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Diesel-Fahrverbote: Branche hält Umrüstung von Autos für kaum möglich

28.02.2017 08:59 Uhr
Diesel-Fahrverbote: Branche hält Umrüstung von Autos für kaum möglich
Die Autobranche hält eine Umrüstung von Dieselautos wegen absehbarer Fahrverbote für kaum möglich.
© Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

In Stuttgart sollen viele Dieselautos 2018 zeitweise draußen bleiben, damit die Luft besser wird. Das haben die Behörden kürzlich beschlossen. Also schnell sein Auto in die Werkstatt bringen und die vermeintliche Dreckschleuder sauber bekommen?

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Die Autobranche hält eine Umrüstung von Dieselautos wegen absehbarer Fahrverbote für kaum möglich. Solche temporären Verbote plant Stuttgart ab 2018 - dann sollen Dieselautos ohne die strengste Abgasnorm Euro 6 an bestimmten Tagen aus Teilen der Stadt verbannt werden. "Eine komplette Nachrüstung von Euro 5 auf Euro 6 wäre sehr komplex und würde umfangreiche und tiefe Eingriffe in die Motorsteuerung und Abgasanlage erfordern", teilt der Verband der Automobilindustrie (VDA) auf Anfrage mit. Eine solche Nachrüstung von Gebrauchtwagen wäre "technisch sehr aufwendig und mit hohen Kosten verbunden".

Stuttgart hatte kürzlich Fahrverbote beschlossen, die ab 2018 an Tagen mit hoher Luftverschmutzung in Teilen der Innenstadt gelten sollen. Auch in Düsseldorf könnte ein solches Verbot kommen. Im Gegensatz zum VDA hält die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Nachrüstung für praktikabel. Deren Chef Jürgen Resch sieht die Skepsis der Autohersteller als Beleg, dass die Firmen kein Interesse an der Nachrüstung hätten.

Der Tenor der Autobauer hingegen ist klar. Eine Umrüstung sei "in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht nicht sinnvoll", teilte Daimler mit. Solch ein Eingriff würde eine Neuzertifizierung der Fahrzeuge bei den Behörden voraussetzen. "Aus unserer Sicht ist dies für den Kunden keine praktikable Lösung und somit nicht zu empfehlen." Aus Sicht von Audi ist der Eingriff in den Motor, damit die strengen Euro-6-Vorgaben erfüllt werden, "keine Option". "Wegen des technischen Aufwands und der entsprechenden Hürden für eine Nachrüstung ist das keine wirtschaftliche Lösung", so ein Sprecher.

Zu möglichen Preisen eines aufwendigen Eingriffes machten die Firmen keine Angaben. Ein klares Nein kam von Porsche. "Eine Umrüstung ist schon vom baulichen Aufwand her nicht praktikabel", sagte ein Firmensprecher. Opel wollte sich nicht äußern.

Euro-5-Autos gelten plötzlich als veraltet und schmutzig

Seit September 2015 müssen neu zugelassene Dieselautos in Deutschland die Euro-6-Norm erfüllen - bis zum Sommer 2015 wurden noch Euro-5-Autos als Neuwagen verkauft, die nun wegen der Abgasbelastung als veraltet und schmutzig gelten. Der Grenzwert für Stickoxide (NOx) sank bei Euro 6 deutlich, und zwar von 180 Milligramm pro gefahrenem Kilometer auf 80 Milligramm. Diese Reduktion wird vor allem mit Harnstoff ermöglicht - durch diesen Stoff wird das gefährliche Stickoxid zu harmlosem Dampf. Hierbei nutzt die Branche das sogenannte SCR-System (Selective Catalytic Reduction), bei dem ein Katalysator und ein Tank für Harnstoff (AdBlue) installiert werden.

Bei der Frage, ob man dieses System nachträglich einbauen könnte, verweisen die Branchenvertreter auf Platzprobleme. "Das ist insbesondere bei kleineren Fahrzeugen aufgrund des geringen Bauraums kaum möglich", erklärt der VDA. Bei BMW klingt es noch deutlicher: Nachrüstungen der Systeme mit AdBlue-Tank seien "auch bei hohem finanziellem Aufwand aufgrund bestehender Einschränkungen durch die Fahrzeugarchitektur grundsätzlich nicht umsetzbar". Reine Softwaremaßnahmen wären nicht zielführend, da diese keine ausreichende Senkung von Stickoxiden böten.

Ist es also völlig unmöglich, dass ein Euro-5-Auto in der Werkstatt auf das Euro-6-Level gebracht wird und Fahrverbote somit nicht gelten? So klar wollte das mancher Branchenvertreter nicht formulieren. "Nachrüstlösungen" seien im Einzelfall zu prüfen und könnten nicht pauschal über die Fahrzeugmodelle und -motoren bescheinigt werden, sagte ein BMW-Sprecher.

Etwa jedes zweite Auto in Deutschland ist ein Dieselfahrzeug. Wie viele könnten rein theoretisch von städtischen Fahrverboten betroffen sein? Nach Schätzung des VDA dürften Anfang 2018 - wenn an manchen Tagen also erste Fahrverbote greifen könnten - knapp drei von vier Dieselautos (71,8 Prozent) keine Euro-6-Norm haben. (dpa)

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KOMMENTARE


A.J.K.

01.03.2017 - 12:09 Uhr

Glauben denn die Stadtverwalter ernshaft das es damit getan ist mal schnell auf die Dieselfahrer draufzuhauen und Ihre Stadt ist wieder Feinstaubfrei. Das Problem besteht doch schon -zig Jahre und erst als in München vor Jahren geklagt wurde da die Grenzwerte damals schon seit Jahren bei weitem überschritten wurden sind die anderen Städte auch aufgewacht. Ja dann hat man gelbe, grüne und rote Plaketten eingeführt und was hats gebracht ... nix! Feinstaub ist doch überall, z.B. viele viele Holzöfen, Reifenabrieb, Industrieabgase, jeder Zug der vorbeifährt wirbelt Feinstaub auf, selbst der Wind bringt noch was, u.s.w. Es ist nicht damit getan eine Gruppe zum Schuldigen zu erklären um das Gewissen oder die Bevölkerung zu beruhigen (man hat ja was getan und Wahlen stehen auch schon wieder an), da wären viele weitere Maßnahmen durchzusetzen nur unsere Politiker sind feige und trauen sich nicht. Der Anteil der Dieselfahrzeuge ist nur ein ganz kleiner Teil der Feinstaubbelastung aber es ist einfach mal wieder dem Autofahrer der in gutem Gewissen ein sparsames Auto gekauft hat, was anzuhängen als sich mit der tatsächlichen Ursache auseinander zu setzen. Es ist doch abzusehen, selbst wenn man die Dieselfahrzeuge aus den Städten verbannt, die Feinstaubbelastung wird sich kaum ändern und was dann......? Wer ist der nächste schuldige? Irgendwas wird man dem Autofahrer schon noch unterschieben können.


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