im Erstausstattungsgeschäft in Europa oder dem Nettogewinn von Dutzenden Jahren. Kroes setzte die Strafe für Saint-Gobain um 60 Prozent nach oben, weil der Konzern 1984 und 1988 bereits wegen Kartellen belangt wurde. Kroes sagte, das Bußgeld für die Konzerne sei deshalb so hoch, weil der Markt für Autoglas groß und der Fall sehr schwerwiegend sei. Vertreter der Unternehmen trafen sich über Jahre hinweg auf Flughäfen oder in Hotels - ob in Frankfurt, Brüssel oder Paris. Kroes sagte, sie toleriere kein illegales Verhalten. "Wenn Sie betrügen, werden sie bestraft", sagte die Niederländerin an die Adresse von Unternehmenschefs. Sie wies auf die Möglichkeit hin, wonach Personen und Unternehmen gegen die verurteilten Konzerne vor nationalen Gerichten auf Schadenersatz klagen können. Die Kommission bekam vor vier Jahren zuverlässige Hinweise und durchsuchte dann Geschäftsräume von Autoglasherstellern. Die Absprachen betrafen sowohl die Zuteilung von Aufträgen für neue Automodelle der Hersteller als auch die Neuverhandlung laufender Lieferverträge. Die Kommission äußerte sich nicht dazu, um wieviel Prozent die Lieferpreise überhöht waren. Preisabsprachen zum Schaden von Kunden und Verbrauchern sind in der EU streng verboten. Die Kommission kann bei Verstößen Bußgelder von bis zu zehn Prozent eines Jahresumsatzes verhängen. (dpa)

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