Am 14. und 15. Oktober zündete die Teilehandelskooperation Carat in Kassel ein Jubiläumsfeuerwerk zum zwanzigsten Geburtstag der Gruppe. Mehr als 20.000 Fachbesucher und über 200 Aussteller waren nach Kassel gekommen, um sich auf der Leistungsmesse über Werkstattausrüstung, Ersatzteile, Softwaretrends und E-Mobilität zu informieren.
Auf der Leistungsmesse 2017 gab es eine Premiere: das E-Mobility-Forum mit Live-Werkstatt, wo sich Besucher über die aktuellen Trends in Sachen Elektromobilität informieren konnten. In der Live-Werkstatt zeigten Anbieter Produkte, die in der Werkstatt zur Wartung von Hybrid- oder reinen Elektrofahrzeugen benötigt werden ( siehe Kasten). Carat unterstützt Partner-Werkstätten zudem mit einer Weiterbildungsoffensive im Bereich E-Mobility.
Eigenmarken erweitert
Carat hat in Kassel neben den etablierten Eigenmarken wie Men@Work für die Werkstattausstattung oder ad für Chemieprodukte zur Leistungsmesse 2017 unter dem Namen "ad GL" ein neues Sortiment rund um Additive präsentiert. Passend zu den Produkten gab es auch Info-Flyer und andere Verkaufshilfen wie zum Beispiel Verkaufsregale im Design der entsprechenden Produkte.
Auch die Eigenmarke Corexx für Ersatzteile wurde in Kassel an einem großen Stand präsentiert. Dort wurde zusätzlich zum etablierten Teilekatalog Web-Elekat der neue Teilekatalog "MasterBrain" vorgestellt, mit dem Carat zusätzliche Kunden gewinnen möchten. Man habe erkannt, dass es Kunden gibt, die gerne mit der Oberfläche der Teilekataloge von DVSE arbeiten, einem Anbieter von Kataloglösungen im Kfz-Markt. Die seien nur schwer zu bewegen, den Web-Elekat einzusetzen und umgekehrt, erklärte Carat Geschäftsführer Thomas Vollmar in der Pressekonferenz. Master-Brain stelle dem Nutzer eine völlig neue Arbeitsoberfläche zur Verfügung. Bei Inhalt und Funktionalität unterscheiden sich die beiden Teilekataloge jedoch nicht. Der Nutzer kann damit in Zukunft wählen, welche Bedienoberfläche ihm im Arbeitsalltag mehr liegt.
Sorge über Konsolidierung
Carat sieht sich seit jeher als Vertreter des mittelständischen Teilehandels und der ist derzeit beunruhigt über die jüngsten Konzentrationsbewegungen im Markt: "Derzeit interessiert alle die eine Frage, wer gerade wen kauft", erklärte Thomas Vollmar. "Niemand weiß, wie das Jahr zu Ende geht und welche US-amerikanischen Unternehmen sich in Deutschland breitmachen", sagte Vollmar mit Blick auf die jüngste Übernahme der Alliance Automotive Group durch die Genuine Parts Company (GPC), einem US-amerikanischen Teiledistributor mit einem Jahresumsatz von zuletzt 15,3 Milliarden US-Dollar.
"Es steht zu befürchten, dass demnächst mehr als 50 Prozent des deutschen Teilehandels im Aftermarket in amerikanischer Hand sind", warnte Vollmar mit Blick auf das Bieterrennen um Stahlgruber. Der Großhändler hatte angekündigt, dass das Unternehmen zum Verkauf stehe. Zu den Bietern gehören dem Vernehmen nach auch die US-Firmen LKQ und Bain Capital.
Plattform für den Onlinehandel
Carat-Geschäftsführer Thomas Vollmar hat auf der Leistungsmesse ein Internetportal für Endkunden angekündigt. Unter dem Namen Mecanto25 will die Handelskooperation Carat ein B2C-Portal für Werkstattkunden schaffen. Das Angebot richtet sich gezielt an Endkunden im Werkstattbereich, die in einem Webshop nicht nur Teile kaufen können, sondern auf der Internetseite auch gleich die passende Werkstatt finden.
