Der Tesla S ist die perfekte Bühne. Wenn Louis Armstrong zu seinem Trompetensolo ansetzt, scheint die Jazz-Legende tatsächlich am Ende der extralangen Motorhaube der Luxuslimousine zu sitzen. Tatsächlich kommen die jazzigen Töne aber nur aus den zwölf geschickt verteilten Boxen im Innenraum des Elektroautos. Michael Fabrys Augen glänzen, wenn er von dem Tesla-S-Projekt spricht. Und von Elon Musk, dem Chef des kalifornischen E-Auto-Bauers und so etwas wie dem Popstar der internationalen Business-Welt.
Leicht zu beeindrucken ist Fabry nicht. Auch wenn es die von ihm mitgegründete Firma Sinn (schreibt sich selbst "S1nn") erst seit 2004 gibt – der Ingenieur ist schon seit Jahrzehnten im automobilen Hi-Fi-Geschäft tätig, unter anderem war er eine Dekade bei der Branchengröße Bose. Doch von Tesla hat er etwas bekommen, was er noch nie hatte: ein weißes Blatt Papier. "Normalerweise kommen die Autohersteller mit einem fertigen Lastenheft, einem unabänderlichen Bedarfsplan. Die wollen keine eigenen Ideen." Bei Musk war das anders, er wollte keine Ware aus dem Regal, er wollte das bestmögliche System für sein spezielles Auto.
Die Bereitschaft von Sinn, sich darauf einzulassen war dann wohl auch einer der Gründe, warum die Wahl ausgerechnet auf den damaligen No-Name aus Stuttgart-Vaihingen fiel. Und auch wenn Tesla heute vielen als Unternehmen der Stunde gilt – 2010 war noch lange nicht klar, dass die Kalifornier nicht grandios scheitern würden. Auch für Sinn war das ein Risiko mit großem Einsatz und überschaubarem potentiellem Gewinn. Wettbewerber jedenfalls winkten bei der zunächst geplanten kleinen Stückzahlen von 5.000 bis 10.000 Fahrzeugen ab. Auch, weil es durchaus genügend attraktivere Kunden in der Autobranche gab - denn das Geschäft mit der Pkw-Hi-Fi boomt.
Kannte man Subwoofer, Equalizer und Mega-Verstärker lange Zeit eher aus der Tuning-Szene, haben die Autohersteller den Reiz audiophiler Perfektion am Steuer vor einigen Jahren auch für sich selbst entdeckt. Vor allem die Luxusmarken machen ein gutes Geschäft mit den meist zu horrenden Preisaufschlägen angebotenen High-End-Audiosystemen. Knapp 5.000 Euro etwa verlangt Porsche im Panamera für die Anlage des Edelherstellers Burmester. Auch Mercedes setzt in der S-Klasse auf die exklusiven Produkte des österreichischen Soundkünstlers. Audi hingegen bietet Systeme der gleichfalls hochpreisigen Schweden von Bang&Olufsen an. Die Liste ließe sich fortführen, auch die Volumenhersteller offerieren längst leistungsstarke Soundsysteme als Alternative zum Basis-Autoradio.