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Adblue: Blau machen

17.11.2017 11:00 Uhr
Adblue: Blau machen

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Wer heute einen Diesel fährt, hat es nicht leicht. Denn nach dem VW-Abgasskandal und aufgrund der Euro V- und VI-Regelungen werden die Diesel-Abgaswerte scharf überwacht. Kfz-Werkstätten brauchen deshalb immer mehr Werkzeuge, Ausrüstung und Diagnosegeräte, um die von den Automobilherstellern vermehrt verbauten SCR-Technologien (Selective Catalytic Reduction) warten bzw. reparieren zu können.

Dazu gehört es, dass Werkstätten in der Lage sein müssen, den Harnstoff tropffrei bei Bedarf aus dem Vorratstank des Fahrzeuges abpumpen zu können. Dies ist notwendig, da die Haltbarkeit der Harnstofflösung begrenzt und deshalb das Absaugen bei jedem Service vorgeschrieben ist. "Beim Absaugen der Flüssigkeit ist streng darauf zu achten, dass nichts verschüttet wird", sagt Michael Zahn, Produktmanager und technischer Berater bei der Autotestgeräte Leitenberger GmbH in Kirchentellinsfurt. "Bereits geringe Mengen, zum Beispiel auf den Polstern, können üble Gerüche verursachen. Zudem kristallisiert die Flüssigkeit in Verbindung mit Luft schnell aus und bildet eine schmierige weiße Substanz, die nur mit viel Wasser beseitigt werden kann." Letztlich können auch Ammoniak-Dämpfe entstehen, die die Schleimhäute stark reizen. Speziell Pumpen, Anschlüsse und Schlauchsysteme müssen daher absolut dicht sein und Tropfenfreiheit gewährleisten.

Überbefüllung vermeiden

Ein Absaugen, Um- und Auffüllen kann aber auch notwendig werden, wenn der Harnstoff-Tank überfüllt wurde oder eine Störung des SCR-Systems durch Verunreinigungen vorliegt. "Speziell mit billigen AdBlue-Befüllgeräten geschieht es immer wieder, dass der Harnstofftank überfüllt wird", sagt Dirk Stier, Vertriebsleiter bei der GL GmbH Metall- und Werkstattechnik aus Frickenhausen. "Dann kommt es entweder zu einer OBD-Fehlermeldung oder der Ultraschall-Sensor im AdBlue-Tank misst nichts mehr und meldet einen leeren Tank." In beiden Fällen kann es passieren, dass das Fahrzeug durch die OBD gesperrt wird und sich nicht mehr starten lässt, obwohl AdBlue im Tank ist. "Für die Werkstatt bedeutet dies zunächst, dass der Fehler ausgelesen und gelöscht und der AdBlue-Tank korrekt befüllt werden muss", so Dirk Stier. "Das heißt eine Stunde Mehrarbeit, die kein Kunde bezahlt." Spätestens an diesem Punkt zeigt sich, dass ein Vollfüllen des Tanks mit Kanister und Einfüllschlauch nicht funktionieren kann, da es schnell zu einem Überfüllen mit AdBlue kommt. "Man sollte mit einem Kanister nur dann Nachfüllen, wenn es zum Beispiel unterwegs nicht anders möglich ist", ergänzt Dirk Stier. "Werkstätten sollten hingegen immer spezielle Befüllgeräte einsetzen." Neben GL werden geeignete Hilfsmittel zum Beispiel auch von Leitenberger, Lümatic, Piusi und Rapid angeboten. Dirk Stier weist hier noch darauf hin, dass man sich beim Kauf eines Geräts vom Hersteller versichern lassen sollte, dass es universell und prozesssicher eingesetzt werden kann. "Dann gibt es auch keinen Ärger mit überfüllten Tanks", weiß der erfahrene Betriebsleiter.

