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Golf-Stopp: VW verhandelt mit Zulieferern

22.08.2016 08:47 Uhr
Volkswagen nimmt am Montag neue Verhandlungen auf.

Die Unternehmen der Prevent-Gruppe weigern sich, bestellte Teile für Getriebe und Sitze herauszugeben. Volkswagen nimmt am Montag neue Verhandlungen auf, auch Daimler streitet sich mit Prevent.

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Unter dem Druck eines fast einwöchigen Produktionsstopps bei seinem wichtigsten Modell Golf nimmt Volkswagen am Montag neue Verhandlungen mit zwei Zulieferern auf. Die Unternehmen der Prevent-Gruppe weigern sich, bestellte Teile für Getriebe und Sitze herauszugeben. Entsprechende Engpässe zwingen VW zunächst bis einschließlich zum Samstag (27. August), die Fertigung des Golf im Stammwerk Wolfsburg komplett herunterzufahren. Wie aus dem Konzern zu hören war, sollen die vor dem Wochenende abgebrochenen Gespräche beider Seiten gegen Mittag fortgesetzt werden.

In Emden, Wolfsburg, Zwickau, Kassel, Salzgitter und Braunschweig könnten insgesamt 27.700 Mitarbeiter teils noch bis Ende August nicht so arbeiten, wie es eigentlich geplant sei. "Durch einen Lieferstopp, den externe Lieferanten ausgelöst haben, ist die Versorgung der Produktion mit Bauteilen mehrerer Volkswagen-Werke unterbrochen", teilte VW am Montag in Wolfsburg mit. Der Autobauer sprach von "Flexibilisierungsmaßnahmen bis hin zu Kurzarbeit". Die weitere Entwicklung sei "nicht absehbar", schrieb das Unternehmen. "Volkswagen versucht weiterhin, eine Einigung mit den Lieferanten herbeizuführen." Die Probleme in den Werken reichen zeitlich vom 18. August für das Passat-Werk in Emden bis hin zum 30. August für das Motoren-Werk in Salzgitter.

Über alle Standorte hinweg seien folgenden Modelle und Produkte betroffen: Von der Golf- und Passat-Fertigung über den Bau von Getrieben und Abgasanlagen über die Motoren bis hin zur Fahrwerkteile- sowie Kunststoffteilefertigung. Die meisten Mitarbeiter sind mit rund 10.000 Menschen in Wolfsburg betroffen. Ein Emden sind es 7.500, in Zwickau 6.000, in Kassel 1.500, in Salzgitter 1.400 und in Braunschweig 1.300.

Der Chef des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Diesel-Abgaskrise im Bundestag, Herbert Behrens (Linke), sieht eine mögliche Parallele zwischen dem VW-internen Sparkurs und dem Problem mit den Zulieferern. "Die Konzernleitung von Volkswagen kürzt jetzt, bis es kracht", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag). "Jetzt werden Folgen des milliardenschweren Desasters, das mit der betrügerischen Abgas-Manipulation verursacht worden ist, einfach weitergereicht", meinte Behrens.

Belegschaft bei VW-Teilepartner ES Guss in Sorge

Der Lieferstopp des sächsischen VW-Teileherstellers ES Automobilguss versetzt die dortige Belegschaft in Zukunftsangst. Die Sorgen bei den rund 350 Mitarbeitern und deren Familien seien groß, die Informationen aus dem Unternehmen dünn, hieß es am Montag aus Kreisen der Belegschaft. Für diesen Dienstag ist bei ES Guss in Schönheide im Erzgebirge eine Betriebsversammlung geplant, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Daraus erhofften sich die Arbeitnehmervertreter Antworten auf die vielen Fragen zur Zukunft des Zulieferers, der auf Gussgetriebeteile spezialisiert ist und aktuell mit einem Lieferstopp den Autobauer Volkswagen lahmlegt.

