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Säuregefahr: Wissenschaftler warnen vor Kältemittel

22.02.2013 13:46 Uhr
Josef Kornath
Prof. Andreas Kornath von der LMU München will demnächst die Ungefährlichkeit des Kältemittels CO2 in einem Selbstversuch unter Beweis stellen.
© Foto: asp

Laut dem Fluorchemiker Prof. Kornath ist der Brand eines mit R-1234yf befüllten Fahrzeugs in einer Werkstatt als "schwerer Chemieunfall" einzustufen. Die Schweizerische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt warnt vor dem Abbauprodukt Trifluoressigsäure.

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Der Experte für Fluorchemie, Prof. Andreas Kornath von der Ludwigs-Maximilians-Universität (LMU) München, hat in einem Interview mit asp Auto Service Praxis vor dem Einsatz des neuen Klimaanlagen-Kältemittels R-1234yf gewarnt. Ein Brand eines mit dieser Chemikalie befüllten Fahrzeugs in einer Kfz-Werkstatt sei als "schwerer Chemieunfall" einzustufen, erklärt der Chemiker in der heute erscheinenden Februar-Ausgabe.

Aus 500 Gramm Kältemittel könnten bei einem Brand etwa 100 bis 200 Gramm Fluorwasserstoff entstehen "Die Lüftung von Werkstätten reicht bei weitem nicht aus, um eine ausreichende Verdünnung herbeizuführen", betonte Kornath. Werkstätten oder Tiefgaragen müssten nach einem Brand dekontaminiert werden, "denn Fluorwasserstoff bzw. Flusssäure hat sich an sämtlichen feuchten Stellen niedergeschlagen". Das aktuelle Kältemittel R-134a habe sich dagegen bei seinen Untersuchungen als nicht brennbar erwiesen. "Oberhalb von 1.000 Grad Celsius beginnt es, sich zu zersetzen."

Kornath ist aus einem weiteren Grund skeptisch gegenüber R-1234yf, denn beim Abbauprozess in der Atmosphäre entstehe Trifluoressigsäure, eine synthetische Verbindung, die in der Natur nicht vorkomme und nicht ohne weiteres biologisch abbaubar sei. Auch die Schweizerische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa hat sich mit dieser Problematik in der aktuellen Ausgabe seiner Hauspublikation "Empa News" auseinandergesetzt (s. "Mehr im Netz" unten in der Infobox).

Empa-Atmosphärenforscher Stephan Henne hat bei seinen Prognosen der zu erwartenden Trifluoressigsäuren-Konzentrationen zwar keine alarmierenden Werte festgestellt, gibt aber zu bedenken, dass sich die Säure "praktisch unendlich lang" im Wasser und Lebewesen anreichern könne und für einige Pflanzen giftig sei. Henne plädiert daher für den Einsatz von CO2 (R-744) als künftiges Kältemittel. Kornath kündigte im asp-Interview an, schon bald in einem Selbstversuch die Ungefährlichkeit von R-744 unter Beweis zu stellen: Selbst bei einem vollständigen Entweichen der kompletten Kältemittel-Menge in den Fahrzeuginnenraum gebe es kein Risiko.

R-1234yf: Bunderegierung muss sich zur Gefährlichkeit äußern

Mit der Gefährlichkeit von R-1234yf beschäftigt sich auch eine so genannte "Kleine Anfrage", die die Bundestagsfraktion der Linken vergangene Woche an die Regierung gestellt hat. Darin wollen die Oppositionspolitiker u.a. wissen, welche Maßnahmen speziell zum Umgang mit dem umstrittenen Kältemittel in Servicewerkstätten geplant sind. Laut Geschäftsordnung des Bundestags sollen Kleine Anfragen innerhalb von 14 Tagen von der Bundesregierung beantwortet werden. (ng)

Das komplette Interview mit Prof. Kornath, in dem er ausführlich die beiden Kältemittel R-1234yf und R-744 einordnet und bewertet, können Sie in der Februar-Ausgabe der asp nachlesen.

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