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Abgastests: Der WLTP-Fluch und seine Nachwirkungen

15.02.2019 13:56 Uhr
Abgastests: Der WLTP-Fluch und seine Nachwirkungen
VW Pkw hat die Umstellung auf den Prüfstandard WLTP nach eigener Einschätzung bewältigt.
© Foto: VW

Seit September gilt der neue Verbrauchs- und Abgastest WLTP für Autos. Aber nicht alle Hersteller kommen mit der aufwendigen Neuzertifizierung gut zurecht. Das wirkt sich auf die Verkaufszahlen aus - vor allem bei einem Autobauer.

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Die monatelange Durststrecke wegen neuer Regeln für Abgastests hält an - aber nicht bei allen Autobauern: Die Kernmarke des Autokonzerns Volkswagen hat die Umstellung auf den Prüfstandard WLTP nach eigener Einschätzung bewältigt, Audi jedoch kämpft noch immer. Daimler konnte den Kunden zeitweise nicht alle Modelle anbieten. BMW bewältigte die Umstellung nach Unternehmensangaben schon 2018, allerdings wurde die Fertigung mehrerer Benziner-Modelle zwischenzeitlich gestoppt.

WLTP steht für "Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure". Dabei geht es um ein Messverfahren, das für realistischere Werte bei den Schadstoffemissionen und beim Verbrauch sorgen soll. Seit September 2018 dürfen nur noch Autos neu zugelassen werden, die den neuen Prüfstandard durchlaufen haben. Bei den Autobauern kam es wegen der Umstellung zu Lieferengpässen, vor allem der VW-Konzern haderte mit der Zertifizierung.

Vielzahl an Motor-Getriebe-Varianten verstärkte das Problem

Volkswagen-Finanzvorstand Frank Witter räumte Ende 2018 ein, wegen der Aufarbeitung von "Dieselgate" und der Software-Updates für manipulierte Diesel hätten Kapazitäten an anderer Stelle gefehlt - etwa bei der Umstellung auf den Prüfstandard WLTP. Volkswagen kam auch wegen der Vielzahl an Motor-Getriebe-Varianten bei der Typgenehmigung mit WLTP nur schleppend voran.

Jürgen Stackmann, Vertriebsvorstand der Marke Volkswagen, betonte nun: "Das WLTP-Problem des vergangenen Jahres haben wir gelöst. Heute sind wieder so gut wie alle Modell-Varianten für unsere Kunden verfügbar." Dennoch lieferte der Konzern im Januar weniger Autos aus als vor einem Jahr - vor allem die Kaufunsicherheit der Kunden auf dem größten Einzelmarkt China belastete. Im vergangenen Jahr hatte Volkswagen mit insgesamt 10,83 Millionen Fahrzeugen mehr Autos ausgeliefert als jemals zuvor.

"Wir haben aus unseren Erfahrungen im vergangenen Jahr gelernt", erklärte Stackmann. Vom 1. September 2019 an gilt bereits die nächste Stufe des WLTP-Verfahrens. Dazu müssen fast alle Motor-Getriebe-Varianten erneut das aufwendige Zertifizierungsverfahren durchlaufen. Man sei zuversichtlich, die Effekte dämpfen zu können, sagte Stackmann. Zeitweise Angebotseinschränkungen bei einigen Modellvarianten seien aber in der zweiten Jahreshälfte nicht auszuschließen.

Konzernweit ging es bei Volkswagen um insgesamt rund 250.000 Fahrzeuge, die im Zuge der Umstellung auf WLTP gebaut, zwischengelagert und nach Vorliegen der Freigaben ausgeliefert wurden. Unter anderem am künftigen Berliner Hauptstadtflughafen BER wurden Autos zwischenzeitlich geparkt. In der neuen WLTP-Runde werde "nach jetzigem Kenntnisstand" allerdings keine solche Vielzahl an Parkplätzen gebraucht, sagte Andreas Tostmann, Produktions- und Logistikchef von VW Pkw. Das Unternehmen sei besser aufgestellt.

Absatzschwäche bei Audi setzt sich fort

Audi-Betriebsratschef Peter Mosch dagegen mahnte Ende Dezember: "Die WLTP-Anstrengungen beispielsweise werden uns auch 2019 mehr beschäftigen als uns lieb sein kann." Tatsächlich setzte sich die Absatzschwäche bei Audi im Januar fort. Der Grund: vor allem WLTP.

Die Verkaufszahlen der VW-Tochter sanken im Vergleich zum Vorjahresmonat weltweit um drei Prozent auf 144.650 Autos. In Europa übergaben die Ingolstädter 8,5 Prozent weniger Autos als ein Jahr zuvor. Und im Gesamtjahr 2018 verkaufte Audi in Deutschland nur 260.000 Fahrzeuge - fast zwölf Prozent weniger als im Vorjahr.

Auch Daimler-Chef Dieter Zetsche rechnet damit, dass der Hersteller sich noch länger mit dem neuen Prüfstandard beschäftigen wird. Es bleibe ein anspruchsvoller Prozess, in dem man auch für die Zertifizierung einen längeren Zeitraum in der Planung vorsehen müsse, sagte er kürzlich. Bei Fahrzeugen, die seit drei oder vier Jahren in der Entwicklung seien, sei eine solche Verzögerung in der Planung natürlich nicht vorgesehen gewesen. "Aber es wird sicherlich nicht das Ausmaß haben, das es in der ersten WLTP-Runde hatte."

2018 kam es bei Daimler zeitweise zum Rückgang der Autoverkäufe. Ende des Jahres verbuchte der Autobauer aber ein leichtes Absatzplus auf 2,4 Millionen Fahrzeuge der Marken Mercedes-Benz und Smart weltweit.

Nach BMW-Einschätzung trug die WLTP-Umstellung zur Steigerung der Marktanteile der Münchener vor allem in Deutschland bei: 2018 sei der Anteil der BMW Group im deutschen Premiumsegment um 1,9 Prozentpunkte auf 33,9 Prozent gestiegen. (dpa)

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