Unternehmer Thomas Lundt übernimmt Verantwortung. Berlins Obermeister und somit Chef der dortigen Kfz-Innung schiebt in der aktuellen Flüchtlingsdebatte alle Bedenken beiseite und macht das, was den Menschen aus den Krisenregionen derzeit am meisten hilft. Thomas Lundt gibt ihnen einen Job. Und zwar nicht in irgendeiner Hinterhofwerkstatt, sondern bei Lundtauto SportwagenService, weit über die Hauptstadtgrenzen für PS-starke Hingucker bekannt. "Man muss aus diesem Thema Schärfe herausnehmen", betont Thomas Lundt. Der Unternehmer möchte als Obermeister mit gutem Beispiel vorangehen. Als neuntes von elf Kindern weiß er, wie wichtig Unterstützung sein kann. "Natürlich muss man sich als Chef kümmern."
In diesem Fall um Hasan Hesso, einen 32-jährigen kurdischen Syrer, der seit November im Karosseriebau arbeitet. Bevor der neue Lundt-Mitarbeiter das Bürgerkriegsland verließ, reparierte er dort zwölf Jahre lang Fahrzeuge. Natürlich eine andere Welt als in der Autonation Deutschland. "Herr Hesso lernt eine Menge dazu", sagt Thomas Lundt. Doch er glaubt an das Potenzial der Flüchtlinge, auch für die Kfz-Branche, solange der Staat die nötigen Voraussetzungen schaffe.
Gesellschaftliche Relevanz
Im Gespräch mit Thomas Lundt, der seit dem Jahr 2004 Obermeister in der Hauptstadt ist, wird schnell klar, wie sehr ihn die sogenannte Flüchtlingskrise beschäftigt - nicht nur als Unternehmer. Er spricht ganz offen an, dass die Gesellschaft zusehen müsse, wie sie mit den 1,2 Millionen Flüchtlingen klarkomme. "Wir Unternehmer müssen dann die Arbeits- oder Ausbildungsplätze bieten."
Froh ist der Obermeister über den Partner Arrivo Berlin, der ihm die ganzen organisatorischen Themen abnimmt. Dabei handelt es sich um eine Ausbildungsund Berufsinitiative, die geflüchtete Menschen in den Berliner Arbeitsmarkt integriert. "Das Team vermittelt die jeweiligen Interessenlagen, begleitet die beiderseitige Kontaktaufnahme, unterstützt den Kennenlernprozess durch die Betreuung von Praktika und steht als Ansprechpartner für jegliche Rückfragen zur Verfügung", heißt es in einer Broschüre. Wichtig für Thomas Lundt war, dass die Flüchtlinge, die in seinen Betrieb kommen, Deutsch sprechen, eine Arbeitserlaubnis und ein Bleiberecht haben. Von seinen 21 Mitarbeitern bei Lundtauto SportwagenService hat er zwei Plätze für Flüchtlinge reserviert. Kein Geheimnis ist es, dass es bei diesem Thema auch Rückschläge gibt. So musste sich der Unternehmer erst kürzlich von einem Flüchtling wieder trennen. Doch das bremst Lundts soziales Engagement nicht.
Team mitnehmen
Entscheidend bei der Integration der neuen Mitarbeiter in den Betrieb: Das Team muss sie von Anfang an akzeptieren. Als Chef sollte man im Vorfeld ganz offensiv sein und die eigene Mannschaft über die Beweggründe und Vorteile aufklären. Sätze wie "Ich erwarte von Euch die volle Unterstützung!" helfen Thomas Lundt zufolge bei der Akzeptanz in der Werkstatt. Sprich der Chef vertritt seine Einstellung klar und deutlich und geht mit gutem Beispiel voran - seine Mitarbeiter können ihm dann besser folgen.
So nun auch Hasan Hesso aus dem umkämpften Syrien.Thomas Lundt: "Er fühlt sich bei uns wohl." Klingt ganz nach einem Happy End.
Infos zu Arrivo Berlin findet man im Netz unter www.arrivo-berlin.de.
Kurzfassung
Als Obermeister von Berlin vertritt Thomas Lundt die Auffassung, dass die große Zahl an Flüchtlingen auch Potenzial für die Kfz-Unternehmer bietet. Die Voraussetzung: Man nimmt das eigene Team mit. Wie bei Lundtauto SportwagenService geschehen.
- Ausgabe 03/2016 Seite 54 (109.9 KB, PDF)