"Die Carat-Gesellschafter haben das mitgetragen und in Madrid dafür gestimmt", sagte Thomas Vollmar. "Wir wollen die gesamte Wertschöpfungskette abbilden", erklärte Vollmar die Idee hinter dem Angebot, das spätestens im Frühjahr nächsten Jahres starten soll. In einem Teileshop soll das Ersatzteileangebot "vollumfänglich" abgebildet werden. Alle Marken werden demnach verfügbar sein, mit Ausnahme der Carat-Eigenmarken. Endkunden, aber auch Werkstätten können diesen Onlinekanal zum Einkauf von Ersatzteilen nutzen. Die Kunden sollen die Möglichkeit haben, auf alle Glieder der Wertschöpfungskette im Werkstattbereich zuzugreifen. So ist geplant, dass Autofahrer über eine Datenanbindung Informationen zu einem Reparaturbedarf an ihrem Fahrzeug erhalten. Im ersten Schritt sollen die Fahrzeugdaten über einen Nachrüst-Dongle geliefert werden, der an die OBD-Schnittstelle des Autos angeschlossen wird und Daten sendet. Über eine Werkstattsuche sollen schließlich geeignete Werkstätten angezeigt werden, die die Reparatur anbieten können.
Die ganze Wertschöpfungskette
"Das ist eine kleine Revolution", erklärte Vollmar den Ansatz, ein B2C-Portal zu starten. In der Betreibergesellschaft soll Carat demnach die Rolle des Mehrheitsgesellschafters einnehmen, weitere Gesellschafter könnten die Carat-Gesellschafter werden oder auch externe Investoren. Ziel sei es, nach dem Vorbild von Onlineportalen wie Uber (Taxibranche) oder Airbnb (Reisebranche) das Angebot der Werkstätten im freien Aftermarket mit den Bedürfnissen des Kunden zusammenzubringen. Carat will sich damit als "Omni-Channel-Anbieter" für Leistungen im Kfz-Werkstattbereich positionieren.
Kurzfassung
Mehr als 20.000 Besucher kamen zur Leistungsmesse von Carat, um sich über Werkstattausrüstung, Ersatzteile, Softwaretrends und E-Mobilität zu informieren. Highlights waren ein neuer Teilekatalog und die Erweiterung der Eigenmarken.
Elektro-Offensive in Kassel
Elektrisch angetriebene und Hybrid-Fahrzeuge werden in der Zukunft zum Alltag gehören. Auch wenn ihr Anteil derzeit noch verschwindend gering ist: Werkstätten müssen sich jetzt auf die Reparatur dieser Fahrzeuge vorbereiten. Die Carat Gruppe will Werkstatt-Partner dabei unterstützen, sich fit für die Zukunft zu machen. Auf der Leistungsmesse gab es ein E-Mobility-Forum mit Live-Werkstatt. Ein Highlight: Gemeinsam mit der TÜV SÜD Akademie und asp AUTO SERVICE PRAXIS verlost Carat 1.000 Plätze für eine Online-Schulung "Sensibilisierung für Gefahren bei Kraftfahrzeugen mit HV-Systemen" nach (ehemals BGI 8686).Unter allen Teilnehmern sind drei Schulungen Stufe 2 "Elektrofachkraft für HV-Systeme in Kraftfahrzeugen" (16 Stunden) im Lostopf. Die Online-Schulung (Dauer ca. 90 Minuten) kann jeder Werkstatt-Profi bequem von zuhause oder am Arbeitsplatz durchführen."Auch wenn derzeit rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge noch Exotenstatus genießen, die Elektromobilität kommt", ist sich Thomas Vollmar, Geschäftsführer der Carat Unternehmensgruppe sicher. "Man darf nicht vergessen, dass ja schon eine Menge Hybrid-Autos unterwegs sind. Und die verlangen ähnliche Kenntnisse wie die rein elektrisch betriebenen Fahrzeuge."
- Ausgabe 11/2017 Seite 64 (257.1 KB, PDF)