Auf dem weltgrößten Automarkt in China haben Wettbewerbshüter Preisnachlässe für Reparaturen und Ersatzteile von deutschen und anderen Herstellern von Oberklassefahrzeugen gefordert. Dies geht aus einer am Montag von Staatsmedien abgedruckten Stellungnahme der mächtigen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) hervor.
Branchenprimus Audi kündigte umgehend an, die Preise für Ersatzteile in China zu senken. "Als Premium-Marktführer hat Audi die Preisanpassung proaktiv vorgenommen", teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. "Audi und sein Joint-Venture FAW-Volkswagen unterstützen das Bemühen der NDRC, die Preisgestaltung im After-Sales-Bereich Chinas zu untersuchen." Vom ersten August an sollen Audi-Ersatzteile bis zu 38 Prozent günstiger verkauft werden, berichteten chinesische Medien.
Audi sprach in seiner Mitteilung von Kostenvorteilen durch gestiegene Auslieferungen, die nun an die Kunden weitergegeben würden. Zuvor hatte auch Jaguar Land Rover Preisnachlässe angekündigt. Die Anti-Monopolabteilung der NDRC begrüßte laut Mitteilung die Entscheidungen von Audi sowie Jaguar Land Rover. Sie forderte ein ähnliches Vorgehen von anderen ausländischen Autobauern in China. Für Rückfragen war die Behörde am Montag zunächst nicht erreichbar.
Der Vorstoß von den Wettbewerbshütern der NDRC kommt für Analyst Max Warburton überraschend. Seit zwei Jahren hätten ausländische Firmen im Visier der Ermittler gestanden, "aber wir hatten keine direkten Anweisungen zu Preisnachlässen erwartet", schrieb Warburton in einer Branchenstudie.
Analyst: Kaum Einfluss auf Profit
"Die Ermäßigungen werden nur einen mäßigen Einfluss auf den Profit von Jaguar Land Rover und Audi haben", prognostizierte der Analyst. Aber das Vorgehen der Behörden stimme Investoren skeptisch. Sie könnten weiteren Druck der Regierung befürchten. Auf dem internationalen Automarkt schätzte Warburton den Anteil des Geschäfts mit Ersatzteilen auf rund zehn Prozent des Umsatzes. Gleichzeitig sei der Verkauf jedoch sehr lukrativ für Autohersteller, und verspreche Margen von bis zu 40 Prozent.
Druck auf weitere Autohersteller hält Warburton für wahrscheinlich. "BMW und Mercedes scheinen naheliegende Ziele", schreibt der Analyst. Das chinesische Finanzmagazin "Yicai" berichtete, dass Mercedes bereits Anfang Juli die Preisen für Aftersales-Dienstleistungen um bis zu 20 Prozent gesenkt habe. Daimler-China-Vorstand Hubertus Troska hatte am Freitag einen Kommentar zum Vorgehen der NDRC abgelehnt. Daimler sowie BMW waren am Montag zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. (dpa)