-- Anzeige --

Best Practice: Boxenstopp in Huglfing

12.05.2016 11:00 Uhr

-- Anzeige --

Eigentlich wollte Jan Kasperlik lediglich vermeiden, dass vor seine Erdgeschosswohnung im oberbayerischen Huglfing, unweit des malerischen Staffelsees, eine Industriehalle oder eine Wohnanlage gebaut wird. "Die Tankstelle mit kleiner Werkstatt, die sich auf dem Nachbargrundstück befand, sollte aus Altersgründen verkauft werden", erinnert sich Kasperlik. Als sein Nachbar ihn über diese Pläne informierte, war er gerade dabei, seine Grundstückseinfahrt zu bepflanzen. "Und da habe ich zum ersten Mal bewusst wahrgenommen, wie stark die Straße, an der die Tankstelle liegt, befahren ist und mir überlegt, dass der Kaufpreis für die Immobilie durchaus durch den Tankstellenbetrieb finanziert werden könnte."

Der Plan geht auf

Genauere Berechnungen bestätigten, dass dieser spontane Gedanke durchaus realistisch war. So kam es, dass Jan Kasperlik gemeinsam mit seinem Freund Wolfgang Völk die K&V Vermögensverwaltung GbR gründete, die im Dezember 2013 die Immobilie inklusive Tankstelle und kleiner Kfz-Werkstatt kaufte. Anschließend renovierten die beiden den Tankstellenshop - zum Großteil in Eigenleistung. "Danach begann eine der stressigsten Phasen meines Lebens", sagt Kasperlik lachend. Denn er betrieb die Tankstelle gemeinsam mit Völk, dessen Lebenspartnerin Ulrike Clement sowie seiner heutigen Ehefrau Claudia Kasperlik quasi nebenbei, da alle vier hauptberuflich anderswo beschäftigt waren. Dank eines ausgeklügelten, aber dennoch nicht minder anstrengenden Schichtplans gelang es ihnen, den Betrieb von morgens fünf Uhr bis abends 20 Uhr aufrechtzuerhalten. "Bereits nach drei Monaten zeigte sich, dass die Tankstelle sogar noch besser lief, als wir gedacht hatten", sagt Kasperlik. "Der erste Druck ließ nach. Und nach neun Monaten haben wir Mitarbeiter für die Tankstelle eingestellt." Heute managen Ulrike Klement und Claudia Kasperlik das gesamte Tankstellengeschäft.

Parallel dazu suchten Kasperlik und Völk nach einem Pächter für die kleine Kfz-Werkstatt. Sie fanden aber keinen Interessenten, mit dem sie sich eine langfristige Zusammenarbeit vorstellen konnten. "Der Betriebshof ist recht eng und wir wollten sichergehen, dass der Werkstattpächter einige Grundregeln insbesondere rund um das Parken auf dem Gelände einhalten würde, um den Tankstellenbetrieb nicht zu behindern", erzählt Jan Kasperlik. Schließlich beschloss er, die Werkstatt selbst zu führen und sie mit seiner kleinen Motorsportwerkstatt zu verschmelzen, die er neben seiner Wohnung gebaut hatte und die er für seine privaten Rennsportaktivitäten nutzte.

Kombinierte Werkstatt

Denn seit 2012 fährt Jan Kasperlik Autorennen. Um ins Profilager zu wechseln, gründete er 2012 gemeinsam mit dem österreichischen GT4-Piloten Dietmar Lackinger die Allied-Racing GmbH ( siehe Kasten rechte Seite). "Unsere Ziele im Rennsport lassen sich nur mit einer eigenen Werkstatt realisieren, die aus den Fahrzeugen alles technisch Mögliche herausholt", sagt Kasperlik. "Finanziell ist dies allerdings nur zu stemmen, wenn die Mechaniker auch unter der Woche ausgelastet sind." Deshalb ist er ausgesprochen froh darüber, dass er sich dazu entschloss, die Werkstatt nicht zu verpachten. Stattdessen integrierte Kasperlik sie in die Allied-Racing GmbH und ließ sie von Februar bis Oktober 2014 umbauen. Sogar Estrich und Heizungsanlage wurden erneuert. Darüber hinaus wurde sie mit aktuellen Diagnosesystemen, vier Hebebühnen sowie Bremsen- und Fahrwerksprüfstand ausgestattet. Rund 150.000 Euro investierte Allied-Racing in den Betrieb.

Hoch motiviertes Team

Zum Zeitpunkt der Übernahme waren dort keine Mitarbeiter mehr beschäftigt. Parallel zum Umbau machte sich Kasperlik daher auf die Suche nach einem Werkstattteam inklusive Werkstattleiter. Jan Kasperlik ist Elektroingenieur, Dietmar Lackinger Maschinenbau-Ingenieur - damit sind die formellen Voraussetzungen zum Betrieb einer Kfz-Werkstatt erfüllt. "Und auch beim Schrauben kennen wir uns natürlich aus", betont Kasperlik. Was den beiden dagegen fehlt, ist die Zeit. Denn Lackinger lebt größtenteils in seiner oberösterreichischen Heimat, Kasperlik ist geschäftsführender Gesellschafter der Audiocoustic GbR in Ottobrunn bei München.

