Grosshandel: Digitale Autos verstehen

Großer Andrang herrschte auf der PV Live-Messe der Großhandelskooperation PV Automotive am 14. und 15. Oktober in der Halle 9 der Messe Hannover. Bereits kurz nach der Öffnung am Samstag Vormittag strömten die Besucher in die Halle, um sich bei über 200 Ausstellern über Neuheiten und Innovationen rund um das Werkstattgeschäft zu informieren. Die praktischen Vorführungen auf den Ständen, von Werkzeugen bis zur Werkstattsoftware, waren ebenso gut besucht wie die über 20 Praxisvorträge in der PV Live Arena. In 15-minütigen Vorträgen gab es aktuelle Informationen zu Themen wie Klimatechnik und Reifenmontage, Scheinwerfereinstellplätze oder Bremsenprüfstandsrichtlinie, aber auch digitale Themen wie Werkstattvernetzung oder digitales Serviceheft standen auf dem Plan. Die Digitalisierung in der Werkstatt zog sich als roter Faden durch die Messe. Mit der "Werkstatt 4.0" präsentierte PV die "Messe in der Messe", um auf 1.000 Quadratmester so zukunftsträchtige Themen wie digital unterstützte Service- und Reparaturprozesse, digitale Servicehefte, OE-Diagnose für freie Werkstätten oder die neue Autofahrer-App für die individuelle Kundenkommunikation vorzustellen.

Herausforderung Zukunft

Beim Pressetalk auf der PV-Bühne stellten sich die PV-Geschäftsführer Holger Hättich (Category Management & Marketing), Friedhelm Glormann (Supply Chain Management) und Torsten Kluh (Vertrieb) den Fragen der Fachjournalisten. Auch hier stand zunächst die Digitalisierung im Fokus. "Wir haben mit 'Werkstatt 4.0' erstmals das Thema 'Digitale Werkstatt' aufgegriffen und präsentieren über 30 Themenbereiche dazu. Die Werkstatt muss sich für die Zukunft wappnen, weil sich nicht nur das Verhalten der Autofahrer, sondern auch das digitale Verhalten der Autos und damit die Kommunikation zur Werkstatt ändert", sagt Holger Hättich. "Die Herausforderungen sind manigfaltig und überschlagen sich in den letzten Jahren in einer Dimension, die wir vorher noch nicht erlebt haben. Beim Thema Digitalisierung muss man die Ausmaße erstmal erfassen und begreifen, was das Thema vernetzte Werkstatt alles umfasst und welche Herausforderungen es an die Werkstatt stellt", ergänzt Torsten Kluh. Klar wurde auch, dass die Herausforderungen, vor allem bezüglich notwendiger Investitionen, für kleine Werkstätten in Zukunft kaum noch zu bewältigen sein werden. "Wir sehen immer häufiger, dass kleinere Betriebe heute schon ein Reparaturspektrum nicht mehr in aller Komplexität anbieten können", so Torsten Kluh.

Ruhe bewaren

Vor dem Hintergrund eines Wandels in der Automobilwelt in Richtung E-Mobilität führt Holger Hättich aus: "Natürlich verändert sich das Reparaturspektrum, das beinhaltet auch Risiken, aber ich würde nicht nur Gefahren und Risiken sehen, sondern auch über die Chancen und Möglichkeiten sprechen. Bereits heute haben sich viele Werkstätten darauf vorbereitet, wir haben großen Zuspruch bei Lehrgängen zur Qualifizierung in der Hochvolttechnik." Torsten Kluh fügt an: "Wir sind gut beraten, von Zyklus zu Zyklus die Entwicklung zu betrachten und mit Ruhe zu überlegen, wo machen jetzt Investitionen Sinn, dass man Ressourcen nicht in falsche Themen steckt, die zum Schluss nicht die Mehrwerte bringen. Das ist ein schmaler Grad, aber wir dürfen uns von der durch die Politik getriebenen Euphorie nicht anstecken lassen." Sicher ist, dass die Situation bei der Teileversorgung nicht einfacher wird: "Es wird zu einer zunehmenden Teilevielfalt kommen, weil die E-Autos den Bestand zunächst bereichern. Dann haben wir über viele Jahre einen gemischten Bestand, unsere Herausforderung wird sein, einen deutlich umfangreicheren Teilebestand zu managen", so Friedhelm Glormann.

• Ausgabe 11/2017 Seite 66 (116.7 KB, PDF)