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Neue Unregelmäßigkeiten: ADAC stellt ranghohen Manager frei

26.02.2015 10:01 Uhr
Karl-Heinz Kroha
ADAC-Manager Karl-Heinz Kroha wurde vergangene Woche mit sofortiger Wirkung freigestellt.
© Foto: ADAC

Die interne Revision des Clubs ermittelt gegen Karl-Heinz Kroha und eine seiner Mitarbeiterinnen. Laut "Süddeutscher Zeitung" steht der Vorwurf der persönlichen Vorteilsnahme im Raum.

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Der ADAC hat den Geschäftsführer der u.a. für das Vertragspartnernetzwerk zuständigen Tochter ADAC Service GmbH (ASG), Karl-Heinz Kroha, freigestellt. Dies bestätigte ein Sprecher des Clubs auf Anfrage von asp-Online. "Notwendig geworden war dieser Schritt, da sich ein Anfangsverdacht auf persönliches Fehlverhalten erhärtet hatte. Die interne Revision des ADAC e.V. untersucht den Vorfall derzeit. Erste Ergebnisse liegen vor, die Untersuchungen sind allerdings noch nicht abgeschlossen", hieß es in einer ergänzenden Mitteilung des Clubs vom Donnerstag, in der der Manager aber nicht namentlich genannt wurde.

Neben Kroha soll noch eine Mitarbeiterin aus Krohas Team aus dem Hochhaus im Münchner Westend verbannt worden sein. Beide sollen laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" jahrelang in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Laut "SZ" wirft die interne Revision den Mitarbeitern vor, Waren für sich auf ADAC-Rechnung gekauft zu haben. Zudem berichtet die "SZ" über Vorwürfe, Urlaube in Spanien und ein zur Verfügung gestelltes Cabriolet seien von einem Unternehmen bezahlt worden. Zur Höhe des möglichen Schadens machte die Zeitung aber keine Angaben.

Die Untersuchungen stehen offenbar nicht im Zusammenhang mit Vorwürfen, denen sich Kroha im vergangenen Jahr ausgesetzt sah. Im August 2014 hatte das ZDF-Magazin "Frontal 21" dem Manager vorgeworfen, bestimmte Straßendienst-Partner des ADAC bei der Auftragsvergabe zu bevorzugen (s. Video unten). Der Club hatte den Bericht damals heftig dementiert. Kroha gilt auch als Architekt des geplanten ADAC-Werkstattnetzes, das im vergangenen September schlagzeilenträchtig beerdigt wurde.

Im Umbau 

Da die ASG in Michael Seitel noch über einen zweiten Geschäftsführer verfügt, steht sie auch nach Krohas Abgang nicht führerlos da. Der ADAC befindet sich nach der tiefen Krisen des vergangenen Jahres ohnehin noch immer im Umbau. Nachdem vor einem Jahr die Fälschungen beim "Gelben Engel" bekannt wurden, sah sich der ADAC mit immer neuen Vorwürfen konfrontiert. Neben dem für die Manipulationen verantwortlichen Kommunikationschef mussten auch der damalige ADAC-Präsident und der Geschäftsführer ihre Posten räumen (wir berichteten).

Auch wenn sich nicht alle Vorwürfe bestätigten: Der Imageschaden für den Verein war enorm. Der Autoclub verordnete sich einen Reformprozess begleitet von externen Fachleuten. Im Dezember billigte eine außerordentliche Hauptversammlung die Reformpläne. An der Umsetzung wird noch gearbeitet. "Unter Bezug auf bestehende Grundsätze räumt der ADAC im Rahmen seines Programms 'Reform für Vertrauen' zur Neuausrichtung des Clubs konsequent auf", betonte der Club in seiner heutigen Mitteilung. (ng/dpa)

Anmerkung der Redaktion:

In der gestern ursprünglich gewählten Überschrift und Newsletter-Betreffzeile wurde Herr Kroha als "Chef der Pannenhilfe" bezeichnet. Diese Bezeichnung ist nicht zutreffend. Zur Erklärung: In einer Pressemitteilung zu der Erweiterung des Schadenssteuerungsnetzwerks SPN war die Pannenhilfe als Clubleistung in Zusammenhang mit der ADAC Service GmbH (ASG) genannt worden. Daraus aber die oben genannte Bezeichnung abzuleiten war falsch. Wir bitten, dies zu entschuldigen.

Nachtrag vom 27.2.:

Inzwischen hat der ADAC laut einer Mitteilung Strafanzeige "wegen des Verdachts auf Untreue und Betrug gegen zwei in der vergangenen Woche freigestellte Mitarbeiter erstattet". Namen wurde in der Mitteilung keine genannt.

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KOMMENTARE


Andreas Gabler

27.02.2015 - 00:54 Uhr

Weiß man, ob der Herr und seine Mitarbeiterin vor oder nach Beginn der Affäre rund um den gelben Engel in die eigene Tasche gewirtschaftet haben? Vorher wäre zweifellos dreist. Nachher wäre darüber hinaus aber auch noch ausgesprochen dumm. Und machen wir uns nichts vor. Viele der Herschaften in den Medien, die jetzt mit dem ausgestreckten Finger auf den ADAC zeigen und Skandal schreien, sollten kurz inne halten und sich für einen Moment an die eigene Nase fassen. Mal ehrlich, wann hat man das letzte Mal Reifen auf eigene Rechnung gekauft und auf den Testreifensatz von Hersteller X oder Y verzichtet? Oder was ist mit den zahlreichen Testwagen, die nie eine Verlagsgarage sehen, weil man sich die direkt vom Hersteller vor die eigene Haustür liefern lässt, damit die - zumindest fahrzeugtechnisch - minderbegabte Freundin was zum Rumrutschen ins Fitness-Studio oder zum Schönheits-Chirurgen hat? Der neuerliche Skandal beim ADAC ist schlimm, keine Frage. Aber ich wette einen hohen Geldbetrag, mehr als die Hälfte der Medienmenschen, die sich jetzt für berufen halten, sich über den ADAC zu echauffieren, würde selbst nicht mal im Ansatz die Compliance-Regeln des ADAC bestehen. Viele erregen sich nach meiner Überzeugung vor allem deswegen so lautstark, weil ihre "Vorteilsprogramm-Möglichkeiten" im Vergleich zu denen des jetzt suspendierten ADAC-Managers Kroha so lächerlich gering sind. Wollen wir wetten?


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