Es ist ein Verbrechen wie aus einem Kriminalroman: Der bekannte Nürnberger Schönheitschirurg Franz Gsell wird vor elf Jahren von Einbrechern überfallen und schwer verletzt. Er stirbt an den Folgen. Danach vermuten die Ermittler einen Zusammenhang mit einem geplanten Versicherungsbetrug und verdächtigen eine Autoschieberbande. Danach tut sich lange nichts – bis durch Zufall zwei Männer ins Visier der Ermittler geraten. Sie sollen - eine fast unglaubliche Konstellation - am gleichen Tag wie die Autoschieber bei Gsell gewesen sein, völlig unabhängig von ihnen. Es waren also anscheinend zwei Verbrechen. Seit Dienstag wird der Fall vor dem Landgericht in Nürnberg verhandelt. Gsells Witwe soll in dem neuen Prozess als Zeugin auftreten.
Schon mehrfach sollte das Verbrechen gerichtlich aufgeklärt werden. Doch es gab mehrere Pannen. Dass das Verfahren gegen die 38 und 45 Jahre alten, einschlägig vorbestraften Männer nun endlich eröffnet werden kann, ist auch für das Gericht eine kleine Überraschung. Nur einer der Angeklagten saß in Untersuchungshaft. Der andere wurde per Haftbefehl gesucht, erscheint aber freiwillig im Nürnberger Saal 600. Möglicherweise will er verhindern, dass der andere Beschuldigte ihm die Tat in die Schuhe schiebt.
Als erster Zeuge sagt ein Polizist aus. Der 42-Jährige erzählt, wie am 5. Januar 2003 der Notruf von Franz Gsell eingeht. Der 76-Jährige sei von maskierten Männern mit fremdländischem Akzent überfallen und mehrmals geschlagen worden. Sie stehlen Geld, eine teure Uhr und Schmuck und lassen den gebrechlichen Mediziner gefesselt und verletzt zurück. Das laut Anklage "stark übergewichtige und gesundheitlich angegriffene" Opfer stirbt knapp drei Monate später an Multiorganversagen.
Zunächst vermuten Polizei und Staatsanwaltschaft einen Zusammenhang mit einem versuchten Versicherungsbetrug. Gsell und seine damalige Frau wollten zusammen mit einer Autoschieberbande den teuren Wagen der beiden ins Ausland schaffen und die Versicherungssumme kassieren. Bei der Übergabe hätte es zum Streit gekommen sein können. Zwei Autoschieber und Gsells Frau werden später auch verurteilt. Doch eine Beteiligung an Gsells Tod kann keinem von ihnen nachgewiesen werden.