Das Unternehmen teilte mit, es sei zum Lieferstopp gezwungen, da VW zuerst seinerseits vertragswidrig gehandelt habe. Das Einbehalten der Teile sei zwingend notwendig, "um unsere eigenen Mitarbeiter in Niedersachsen und Sachsen zu schützen und letztlich den Fortbestand des Unternehmens zu sichern", schreibt ES Guss. Dem Zulieferer droht in der Branche ein enormer Reputationsschaden. Die Folgen für die Mitarbeiter des Mittelständlers sind ungewiss.

VW-Betriebsrat: Schuld eindeutig bei Zulieferer

Der Produktionsstopp hängt aus Sicht von VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh zweifelsfrei am Verhalten des VW-Partners, der seine Teilezulieferungen eingestellt hat. "Nach unserer Auffassung liegt die Verantwortung eindeutig beim Zulieferer. Oder glauben Sie, wir als Betriebsrat fragen nicht, wessen Schuld es ist, dass unsere Kollegen zu Hause bleiben müssen", sagte Osterloh der "Bild"-Zeitung (Montag). 

Die beteiligten Zulieferer sehen die Lage anders als Osterloh und der Konzern. Sie reklamieren für sich, VW zwinge sie zu dem Lieferstopp, da der Autobauer "frist- und grundlos" Aufträge gekündigt habe und einen finanziellen Ausgleich dafür ablehne. Es geht dabei um einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Der Lieferstopp geschehe zum Selbstschutz und im Kampf für die Zukunft der eigenen Mitarbeiter.

An anderer Front zog Osterloh derweil eine erste rote Linie für den nahenden Zukunftspakt, der die Sicherheit der Jobs bei dem Autobauer auf eine neue Basis stellen soll. "Solange ich Betriebsratschef bin, wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Stammbelegschaft ist Stammbelegschaft. Wenn sich jemand trauen sollte, dort abbauen zu wollen, müssten wir auch den Vorstand verkleinern", sagte er der "Bild". Die VW-Kernmarke um Golf und Passat ist renditeschwach. Die Abgas-Affäre verschärfte ihr laufendes Sparprogramm zuletzt weiter.

Beschäftigungssicherung nicht verhandelbar

Für Osterloh ist die derzeit ungekündigte Beschäftigungssicherung für die VW-Stammbelegschaft nicht verhandelbar. Dabei sieht er auch VW-Konzernchef Matthias Müller an seiner Seite. "Matthias Müller steht genau wie wir zu den VW-Beschäftigten", sagte Osterloh. Bei dem Zukunftspakt verhandeln der Betriebsrat und das Unternehmen über die Aufstellung der Kernmarke VW-Pkw. Das soll bis zur nächsten Budget-Planungsrunde in diesem Herbst abgeschlossen sein. Dann sollen nach dem Willen des Betriebsrates für die deutschen VW-Werke feste Zusagen für Investitionen, Produkte und Stückzahlen feststehen.

Die von Osterloh angesprochenen betriebsbedingten Kündigungen wären aber auch nur ein Weg, die Belegschaft auszudünnen. Die Personaldecke ließe sich auch ausdünnen, indem VW Jobs nicht wieder besetzt und verstärkt Abfindungen und Altersteilzeit nutzt. Am Frühling waren Pläne bekanntgeworden, wonach bis Ende 2017 in der VW-Verwaltung jeder zehnte Job wegfallen sollte - das wären mehr als 3.000 Jobs.

Auch Daimler streitet mit Prevent

Neben Volkswagen streitet auch der Autobauer Daimler mit dem Zulieferer Prevent vor Gericht. Vor dem Landgericht Braunschweig wolle der Lieferant 40 Millionen Euro Schadenersatz erstreiten, sagte ein Sprecher des Gerichts am Montag.

Prevent sehe demnach Verträge von Daimler als nicht erfüllt und nicht wirksam beendet an. Am Dienstag werde zunächst die Frage geklärt, welche Kammer überhaupt für das Verfahren zuständig ist (Az.: 9 O 2142/15). (dpa)

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