TÜV SÜD baut den Bereich automatisiertes Fahren weiter aus. Welche Bedeutung hat dieses Zukunftsthema?
Das autonome als auch das assistierte Fahren betrifft uns als Prüforganisation und Dienstleister unmittelbar. Wir sind gerade dabei, uns hier personell massiv zu verstärken. Mit Dr. Abdellatif haben wir die optimale Besetzung für die Leitung des Bereiches Highly Automated Driving (HAD) gefunden. Er ist ein ausgewiesener Fachmann für Fahrassistenzsysteme, Software und Data Security.
Was sind die Aufgaben des Teams?
Automatisiertes Fahren betrifft die Homologation von Fahrzeugen in sehr starkem Maße. Hier geht es unter anderem um die teilweise Umstellung auf simulationsbasierte Prüfungen. Man wird künftig aufgrund der Komplexität nicht mehr alles im Feldversuch machen können. Letztlich ist es unsere Aufgabe, sichere Prüfmethoden für die Typzulassung zu entwickeln.
Ergeben sich auch neue Geschäftsmodelle für Prüforganisationen?
Das Geschäftsmodell verändert sich mit dem Nutzerverhalten. Die Nutzung einer Mobilität wird zunehmend wichtiger, der Besitz hingegen wird abnehmen. Im Bereich automatisierten Fahrens müssen wir es zusammen mit den Fahrzeugherstellern und dem Gesetzgeber schaffen, eine Plattform aufzubauen. Da noch keine Regeln existieren, gibt es noch keinen Zwang für die Hersteller, sich beim Thema Software weiter zu öffnen. Dabei ist der Handlungsbedarf offenkundig. Nehmen Sie die Software-Updates, die über die Funkschnittstelle, also over the air, aufs Auto gespielt werden. Wer prüft hier eigentlich die "IT Security", wer die "Functional Safety"? Wer stellt sicher, dass die Software unverändert im Auto ankommt und wer prüft den Inhalt der Software, um eine Gefährdung im Verkehr auszuschließen? Es handelt sich bei solchen Updates im Grunde um eine Anpassung der Betriebserlaubnis des Fahrzeugs.
- Ausgabe 03/2017 Seite 66 (190.8 KB, PDF)