Wichtig ist auch, dass das Befüllgerät in seiner Größe dem Einsatz in der Werkstatt angepasst ist. Mit Ausnahme von Lehnert haben alle genannten Hersteller mobile Befüllgeräte mit unterschiedlich großen Gebinde-Aufnahmemöglichkeiten von 5 bis 210 Liter im Programm. Diese können mit 12, aber auch mit 230 Volt betrieben werden. 12-Volt-Ausführungen sind vor allem für Werkstätten von Vorteil, die auch mal schnell einen SCR-Service unter freiem Himmel durchführen müssen. Die fest installierten Geräte der Hersteller greifen hingegen auf IBC-Container zurück. Hier reicht der Vorrat bis Größenordnungen von 10.000 Liter. Wer nur wenige SCR-Services durchführen muss, dem genügen Geräte mit Gebindegrößen von 5 bis 60 Liter. Sind die Services gelegentlich auszuführen, sollten Befüllgeräte für 60- bzw. 210-Liter-Gebinde mit Durchflussmesser bevorzugt werden. Gehört das Betanken mit AdBlue zum Tagesgeschäft, ist ein festinstalliertes Gerät mit Durchflussmesser und automatischer Endabschaltung die beste Wahl. Die weitestgehend automatisierten Funktionen bei diesem Gerätetyp ermöglichen es dem Werkstattmitarbeiter, zwischenzeitlich auch andere Dinge zu erledigen.

Diagnose mit Prüfkit

Neben dem Befüllen des AdBlue-Tanks rückt auch die Diagnose des SCR-Systems für viele Kfz-Werkstätten seit dem VW-Dieselskandal immer mehr in den Fokus der Service-Arbeiten. Hierzu gehört, wie Tobias Lehnert, Geschäftsführer und Inhaber von Lehnert Tools in Neuenstadt, weiß, "neben der Messung der Qualität des Harnstoffes auch die Überprüfung der Einspritzmenge und des Einspritzdruckes zu den wichtigen Messgrößen beim SCR-Service." Um Werkstätten bei diesem wachsenden Geschäftsfeld tatkräftig zu unterstützen, bieten Leitenberger und Lehnert Prüfkits zur Entnahme und Konzentrationsprüfung von AdBlue an. Proben der Harnstoff-Wasser-Lösung können hiermit aus dem Tank tropfenfrei entnommen, analysiert und anschließend beurteilt werden. Die Komponenten der Prüfkits stehen auch einzeln zur Verfügung. Sind Absaug- und Befüllgeräte bereits vorhanden, kann das kleine handliche Refraktometer zur Messung der Harnstoff-Konzentration der Harnstoff-Wasser-Lösung einzeln bezogen werden.

Sowohl Tobias Lehnert als auch Michael Zahn empfehlen jeder Werkstatt sich ein Harnstoff-Konzentrations-Prüfkit zuzulegen, denn lange Lagerungszeiten bewirken eine schleichende Zersetzung der Harnstoff-Wasser-Lösung und damit eine Beeinträchtigung der Abgasreinigung. Mit dem kleinen Handheld-Gerät kann jedoch schnell bei der Anlieferung, nach der Lagerung oder am Kundenfahrzeug die Qualität des Harnstoffs geprüft werden. "Ärger mit Kunden kann so sicher vorgebaut werden", so Tobias Lehnert.

Dass das Handling der SCR-Systeme für Kfz-Werkstätten immer wichtiger wird, zeigt auch eine Prognose des BFT (Bundesverband Freier Tankstellen e.V.) aus Bonn. Diese geht aufgrund des vermehrten Einsatzes von SCR-Systemen in Dieselfahrzeugen und einer im Vergleich zu heute fünfzigprozentigen Verbrauchssteigerung von Harnstoff pro Fahrzeug von einem stetig wachsenden Bedarf an AdBlue aus. Das bestätigt auch das Marketing von Röchling Automotive. Hiernach wird es bald keine Diesel mehr ohne SCR-System geben. Deshalb setzt Röchling bei der Entwicklung von SCR-Pkw-Systemen alles daran, die Betankung für den Endkunden so schnell, geruch- und gefahrlos wie möglich zu gestalten.

Die Hersteller von SCR-Diagnosegeräten, -Werkzeugen und -Zubehör haben hierauf bereits reagiert ( siehe auch Seite 42). Sie bieten alles, was freie und markengebundene Werkstätten benötigen, um schon heute fachgerecht jegliche SCR-Service- und Reparaturarbeiten durchführen zu können. Es liegt jetzt an den Werkstätten, den Anschluss nicht zu verpassen.

Kurzfassung

Seit dem VW-Abgasskandal legen Besitzer von Dieselfahrzeugen besonders Wert darauf, dass die Abgaswerte ihrer Fahrzeuge die Euronormen erfüllen. Viele neue Diesel-Pkw haben deshalb ein SCR(Selective Catalytic Reduction)-System an Bord. Damit jedoch die katalytische Reduktion über Harnstoff auch zuverlässig dauerhaft funktioniert, muss das SCR-System regelmäßig gewartet und nachgetankt werden. Die Werkstattausrüster bieten hierzu vielerlei nützliche Werkzeuge und Geräte an.

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