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Kfz-Gewerbe: Dieselkrise hinterlässt Spuren

15.02.2018 14:07 Uhr
Kfz-Gewerbe: Dieselkrise hinterlässt Spuren
V.l.: ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn, Präsident Jürgen Karpinski und Vizepräsident Wilhelm Hülsdonk
© Foto: ProMotor

Die Dieselkrise drückte 2017 auf Umsatz und Ertrag der deutschen Autohändler. Manche Betriebe sind in ihrer Existenz bedroht. Positiv veränderten sich die Neuzulassungen und der Service.

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Positive Zahlen bei Neuzulassungen und im Service konnten auf der Jahrespressekonferenz des Kfz-Gewerbes am Donnerstag in Berlin präsentiert werden. Rund 90.000 mehr verkaufte Neuwagen ließen den Umsatz in diesem Geschäftsfeld um fünf Prozent auf 64,1 Milliarden Euro steigen. Der Anteil der Privatkunden legte zum zweiten Mal in Folge zu: von 35 auf 35,6 Prozent. Weiter auf hohem Niveau bewegte sich das Servicegeschäft mit Erlösen von 32,1 Milliarden Euro (plus 0,5 Prozent). "Im Durchschnitt waren die Werkstätten im vergangenen Jahr mit 86 Prozent ausgelastet, das ist ein Prozentpunkt mehr als 2016", sagte Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk.

Die Zahl der Kfz-Betriebe schrumpfte laut ZDK um 270 auf insgesamt 37.470. Dabei wurden 3,1 Prozent weniger Fabrikatsbetriebe (16.280) gezählt als 2016. Bei den freien Werkstätten gab es hingegen ein Plus von 1,2 Prozent auf 21.190 Firmen. Hülsdonk: "Die Gründe liegen hauptsächlich im weiter fortschreitenden Konzentrationsprozess und der Bereinigung der Händlernetze." Dem entsprechend sank die Mitarbeiter-Zahl um 1,3 Prozent auf 449.640.

Im Ausbildungssektor zeigte die Kurve im vierten Jahr in Folge nach oben. So stellten die Kfz-Unternehmen 2017 mehr neue Lehrlinge ein. 29.835 Verträge bis zum 30. September 2017 entsprachen einem Zuwachs von 3,2 Prozent. Insgesamt bildet die Branche zurzeit 92.100 junge Menschen in technischen und kaufmännischen Berufen aus.

Diesel-Nachrüstungen

Was das Thema Diesel-Nachrüstungen angeht, so favorisiert der ZDK eine offene Lösung, die dem Endverbraucher die Wahl lässt, ob er sein Euro-5-Fahrzeug entsprechend nachrüsten lässt. Dazu müssten jetzt Verfahren festgelegt werden, wie entsprechende Nachrüstsysteme möglichst schnell eine Freigabe für den Einbau erhalten, forderte Hülsdonk. Dies würde einen Wettbewerb mehrerer Hardware-Lieferanten ermöglichen und die Kosten für die Nachrüstung senken. Ungeklärt ist aber die Frage, wer die Kosten für den nachträglichen Einbau einer Abgasreinigung zur Reduzierung der Stickoxide tragen müsste. Derzeit lehnen Fahrzeughersteller eine Kostenbeteiligung für die Nachrüstung von Euro-5-Fahrzeugen ab.

Hülsdonk sitzt als Vertreter des ZDK in der Expertengruppe I im Nationalen Forum Diesel, in dem Vertreter von Bundesministerien, Behörden und Bundesländern, Vereinen wie ADAC, Automobilzulieferern und Umweltorganisationen über Maßnahmen diskutieren, wie die Emissionen bei den bereits im Verkehr befindlichen Fahrzeuge erfolgen könnte. Neben technischen Fragen müssen auch viele juristische Fragen geklärt werden, beispielsweise zur Gewährleistung.

Dieselkrise hinterlässt Spuren

Mittlerweile hinterlässt die Dieselkrise bei den deutschen Autohändlern sichtbare Spuren. Trotz einer deutlich höheren Neuwagennachfrage ist der Umsatz im Kfz-Gewerbe im vergangenen Jahr nur leicht gewachsen. 2017 habe die Branche rund 174,4 Milliarden Euro erlöst, das sei lediglich ein Plus von 1,4 Prozent, sagte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski. "Das ist eine Auswirkung der Dieselkrise. Denn die Umsatzverluste sind im Gebrauchtwagensegment zu verzeichnen."

Die Autokäufer seien weiter zutiefst verunsichert, betonte Karpinski. "Drohende Fahrverbote in den Ballungsgebieten machen gebrauchte Diesel fast unverkäuflich." Im August 2017 hatte der Handel nach Verbandsangaben rund 300.000 Euro-5-Diesel-Pkw auf seinen Höfen stehen. Gut die Hälfte der Autohändler gab in einer aktuellen Umfrage an, dass ihr Bestand an diesen Dieselautos seitdem weiter gestiegen sei.

Profitabilität leidet

Wegen der zahlreichen Gebrauchtwagen auf Halde und der noch zu erwartenden Leasing-Rückläufer sei die Lage für einen Teil der Unternehmen inzwischen existenzbedrohend, so Karpinski. Diesel-Pkw würden inzwischen durchschnittlich 100 Tage beim Handel stehen, Benziner hingegen nur 80 Tage. Jeder Standtag koste rund 28 Euro pro Tag und Fahrzeug. Hinzu komme der Wertverlust mit einigen tausend Euro pro Fahrzeug. Das hat Folgen für die Profitabilität: Die Durchschnittsrendite der Kfz-Betrieb lag nach vorläufigen Berechnungen 2017 bei 1,3 bis 1,6 Prozent – nach 1,7 Prozent im Jahr davor.

Karpinski: "Daher ist es umso wichtiger, dass es auf politischer Ebene in Sachen Hardware-Nachrüstung älterer Diesel jetzt schnell vorangeht." Ein positives Signal in diese Richtung sei die Aussage im Koalitionsvertrag, die Nachrüstung von Diesel-Bestandsfahrzeugen mit NOx-reduzierender Technik in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Diesel-Expertenrunden regeln zu wollen (wir berichteten).

Laut Verband büßte das Gebrauchtwagengeschäft im vergangenen Jahr 1,9 Prozent ein. Insgesamt setzte die Branche mit Pkw aus zweiter Hand 66,3 Milliarden Euro um. Von den knapp 7,3 Millionen Besitzumschreibungen (Vorjahr 7,4 Millionen) erfolgten 4,98 Millionen über den Handel. Das waren 68 Prozent des Gesamtmarkts. (rp)

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