Wir schreiben das Jahr 1973. Am 18. März verfasst der Versuchsingenieur Alfons Löwenberg eine interne Mitteilung an ein paar Kollegen aus der Abteilung Forschung und Entwicklung, kurz FE genannt: Man möge doch einmal darüber nachdenken, ob Volkswagen nicht ein konsequent sportliches Modell auf die Räder stellen könne. Schließlich befände sich ein neues Fahrzeug unter der Projektbezeichnung EA 337 (so die interne Bezeichnung des künftigen Golf) auf der Zielgeraden seiner Entwicklung. Löwenberg findet Brüder im Geiste. Ein erster Scirocco-Prototyp wird mit einem knochenharten Fahrwerk versehen, drastisch tiefer gelegt und mit einem Registervergaser auf runde 100 PS auffrisiert. Doch Prototyp 1 schießt über das Ziel hinaus. Der Sportgolf soll zwar sportlich wirken, aber immer noch dezent bleiben. Eine zahmere Version hinterlässt einen deutlich besseren Eindruck. Positiv gestimmt konfrontiert man nun Entwicklungsvorstand Ernst Fiala mit der Idee. Doch sein Urteil fällt vernichtend aus: "Viel zu teuer, ihr seid verrückt". Die Entwickler lassen sich aber nicht entmutigen. Der Sportgolf-Prototyp auf Scirocco-Basis wird offiziell zum Fahrwerks-Versuchsträger erklärt, inoffiziell aber weiter entwickelt. Bei einer Projektvorstellung im Frühjahr 1975 auf dem Volkswagen-Testgelände in Ehra-Lessien beeindruckt das Fahrzeug den VW-Vorstand so sehr, dass Ende Mai eine offizielle Aufgabenstellung an die Entwicklungsabteilung ergeht: Gefragt ist eine sportliche Variante des Golf. Angesichts der bevorstehenden IAA in Frankfurt, auf der Volkswagen noch einen zugkräftigen Hingucker braucht, gewinnt das Projekt von allen Seiten an Dynamik. Sechs Prototypen in unterschiedlichen Konfigurationen entstehen – vom konsequent auf maximale Sportlichkeit getrimmten Ballermann bis hin zur komfortablen Understatement-Version. Chefdesigner Herbert Schäfer zeichnet verantwortlich für die feinen Details, die den Sportgolf von seinen schwächeren Artgenossen abheben sollen, wie beispielsweise die roten Streifen am Kühlergrill, vergrößerter Frontspoiler, die dezenten Kunststoff-Kotflügelverbreiterungen, die mattschwarze Umrandung der Heckscheibe, schwarzer Dachhimmelbezug, den Golfball auf dem Schalthebel und die Sportsitze mit kariertem Bezug. In Kooperation mit Audi entsteht der 1,6-Liter-Einspritzer mit 110 PS. Weiter zu Teil2
Die Geschichte vom bösen Golf
Anlässlich der Vorstellung der fünften GTI-Generation blickt VW auf die Ursprünge des Sportwagens zurück / Mit Bildergalerie