In der Huglfinger Werkstatt arbeiten derzeit ein Kfz-Meister als Betriebsleiter, ein angehender Kfz-Meister, ein Kfz-Spengler sowie eine Bürokraft. Und soweit es ihre Zeit zulässt, sind auch Jan Kasperlik und Dietmar Lackinger mit von der Partie. Qualifizierte und hoch motivierte Mitarbeiter zu finden sei vor allem wegen der Rennsportaktivitäten nicht allzu schwer gewesen, erinnert sich Kasperlik und betont, dass die fachliche Qualität seines Werkstattteams hervorragend ist. "Denn wer ein Rennauto betreut, der kann jedes Straßenfahrzeug reparieren." Die Faszination der Werkstattmitarbeiter für den Rennsport im Allgemeinen und für die beiden BMW von Allied-Racing im Besonderen führt zudem dazu, dass sie recht häufig auch nach offiziellem Dienstschluss noch in der Werkstatt anzutreffen sind. Und das ist auch gut so: Denn der Betrieb floriert. "Sogar in den Wintermonaten sind wir voll ausgelastet", betont Kasperlik. "Denn durch den Rennsport haben wir uns in der Region schnell einen guten Namen aufgebaut." Zwar führt die Werkstatt alle Kfz-Arbeiten aus. Doch die Motorsport-Expertise wird zunehmend für den sportlichen Umbau von Straßenfahrzeugen in Sachen Fahrwerke, Auspuffanlagen, Felgen und Leistungsoptimierung eingesetzt. "Viele auf dem Markt verfügbaren Standard-Fahrwerkslösungen bringen nicht die gewünschte Performance auf die Straße", erklärt Kasperlik. Daher werden in der Huglfinger Werkstatt auch Kunden-Rennfahrzeuge gewartet und technisch je nach Einsatzzweck verbessert. "Diesen Geschäftsbereich wollen wir in den nächsten Jahren ausbauen. Denn in unserer Region gibt es überraschend viele Rennfahrzeuge, die im Profiund Amateurbereich eingesetzt werden."

Rennerfahrung inklusive

Neben den Verbesserungen an den Fahrzeugen selbst bietet Allied-Racing weitere Motorsport-Dienstleistungen wie etwa Fahrertrainings oder die Betreuung an der Rennstrecke an. "Wir sind eine Profi-Werkstatt mit Rennerfahrung - und das kommt so gut an, dass wir uns derzeit überlegen, wie wir den Standort vergrößern können." Die Übernahme von Tankstelle und Werkstatt hat Jan Kasperlik trotz des nicht unerheblichen Arbeitsund Organisationsaufwands ganz und gar nicht bereut. "Das Geschäft brummt - und trägt dazu dabei, den Rennsport zu finanzieren."

Kurzfassung

Nach der Übernahme einer freien Tankstelle baute Jan Kasperlik die dazugehörige kleine Werkstatt zu einem Kfz-Betrieb aus, in dem auch die GT4-Rennautos der Allied-Racing GmbH betreut werden. Von der Motorsportkompetenz profitiert das gesamte Werkstattgeschäft.

Allied-Racing: Hohe Investitionen vorm Durchstarten

Im Jahr 2012 gründeten Jan Kasperlik und Dietmar Lackinger, sechsfacher Meister der BMW 325 Challenge, die Allied-Racing GmbH. "Basis-Idee zur Firmengründung war die Vereinigung zu einem Rennteam mit steuerlicher Legitimation, um das Hobby Motorsport kostengünstiger betreiben zu können", sagt Kasperlik. Mit einem BMW M3 der Baureihe E92, den sie als Unfallwagen kauften und 2014/2015 in Eigenregie aufbauten, nahmen Dietmar Lackinger und Jan Kasperlik 2015 zum ersten Mal an einem Rennen der GT4 European Series teil.Für die Touren durch Europa kaufte Allied-Racing im vergangenen Jahr einen Motorsportauflieger, der ebenfalls in Eigenregie ausgebaut wurde. Er bietet Platz für zwei Rennautos, Ersatzteile sowie einen Team- und Cateringbereich. Im Januar 2016 wurde ein zweites baugleiches Rennauto angeschafft. "Damit steht die Infrastruktur, um in der internationalen Meisterschaft an den Start zu gehen", sagt Kasperlik.2016 plant Allied-Racing die Teilnahme an insgesamt sechs GT4-Rennen. Noch ist das Rennsportunternehmen auf der Suche nach einem Hauptsponsor. Der wird nicht nur auf den Fahrzeugen, den Rennanzügen und im Rahmen der vielfältigen Social-Media-Aktivitäten präsentiert, sondern kann dank des Hospitality-Programms auch seine Kunden und Geschäftspartner zu den Rennen einladen. "Dadurch kann ein Unternehmen die Faszination Rennsport auch für sein Marketing nutzen", betont Kasperlik. "Schließlich finden die Rennen der GT4 Series an Europas schönsten Rennstrecken statt."

-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


asp AUTO SERVICE PRAXIS Online ist der Internetdienst für den Werkstattprofi. Neben tagesaktuellen Nachrichten mit besonderem Fokus auf die Bereiche Werkstatttechnik und Aftersales enthält die Seite eine Datenbank zum Thema RÜCKRUFE. Im neuen Bereich AUTOMOBILE bekommt der Werkstatt-Profi einen Überblick über die wichtigsten Automarken und Automodelle mit allen Nachrichten, Bildergalerien, Videos sowie Rückruf- und Serviceaktionen. Unter #HASHTAG sind alle wichtigen Artikel, Bilder und Videos zu einem Themenspecial zusammengefasst. Außerdem gibt es im asp-Onlineportal alle Heftartikel gratis abrufbar inklusive E-PAPER. Ergänzt wird das Online-Angebot um Techniktipps, Rechtsthemen und Betriebspraxis für die Werkstattentscheider. Ein kostenloser NEWSLETTER fasst werktäglich die aktuellen Branchen-Geschehnisse zusammen. Das richtige Fachpersonal finden Entscheider auf autojob.de, dem Jobportal von AUTOHAUS, asp AUTO SERVICE PRAXIS und Autoflotte.