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Kfz-Gewerbe: Nicht locker lassen beim Kartellamt

17.03.2016 11:00 Uhr
Kfz-Gewerbe: Nicht locker lassen beim Kartellamt

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Mehr verkaufte Autos, mehr Serviceaufträge: Das Jahr 2015 hat sich für Autohäuser und Werkstätten besser entwickelt als erwartet. Der Branchenumsatz stieg um 6,2 Prozent auf 156,5 Milliarden Euro, wie der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) Mitte Februar in Berlin mitteilte. "Das Jahr 2015 ist sehr gut gelaufen, trotz des Skandals um manipulierte Emissionswerte", sagte Präsident Jürgen Karpinski. "Sowohl bei den Neuzulassungen als auch im GW-Geschäft haben wir Zuwachsraten zu verzeichnen. Und auch das Servicegeschäft hat sich nach dem Einbruch in 2014 wieder erholt und ist gewachsen. Insofern ist beim Umsatz alles okay."

Allerdings habe die Rendite davon leider nicht entsprechend profitiert. Vor allem die Preisnachlässe drückten auf den Gewinn. Die Umsatzrendite stieg nur leicht von 1,3 Prozent auf 1,4 Prozent. Notwendig seien jedoch drei Prozent, betonte Karpinski, "um in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter, in moderne Werkstatttechnik und nicht zuletzt in Glas, Stahl und Steine nach den Vorgaben der Hersteller für den Neuwagenvertrieb zu investieren".

Kein fairer Wettbewerb

Als Vertreter des fabrikatsgebundenen Automobilhandels in Deutschland sprach denn auch ZDK-Vizepräsident Ulrich Fromme die Internetvermittlung von Neuwagen an, die diese Misere mit zu verantworten hat. "Die Internetvermittler drängen sich zwischen Händler und Kunden und beuten die Investitionen des stationären Handels in teure Immobilien, qualifiziertes Personal und große Vorführwagenflotten aus." Anschließend führten sie die Kaufinteressenten den eigenen Kooperationspartnern zu, die nur noch den Vertrag auszufertigen brauchten. "Mit einem fairen Wettbewerb hat das nichts mehr zu tun."

Fromme prangerte die Entscheidung des Bundeskartellamts als völlig unverständlich an. Das Amt hatte die Verwaltungsverfahren gegen Ford, Opel und PSA Peugeot Citroën wegen Beschränkung des Wettbewerbs nur deshalb eingestellt, weil sich die Hersteller der Rechtsauffassung der Behörde gebeugt hatten. Danach sollen die Internet-Neuwagenvermittler im Kundenauftrag tätig sein. Einer Zusammenarbeit von Händlern des jeweiligen Vertriebsnetzes mit solchen Vermittlern stünden deshalb weder Händlerverträge noch eigens etablierte Internetstandards entgegen.

Weitere Gespräche angekündigt

"So begrüßenswert die Einstellung des Verfahrens ist, so falsch ist die Begründung", sagte ZDK-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Koblitz. "Tatsächlich bestanden nie Anhaltspunkte für ein kartellrechtswidriges Verhalten der betroffenen Hersteller. Dass diese dem Druck des Bundeskartellamts nachgegeben und die Plattform-Betreiber als Vermittler im Kundenauftrag bezeichnet haben, ist mehr als bedauerlich." Die Auffassung der Behörde wird laut ZDK einem Gerichtsverfahren nicht standhalten. "In Wirklichkeit verhält es sich genau anders herum: Über die Plattformen werden den kooperierenden Händlern ständig Kunden zugeführt. Und genau das müssen die Hersteller nicht dulden - weder zivil- noch kartellrechtlich." Fromme sagte, dass der ZDK sich gegenüber Politik, Behörden und gegebenenfalls Gerichten weiter gegen eine ungerechtfertigte Privilegierung von Internet-Neuwagenvermittlern einsetzen werde. Es werde in Kürze ein Gespräch zwischen Bundeskartellamt und ZDK geben, in dem der ZDK seine Position mit Nachdruck vertreten werde.

Und noch ein schwieriges Thema für den Handel sprach der Verband an: Im Neuwagengeschäft verkauften die Autohäuser zwar fast 170.000 Wagen mehr, der Umsatz stieg entsprechend um 4,5 Prozent auf 58,2 Milliarden Euro (2014: 55,7 Milliarden Euro). Getragen wurde der Zuwachs aber von den gewerblichen Zulassungen der Vermieter, Autoflotten, Hersteller und Händler mit einem Anteil von 65,8 Prozent (Vorjahr: 63,8 Prozent). Die Zahl der Privatkunden ist seit 2010 von 42,7 Prozent auf inzwischen nur noch 34,2 Prozent zurückgegangen. Sie bedienen sich immer häufiger im Bereich der jungen Gebrauchtwagen oder aus den Tageszulassungen.

Renditebringer Servicegeschäft

Erholt zeigte sich das Werkstattgeschäft. Die Umsätze stiegen um 1,2 Prozent auf 30,3 Milliarden Euro (2014: 29,9 Milliarden Euro). Im Durchschnitt waren die Betriebe 2015 um zwei Prozentpunkte besser ausgelastet als 2014.

Nach Einschätzung des ZDK wird sich der Automobilmarkt in Deutschland auch im laufenden Jahr stabil zeigen. So rechnet der Verband für das Jahr 2016 wieder mit insgesamt 3,2 Millionen Pkw-Neuzulassungen. Der Schwerpunkt dürfte sich jedoch weiter auf den gewerblichen Bereich verlagern. Zugleich geht der ZDK für 2016 von 7,3 bis 7,4 Millionen Pkw-Besitzumschreibungen und von einem stabilen Werkstattgeschäft auf dem Niveau des vergangenen Jahres aus.

In der anhaltenden Debatte über die Einführung einer Kaufprämie für Elektrofahrzeuge bleibt der ZDK bei seiner ablehnenden Haltung. Sobald die von der Industrie angekündigten massiven Fortschritte bei Gewicht und Leistungsfähigkeit der Batterien sowie Ladedauer und Fahrzeugreichweite tatsächlich erzielt würden, mache das Elektroauto auch ohne direkte Kaufanreize seinen Weg. Die Kaufzurückhaltung liege ja nicht nur im Preis von Elektrofahrzeugen begründet. Ziel müsse es deshalb sein, die Vorbehalte der Kunden durch Produktverbesserungen und einen Ausbau der Ladeinfrastruktur auszuräumen, statt durch Geldprämien ein Strohfeuer zu entfachen.

Kurzfassung

Mehr Umsatz, aber keine zufriedenstellende Rendite. Der Kfz-Spitzenverband nennt als Grund Preisnachlässe und macht u. a. Internetvermittler und zu viele Tageszulassungen dafür verantwortlich. Der Service hat sich wieder erholt.

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