Forscher schlagen Alarm: Nach einer aktuellen Untersuchung des International Council of Clean Transportation (ICCT) stoßen moderne Dieselfahrzeuge bis zu sieben Mal mehr schädliche Stickoxide (NOx) aus als erlaubt. Statt unter Laborbedingungen testeten die Wissenschaftler der Non-Profit-Organisation die Selbstzünder im Alltagsbetrieb. Sie fordern nun, ihre Messmethode bei der Zulassungsprüfung für neue Pkw in der EU zur Pflicht zu machen.
Unter Laborbedingungen verbrauchen Fahrzeuge oftmals unrealistisch wenig Kraftstoff und stoßen damit auch weniger schädliche Abgase aus. Die Forscher werfen den Fahrzeugherstellern in ihrer Studie vor, ihre Fahrzeuge nur für einen eng abgegrenzten Betriebsbereich im Labor zu kalibrieren und nicht für reale Fahrsituation in Kundenhand.
Mit 15 modernen Diesel-Pkw legten die ICCT-Experten im Rahmen von 97 Fahrten und mehr als 140 Stunden 6.400 Testkilometer zurück. Zwölf Fahrzeuge erfüllten auf dem Papier die im September für Neufahrzeuge in Kraft getretene Euro-6-Abgasnorm, drei den entsprechenden US-Standard. Die Studie ist nach den Angaben die erste systematische Untersuchung der realen Emissionen von Euro-6-Diesel-Pkw.
Die Wissenschaftler wandten eine spezielle Messmethode (PEMS-Messung, "portable emissions measurement systems") an, die eine genaue Untersuchung (Geschwindigkeit, Beschleunigung, usw.) der Fahrsituationen erlaubt, unter welchen erhöhte NOx-Emissionen beobachtet wurden. Der überwiegende Teil der beobachteten Überschreitungen konnte weder extremen noch untypischen Fahrsituationen zugeordnet werden, schreiben die Forscher. Stattdessen wurden stark erhöhte NOx-Emissionen bei Motorlasten, wie sie auch im Alltag vorkommen, zum Beispiel bei einer leichten Steigung, oder auch bei der normalen Regeneration der Abgasnachbereinigungssysteme beobachtet. Im Schnitt lag der realen Stickoxid-Ausstoß der getesteten Fahrzeuge sieben Mal so hoch wie das gesetzliche Limit.